Gespräch am Rande: Oberbürgermeister Dieter Krone (Lingen), Forum- Vorsitzender Simon Göhler, Michael Grünberg, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Osnabrück. (v.L.) Foto: Bernhard Kües.

Marc- André Burgdorf, Michael Grünberg, Simon Göhler, Georg Aehling. Foto: Bernhard Kües.

Zu einem großen Erfolg wurde die vom Forums-Vorstand unter Leitung von Simon Göhler vorbereitete Feier des Forum Juden-Christen Altkreis Lingen e.V. zu seinem 40. Geburtstag. Am 5. April 1983 wurde in der Gemeinde St. Josef in Lingen-Laxten der Arbeitskreis Judentum-Christentum gegründet. Mit  geladenen Gästen wurde dieser Jahrestag am 3.April 2023 am Gründungsort gefeiert. Als Zeugen dieser Zeit anwesend waren der damalige Vikar der Gemeinde, Pastor Dr. Kraienhorst, und der Gründungsvorsitzende Josef Möddel. Insgesamt nahmen vier Vorsitzende teil, neben Josef Möddel sein Nachfolger als Vorsitzender Pastor Wolfgang Becker, der langjährige Vorsitzende des Forums, Dr. Heribert Lange, und der aktuelle Vorsitzende Simon Göhler.  Aus der Politik nahmen die Bundestagsabgeordneten Dr. Daniela de Ridder (SPD) und Albert Stegemann (CDU) teil. Anwesend waren Oberbürgermeister Dieter Krone (Lingen), die Bürgermeister Godehard Ritz (Freren) und Markus Silies (Emsbüren) und der emsländische Landrat Marc- André Burgdorf. Letzterer richtete namens der Kommunalpolitiker ein beeindruckendes Grußwort an die Festgemeinde. v.l. Marc- André Burgdorf, Michael Grünberg, Simon Göhler, Georg Aehling. Foto: Bernhard Kües. Zuvor hatte im Anschluss an die einleitenden Worte des Vorsitzenden des Forums, Simon Göhler, der Vorstandsvorsitzende der Jüdischen Gemeinde Osnabrück, Michael Grünberg gesprochen. Grünberg rief dazu auf, in der Erinnerungsarbeit nicht nachzulassen. Man hätte sich laut Michael Grünberg, dem gebürtig aus Sögel stammenden Vorsteher der Jüdischen Gemeinde Osnabrück, eigentlich denken können, dass zur Zeit der Gründung des Arbeitskreises Judentum-Christentum vor 40 Jahren ‚schon vieles auf den Weg gebracht worden ist in Bezug an die Erinnerung an und Aufklärung dieser Verbrechen. Dem war aber nicht so.‘ Er erinnerte in diesem Zusammenhang auch (…) an seine Eltern. ‚Als diese in den 60er-Jahren zum ersten Mal nach Israel reisten, konnten sie es sich dort kaum erlauben, deutsch zu sprechen.‘ Aus diesem Grund bedankte sich Michael Grünberg für das Engagement der Mitglieder des Arbeitskreises sowie des 2001 daraus hervorgegangenen Forum Juden-Christen. Er bezeichnete es als ‚Wunder‘, was bis heute aus den Anfängen vor 40 Jahren entstanden ist und ergänzte anspielend auf den Titel ‚Es begann mit dem Jüdischen Friedhof‘ des nun veröffentlichten Buches: ‚In diesem Fall ist der Friedhof ja tatsächlich der Ausgangspunkt dieser Entwicklung gewesen. Normalerweise ist dies ja der Endpunkt. Am Ende blieb vom Bielefelder Transport nur jeder Zehnte am Leben’, erklärte Grünberg bei der Vorstellung des Buches weiter. Gut 90 Mitstreiter, Vereinsmitglieder sowie den Vereinszielen verbundene Bürger waren dazu in die Gemeindebegegnungsstätte St. Josef in Lingen-Laxten gekommen.“ 

Lauschen dem Duo NIHZ und Baruch Chauskin: Simon Göhler, Michael Grünberg, Ruth de Vries, Ruth Grünberg, Bernhard Ebenthal (v.l.) Foto: LT, Carsten van Bevern (mit freundlicher Genehmigung)

Neben dem Gedenken an die Arbeitskreis-Gründung diente die Veranstaltung zugleich der Vorstellung des Buches „Es begann mit dem jüdischen Friedhof.“ Verleger Georg Aehling führte anhand einer Präsentation in den Aufbau des Buches ein.

Collage aus vier Werken: Anne Scherger, Verfolgt und ermordet, Karl- Heinz Vehring, Jüdische Bürger nach dem 2. Weltkrieg in Lingen, Angela Prenger und Friedhelm Wolski-Prenger, Allein in die Freiheit und das vorgestellte Buch. Foto: LT Carsten van Bevern, mit freundlicher Genehmigung

Die Autoren Angela Prenger und Friedhelm Wolski-Prenger stellten zwei Kapitel vor. Angela Prenger berichtete über den vom anwesenden Johannes Wiemker begründeten Arbeitsbereich „Judentum begreifen“. Sie verwies darauf, dass die Veranstaltung wegen der anstehenden Seder-Vorbereitungen zu Pessach vorverlegt wurde, da sonst die Teilnahme der jüdischen Gäste nicht möglich gewesen wäre. Unter anderem hätte Kantor Baruch Chauskin nicht teilnehmen können, was angesichts der Begeisterung, die sein Gesang wiederum auslöste, bedauerlich gewesen wäre. Er wurde meisterlich vom Duo NIHZ (Sanna van Elst und Bobby Rootveld) begleitet. Letztere hatten wegen der Termin-Vorverlegung einen geplanten Auftritt abgesagt.

Die gefeierten Musiker; Bobby Rootveld, Sanna van Elst, Baruch Chauskin. Foto: Bernhard Kües.

Angela Prenger stellte fest, dass das Forum immer noch zu wenig über das heutige Judentum wisse. „Wir müssen immer weiter lernen!“ Friedhelm Wolski-Prenger ging auf das letzte Buchkapitel „Politische Einmischungen“ ein. Er bedauerte nochmals , dass der Rat der Stadt Lingen gegen das Votum von Oberbürgermeister Krone am Namen der von den Nazis 1938 so benannten Bernd-Rosemeyer-Straße festhalte. Wolski-Prenger schloss mit der Prognose, dass das letzte Wort über den Nazi-Straßennamen noch nicht gesprochen sei.

Die Autoren. Foto: Rainer Rings

Es folgte eine Gesprächsrunde zur Vereinsgeschichte unter Leitung von Vorstandsmitglied Godehard Ritz. Daran beteiligt war Anne-Dore Jakob (jetzt Berlin), die als Pax-Christi-Aktive mit dem Arbeitskreis bei Ausstellungen und Publikationen mitgearbeitet hatte. Dr. Kraienhorst ging auf die Anfangszeit des Arbeitskreises ein, Pastor Wolfgang Becker sprach darüber, wie sich wegen der zunehmenden Aktivitäten des Arbeitskreises die Gründung eines Vereins abzeichnete. Dr. Heribert Lange berichtete von den Jahren ab 2005, als sich das im April 2001 gegründeten Forum in einer schweren finanziellen Krise befand.

v.l. Godehard Ritz, Anne-Dore Jakob, Dr. Bernhard Kraienhorst, Pastor Wolfgang Becker, Dr. Heribert Lange. Foto: LT, Carsten van Bevern, mit freundlicher Genehmigung.

Der „Rettungsvorsitzende“ war Dr. Walter Klöppel. Wegen dessen bald eintretenden Erkrankung leitete ab 2008 häufiger Lange den Verein, zu dessen Vorsitzenden er 2013 gewählt wurde. Seit 2022 ist Simon Göhler Vorsitzender des Forums. 

Erhielten von Simon Göhler – wie alle Beteiligten – aus der Hand von Simon Göhler Präsente: Autorin, Autor, Verleger. Foto: Bernhard Kües.

Nach dem offiziellen Teil ergaben sich viele Gespräche am Rande eines Buffets.

Vier Vorsitzende am Buffet! v.l. Dr. Heribert Lange, Josef Möddel, Simon Göhler, Pastor Wolfgang Becker. Foto: Rainer Rings

Der Bericht von Carsten van Bevern erschien in der Lingener Tagespost am Jahrestag, dem 5. April 2023 unter der Überschrift “Alles begann mit dem Jüdischen Friedhof”. Auszugsweise zitiert (blaue Textteile) wird aus der Online- Fassung, die sich findet unter https://www.noz.de/lokales/lengerich/artikel/buch-zum-40-jaehrigen-bestehen-des-forum-juden-christen-in-lingen-44476550 Ein Beitrag von Marie Lipinsky bei EmsTV findet sich unter https://emstv.de/videobeitrag/ml1-es-begann-mit-dem-judischen-friedhof/ Das Forum dankt den Medienvertretern für die Berichte.