Forum Judentum Christentum

forumjc

Eva Essmann gestorben – Forum Juden-Christen trauert um eine gute Freundin

22 Montag Nov 2021

Posted by forumjc in Aktuelles, Allgemein

Am 7. November 2021, dem Tag der Vorstellung der Biografie von Bernhard Grünberg, starb Eva Essmann. Ohne sie wäre das Buch in der vorliegenden Form nicht entstanden, die emsländischen weiterführenden Schulen hätten keinen Klassensatz des Geschichtsbuches vom Forum Juden-Christen erhalten.

In der Lingener Tagespost erschien der folgenden Nachruf von Thomas Pertz:

„Eva Essmann und die Stadt Lingen – das war eine Herzens- angelegenheit. Nach langer, geduldig ertragener Krankheit, ist die Förderin zahlreicher kultureller und sozialer Projekte im Alter von 76 Jahren gestorben. Mit ihr verliert die Stadt eine außergewöhnliche Persönlichkeit: Eine feingliedrige Frau mit dem Sinn für das Schöne und die Liebe zum Detail, aber auch mit einem empathischen Blick dafür, wo in der Stadtgesellschaft Hilfe und Unterstützung notwendig ist.

Die Frau des 2017 verstorbenen Lingener Unternehmers Heinrich Essmann, die in Mönchengladbach aufwuchs, kam aus einem begüterten Haus. Erst auf der Wilhelmshöhe bei „Mutter Essmann“, wie sie ihre Schwiegermutter zu nennen pflegte, lernte sie das Kochen. Der Wilhelmshöhe, Elternhaus ihres Mannes, war Eva Essmann ihr Leben lang verbunden. Die Sanierung des altehrwürdigen Gebäudes wäre ohne sie undenkbar und die Bürger der Stadt um ein mit unzähligen Erinnerungen gefülltes Haus ärmer gewesen.

Neben diesem großen Projekt waren es aber vor allem die vielen kleineren Institutionen, Einrichtungen und Initiativen, die Eva Essmann in Lingen über eine 2012 ins Leben gerufene Stiftung oder auch persönlich unterstützte: Ob es das Marionettentheater war oder die Sanierung des Centralkinos, den SKF oder die Lingener Tafel und Buchprojekte wie zuletzt die Biografie über den jüdischen Ehrenbürger Bernhard Grünberg.

http://www.forum-juden-christen.de/wie-bernhard-gruenberg-als-junge-hitler-ueberlebte-neue-biografie-erschienen/

Im Juli dieses Jahres wurde sie mit dem Verdienstkreuz am Bande des Niedersächsischen Verdienstordens geehrt. Lingens Oberbürgermeister Dieter Krone überreichte ihr die Auszeichnung im Namen von Ministerpräsident Stephan Weil. „Ihr umfangreiches und vielfältiges Engagement für kulturelle, sportliche, soziale und andere Belange in unserer Stadt sowie in der näheren Umgebung ist außergewöhnlich, wirkt nachhaltig und sucht seinesgleichen“, würdigte Krone das Engagement Eva Essmanns.

Dabei half und wirkte sie nie von oben herab: An die Essmann-Fahrer im Unternehmen verteilte die Lingenerin selbst gebackene Stutenkerle und nach einem Festessen gab sie stets selbst in der Küche eine Runde aus für das Servicepersonal.

Das Vermögen der Familie verstellte ihr nicht den Blick für das Notwendige und die Wertschätzung anderer. Den Menschen zugewandt, das war Eva Essmann ihr Leben lang.”

https://www.noz.de/lokales/lingen/artikel/2483950/lingen-verliert-eine-grosse-foerderin-eva-essmann-ist-gestorben

Das Forum Juden-Christen dankt Eva Essmann für die großzügige Unterstützung bei der Gestaltung des Vorplatzes der Jüdischen Schule und der andauernden Pflege des Geländes sowie ihres Engagements auf dem Jüdischen Friedhof, nicht zuletzt bei der Gestaltung des Grabes von Bernhard Grünberg. Das Forum Juden- Christen Altkreis Lingen e.V. wird die Person und das Engagement von Eva Essmann für die Erinnerungskultur in Ehren halten.

Gedenken an die Novemberpogrome in Lingen 2021- Reden von Stefan Heskamp und Walter Höltermann

11 Donnerstag Nov 2021

Posted by forumjc in Aktuelles, Allgemein

Am 9.11.2021 fand die traditionelle Feier zum Gedenken an die Novemberpogrome im „Garten der Erinnerung“ (Bernhard Grünberg) am Gedenkort Jüdische Schule statt.

Für die Stadt Lingen führte Bürgermeister Stefan Heskamp aus:

„Alte Synagogen und wie hier in Lingen der Lern- und Gedenkort Jüdische Schule sind stumme Zeugen verlorenen Lebens in Deutschland – auch in Lingen. Sie sollen uns während der offiziellen Gedenkstunde mahnen und zugleich die Erinnerung an die ermordeten jüdischen Lingenerinnen und Lingener und alle anderen sechs Millionen Juden wachhalten. Allesamt Ankläger, die ihre Mörder nicht selbst belangen konnten, weil ihre Stimmen verstummt sind. – Die Bilanz des Novemberpogroms in Deutschland war verheerend: eine vierstellige Zahl zerstörter Synagogen und Bethäuser, tausende demolierter Geschäfte und Betriebe, ungezählte verwüstete Wohnungen, Altersheime und Friedhöfe, mindestens 91 direkt sowie über tausend indirekt durch Freitode, Folgen der Verletzungen oder der KZ-Haft ums Leben gekommene Juden, von denen zirka 30.000 in diverse Konzentrationslager deportiert wurden. –Auch hier in Lingen spielten sich furchtbare Szenen ab. Das Novemberpogrom war ein allen sichtbares Fanal: Niemand konnte mehr daran zweifeln, dass es den Nazis mit ihrer antisemitischen Hetze blutiger Ernst war. (…)

Von den aus Lingen deportierten Juden überlebte nur Ruth Heilbronn. In diesem Jahr wäre sie am 14. November 100 Jahre alt geworden.
Die 20-Jährige hatte sich 1941 dem so genannten Bielefelder Transport freiwillig angeschlossen, um bei ihren Eltern bleiben zu können. Ruth überlebt das Ghetto Riga, das KZ Stutthof und die Todesmärsche: ‘Wir sind fast vier Wochen in der Kälte marschiert. Wir marschierten nachts, tagsüber hat man uns in Bauernhöfen untergebracht. Die meisten von uns waren krank: Typhus, Gelbsucht usw. (…) Wir haben kaum etwas zu essen bekommen. Die nicht mehr weiterkonnten und zurückblieben, wurden am Straßenrand erschossen,‘ berichtet Ruth Foster später.(…) Bei einer Größe von 1,76 Meter habe sie damals noch 40 Kilo gewogen. – (…) Berichte wie der von Ruth Foster geben nur einen kleinen Eindruck von der Hölle der Shoah. Danach war eigentlich schon der Gedanke vermessen, es könne je wieder jüdisches Leben in Deutschland geben.

Doch Jüdinnen und Juden aus Deutschland und aus den besetzten Ländern, die die Lager überlebt hatten oder emigriert waren, kehrten zurück beziehungsweise gingen nach Deutschland. (…) Es entstanden wieder jüdische Gemeinden, Synagogen wurden wiederaufgebaut. Es ist ein kostbares Geschenk, dass Deutschland heute wieder eine Heimat für Juden sein darf.“

Foto: ems-Vechte-Welle (Wibke Pollmann)

Der Stellvertretende Vorsitzende des Forums, Dr. Walter Höltermann, erinnerte an das Versagen der Gesellschaft angesichts des erstmals öffentlich vollzogenen Terrors gegen jüdische Menschen: „Die Frage nach diesem ‚Warum‘ beantwortet sich (…) in der Reflexion dessen, was wir Werte nennen und was unsere Haltung formt. Diese Grundüberzeugungen vom Humanismus, der christlichen Nächstenliebe und der Demokratie waren 1938 offensichtlich im öffentlichen Raum nicht mehr vorhanden, hatten sich in der Gleichschaltung des nationalsozialistischen Staates aufgelöst. Insofern war jeder auf sich selbst gestellt und musste jeder individuell selbst eine eigene Haltung, ein eigenes Verständnis für die Geschehnisse entwickeln. Er wurde dabei von all denen, von denen er eigentlich eine Orientierung und Unterstützung hätte erwarten können, allein gelassen. Reinhold Schneider, ein 1903 in Baden geborener Schriftsteller, hat dieses in seiner Schrift ‚Das Unzerstörbare‘ nach dem Ende des nationalsozialistischen Staates aufgegriffen. Tief betrübt war er über das Versagen der katholischen Kirche und des christlich erzogenen Bürgertums im Dritten Reich. ‚Spätestens am Tage des Synagogensturms‘, so Schneider, ‚hätte die Kirche schwesterlich neben der Synagoge erscheinen müssen. Es ist entscheidend, dass das nicht geschah. Aber‘, so Schneider weiter, ‚was tat ich selbst. Als ich von den Bränden, Plünderungen, Gräueln hörte, verschloss ich mich in meinem Arbeitszimmer, zu feige, um mich dem Geschehen zu stellen und etwas zu sagen.‘ -(…) Ursächlich für die Auslieferung eines gesamten Staates an eine Bande von Verbrechern und Mördern ist augenscheinlich der Mangel an politischer Erziehung gewesen. Der Nationalsozialismus war eine Lehre der Oberfläche und er verbreitete sich mit Hilfe der Massenpsychose. Er ging ja nicht – wenigstens für die meisten Menschen bewusst nicht – in die Tiefe. Und so kommt das für den Betrachter von außen verwunderliche Bild zustande, dass sich die Menschen zum großen Teil nie vom Nationalsozialismus getroffen fühlten und sich auch mit seinen Schandtaten nie identifiziert haben. Diese These beweist sich beispielsweise auch in unserer Stadt anhand einer umstrittenen Straßenbenennung.“ – Höltermann benennt aber auch eine der wenigen mutigen Widerstandshandlungen: „Erinnerung allein ist noch keine Erinnerungskultur. Diese wird erst dann verwirklicht, wenn sie in die Zukunft hinein gerichtet ist, wenn wir aus der Erinnerung heraus Lehren für unser heutiges Leben formulieren können. Ich denke dabei können uns Vorbilder hilfreich sein, die durch ihr Verhalten ein Beispiel gesetzt haben. Ich erinnere in diesem Zusammenhang an den Polizeioberleutnant Wilhelm Krützfeld. Dieser war in der Nacht vom 9. auf den 10. November leitender Beamter in der Polizeiwache Berlin Mitte. Als ihm mitgeteilt wurde, dass SA-Männer die Synagoge in der Oranienburger Straße angezündet haben, rückte er mit seinen Mitarbeitern aus und sorgte mit vorgehaltener Pistole dafür, dass der Brand gelöscht wurde und die Synagoge weitgehend erhalten blieb. Weder Krützfeld noch einer seiner Beamten wurde im Nachhinein dafür belangt. Dieses Beispiel zeigt nicht nur, dass Widerstand nicht immer sinnlos war, sondern zwingt mich auch zu einem Nachdenken über Mut und die Übernahme von Verantwortung.“ Lassen sie mich zum Schluss drei Folgerungen formulieren, die sich für mich in der Erinnerung an die Ereignisse des Novemberpogroms 1938 für das Heute ergeben: (…)

1. Ganz im Sinne von Michael Friedmann: Entweder gibt es eine Zukunft für uns alle, die wir frei leben wollen, oder für niemanden für uns.

2. Ganz im Sinne von Kurt Tucholsky: Machen wir uns fähig, nicht nur zuzuschauen und uns innerlich begrenzen, wenn wir in eine Situation kommen, die unseren Grundüberzeugungen widerspricht. Sagen wir dann laut NEIN.

3. Ganz im Sinne von Sophie Scholl: Antworten wir auf die allgegenwärtige Hetze der Gegenwart nicht mit der Trägheit des Herzens.“

s.a. den Podcast der Ems-Vechte-Welle

https://www.emsvechtewelle.de/gegen-das-vergessen-gedenkfeier-anlaesslich-der-reichspogromnacht-in-lingen/

 

Das Forum Juden-Christen Altkreis Lingen e.V. trauert um Bernhard Fritze

10 Mittwoch Nov 2021

Posted by forumjc in Aktuelles, Allgemein

Im gesegneten Alter von 96 Jahren ist am 6. November unser langjähriges Mitglied, unser Freund, Förderer, Unterstützer des Forums Juden-Christen (früher: Arbeitskreis Judentum-Christentum) und wohl letzter örtlicher Zeitzeuge der NS-Herrschaft von 1933 – 1945, Bernhard Fritze, an seinem späteren Lebensort Freren gestorben. Bis zum Erreichen des Altersruhestands war Bernhard Fritze dort als Lehrer und Rektor der Franziskus – Demann-Schule tätig.

Geboren wurde Bernhard Fritze 1925 in Lingen. Am 30. Januar 1933 war er noch nicht acht Jahre alt, sollte danach aber bis zum Kriegsende 1945 zusammen mit seiner Familie zum Leben unter der NS-Herrschaft verurteilt sein. Hier war er Nachbar der jüdischen Familie Heilbronn, kannte die 3 Jahre ältere Ruth Heilbronn – die spätere Ruth Foster – gut, gehörte zu ihren Spielgefährten und erlebte im Dezember 1941 auch ihren Abtransport, zusammen mit ihren Eltern mit den „Bielefelder Transporten“ in das Ghetto Riga. Schon vorher hatte er unmittelbar in der Nacht vom 9. zum 10. November 1938, also als 13-jähriger, den Brand und die Zerstörung der Synagoge in Lingen miterlebt. Er berichtete darüber immer wieder voller Erschütterung und voller Abscheu – zuletzt bei einer unserer Versammlungen im Frühjahr 2019.

Nach der Rückkehr Ruth Fosters anlässlich der Einladung der Stadt Lingen in ihre Geburtsstadt 1984, also vor inzwischen beinahe 40 Jahren, lud Bernhard Fritze seine Kindheits- und Jugendfreundin Ruth Foster schon bald in seine Frerener Schule ein, wo die Überlebende der Schoa als eine der ersten im Emsland den Kindern der Franziskus – Demann-Schule von der Geschichte und dem Schicksal ihrer Familie und dem Schicksal der Jüdinnen und Juden in Deutschland und ihrer Ermordung in den Todesfabriken der Nazis erzählte. Das dabei entstandene, überaus bewegende Tondokument ihres Berichts ist bis heute erhalten.

Bernhard Fritze wurde so zum Initiator, Mitbegründer und Pionier der Erinnerungsarbeit im damaligen Altkreis Lingen. Uns allen im späteren Forum Juden- Christen stand er engagiert und treu, aber auch immer sehr sachkundig zur Seite. Mit Bernhard Fritzes Tod hat das Forum Juden-Christen einen nimmermüden Erinnerer und Gefährten verloren.

Er möge ruhen in Frieden.

Wie Bernhard Grünberg als Junge Hitler überlebte- Neue Biografie erschienen

09 Dienstag Nov 2021

Posted by forumjc in Aktuelles, Allgemein

Thomas Pertz, Redaktionsleiter der “Lingener Tagespost” berichtete über die Buchvorstellung, die das Forum Juden-Christen mit erheblicher fianzieller Unterstützung des Vereins “2021- Jüdisches Leben in Deutschland” am Sonntag, dem 7. November 2021 ausrichten konnte. Miteinlader war der Verleger von “edition virgines”, Georg Aehling. Es folgen Auszüge aus dem Bericht von Thomas Pertz: ” Die bewegende Lebensgeschichte von Bernhard Grünberg, Lingener Jude und Ehrenbürger der Stadt, ist nun auch in einem Buch nachzulesen. Am Sonntag wurde es auf der Wilhelmshöhe vorgestellt. (…) ‘Bernhard Grünberg – Allein in die Freiheit. Wie ein emsländischer Junge Hitler überlebte’ lautet der Titel der Biografie. (…) Dank der finanziellen Unterstützung durch die Lingener Sponsorin Eva Essmann können den über 50 weiterführenden Schulen im Emsland jeweils 40 Exemplare des Buches kostenlos zur Verfügung gestellt werden.

Exemplare der Biografie für ihre Schule nahm Alina Wehn von Heribert Lange, Ehrenvorsitzender des Forums, entgegen. Foto und Text: Thomas Pertz

Eine normale Kindheit bis 1933, ‘dann Ausgrenzung, Demütigung, Gewalt und Entrechtung’: So führte Walter Höltermann, stellvertretender Vorsitzender des Forums Juden-Christen, in das Leben Grünbergs und die Biografie über ihn ein. Sie soll auch nach dem Tod von Zeitzeugen wie Grünberg oder der vor wenigen Tagen verstorbenen Lathenerin Erna de Vries nachhallen. 

Auch deshalb, um zu verhindern, was der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Osnabrück, Michael Grünberg, in seinem Grußwort sagte: ‘Jeder Mensch stirbt zweimal: einmal, wenn er die Welt verlässt und einmal, wenn sein Name nicht mehr erwähnt wird.’ Zeitzeugen des Holocaust gebe es immer weniger, so Grünberg. ‘Es liegt an uns, deren Geschichten wachzuhalten, daraus zu lernen und weiterzugeben.’

Darauf wies auch Eva Essmann hin. Der Ehrenvorsitzende des Forums Juden-Christen, Heribert Lange, las das Grußwort Essmanns vor, in dem die aus Krankheitsgründen verhinderte Sponsorin von dem langgehegten Wunsch Grünbergs sprach: ‘Ein Dokument zu schaffen, das noch nach seinem Tod von seinem Leben zeugt.’ Es käme insbesondere auf die jungen Menschen an, ‘die dunkle Geschichte dieses jüdischen Jungen weiterzutragen, damit sie nie vergessen wird.’ 

Aufgeschrieben haben sie Angela Prenger und ihr Mann Friedhelm Wolski-Prenger. Sie spannen in dem Buch den großen Bogen von Grünbergs Kindheit über das Leben und Überleben in England als neuer Heimat  bis zu seinem Tod am 16. Januar 2021 und seine Beerdigung auf dem Jüdischen Friedhof. Wibke Zech, Schülerin der BBS Lingen, hat es gelesen. ‘Was mich besonders beeindruckt hat, ist diese positive Einstellung von ihm, dass er nicht aufgegeben und uns etwas weitergegeben hat’, sagte die Schülerin.

Verleger Georg Aehling, Walter Höltermann, stellvertretender Vorsitzender des Forums Juden-Christen, Angela Prenger, Schülerin Wibke Zech und Friedhelm Wolski-Prenger (von links) beim Gespräch über das Buch. Foto und Text: Thomas Pertz

Musikalisch umrahmt von Kantor Baruch Chauskin und dem Duo Nihz mit Sanna van Elst und Bobby Rootveld, endete die Buchvorstellung mit der Weitergabe der ersten Exemplare an die weiterführenden Schulen des Emslandes. ‘Er hat sich sehr gefreut am Telefon über das Buch – das war für uns der größte Ansporn’,  erinnerte sich Angela Prenger an eines der letzten Gespräche.”

Foto: Anne-Dore Jakob

Der ganze Artikel der LT findet sich unter https://www.noz.de/lokales/lingen/artikel/2471858/lingen-wie-bernhard-gruenberg-als-junge-hitler-ueberlebte

Der Kommentar von Thomas Pertz findet sich unter https://www.noz.de/lokales/lingen/artikel/2472240/gruenberg-biografie-ein-zeitzeuge-in-lingen-der-nicht-verstummt

 

Auch die Ems-Vechte-Welle berichtete über die Veranstaltungm, s.a. den Podcast von Wiebke Pollmann unter  https://www.emsvechtewelle.de/biografie-ueber-bernhard-gruenberg-in-lingen-offiziell-vorgestellt/

Foto: ems-vechte-Welle/ Wiebke Pollmann

Das Buch kann bestellt werden unter https://www.editionvirgines.de/Products/196/78/BERNHARD-GRueNBERG—Allein-in-die-Freiheit.html

Nachruf auf Erna de Vries

27 Mittwoch Okt 2021

Posted by forumjc in Aktuelles, Allgemein

Erna de Vries verstorben –

Das Forum Juden-Christen Altkreis Lingen nimmt Abschied von einer herausragenden Zeitzeugin der Schoa

In den Morgenstunden des 24. Oktober 2021 ist Erna de Vries, wenige Tage nach ihrem 98. Geburtstag, verstorben. Auch wenn sie zuletzt gesundheitlich geschwächt und ihr Tod daher leider zu erwarten war, so ist dieser doch eine Zäsur, da eine eminent wichtige Zeitzeugin des Überlebenskampfes und der Vernichtung der Juden in Deutschland sich für immer von dieser Welt verabschiedet hat.

Die Lebensgeschichte von Erna de Vries ist ein Spiegelbild dessen, was jüdischen Menschen in Deutschland zwischen 1933 und 1945 angetan wurde. Sie wuchs in gesicherten bürgerlichen Verhältnissen in Kaiserslautern auf und musste nach der „Machtergreifung“ alle Stadien der Judenverfolgung erleiden: Ausgrenzung, Demütigung, Entrechtung, Beraubung sowie Inhaftierung in Konzentrations- und Vernichtungslagern, bis hin zum Miterleben der Ermordung der Mutter. Die Orte Auschwitz-Birkenau und Ravensbrück und der Todesmarsch durch Mecklenburg lassen erahnen, was für apokalyptische Erfahrungen damit verbunden waren.

Von diesen hat Erna de Vries ab 1998 über einen Zeitraum von über 20 Jahren in vielen Schulen und anderen Orten berichtet. Der Vortrag ihrer Lebensgeschichte hat die Gräueltaten der Naziterroristen und ihrer Helferinnen und Helfer über eine reine Darstellung der Fakten dargestellt und somit einen anderen Zugang zu den Verbrechen ermöglicht. Auch durch ihre beeindruckende Persönlichkeit ist es ihr gelungen, vor allem ihren jungen Zuhörern im Spannungsfeld von Erinnerung und Versöhnung, nicht nur ein Begreifen der Schoa, sondern darüber hinaus eine Werteorientierung zu verschaffen. Insofern waren ihre Vorträge, auch beim Forum Juden-Christen Altkreis Lingen e.V., Lehrstücke im wahrsten Sinne des Wortes.

Erna de Vries wurde am 27. Oktober auf dem jüdischen Friedhof in Lathen beigesetzt. Das Forum Juden-Christen wird ihr ein ehrendes Angedenken bewahren.

Erna de Vries bei einem Vortrag an der Marienhausschule Meppen. Foto: Sebastian Migura, Meppener Tagespost

Bitte beachten Sie auch die Auswahl von Nachrufen aus Medien: 

https://www.noz.de/lokales/lathen/artikel/2461410/du-wolltest-jeden-tag-leben-erna-de-vries-in-lathen-beigesetzt

https://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/menschen/nachruf-auf-die-holocaust-ueberlebende-erna-de-vries-17603187.html

https://www.sueddeutsche.de/kultur/erna-de-vries-oliver-polak-auschwitz-nachruf-holocaust-1.5449073

https://www.juedische-allgemeine.de/unsere-woche/trauer-um-erna-de-vries

Gedenken an die Progromnacht 1938 – 9. November 2021

21 Donnerstag Okt 2021

Posted by forumjc in Archiv

Kurzinfo über die geplanten Veranstaltungen

LINGEN

18:00 Uhr Ökumenischer Gottesdienst in der St.-Josef- Kirche Lingen-Laxten mit Kl. 12. des Franziskus-Gymnasiums, Ende ca. 19:00 Uhr

19:30 Uhr Gedenkveranstaltung an der Jüdischen Schule, musikalische Umrahmung organisiert die Stadt Lingen, Gedenkreden von OB Dieter Krone und Dr. Walter Höltermann

LENGERICH

10:00 Uhr Gedenkveranstaltung. Die dortige, von der Stadt Lengerich durchgeführte Veranstaltung findet in diesem Jahr statt. Dr. Walter Höltermann nimmt daran teil und wird dort auch für das Forum sprechen.

FREREN

9:30 Uhr Gedenkveranstaltung am Mahnmal vor dem Jüdischen Bethaus mit Schülerinnen und Schülern.

s.a. den Bericht von Carsten van Bevern in der Lingener tagespost:

https://www.noz.de/lokales/lingen/artikel/2469265/die-nacht-in-der-nicht-nur-in-lingen-die-synagoge-brannte

Dr. Walter Höltermann führt das Forum Juden-Christen / Gernot Wilke – Ewert zurückgetreten

05 Dienstag Okt 2021

Posted by forumjc in Aktuelles, Allgemein

Mit sofortiger Wirkung ist Herr Gernot Wilke-Ewert am 11. September 2021 von seinem Amt als Vorsitzender des Forums Juden-Christen Altkreis Lingen e.V. zurückgetreten.

Der Rücktritt erfolgte aus persönlichen Gründen, die sich auf die mit dem Amt verbundene Arbeitslast beziehen.

Der Verein dankt Gernot Wilke-Ewert für seine bisherige Tätigkeit, mit der er dem Forum neue Impulse gegeben und eine in die Zukunft gerichtete Erinnerungsarbeit weiterentwickelt hat.

Bis zu einer Neuwahl wird das Amt des Vorsitzenden durch seinen bisherigen Stellvertreter, Dr. Walter Höltermann, wahrgenommen.

Keldungs: „Brandstifter waren die Nazis.“Rechtsbrüche in der Hitlerdiktatur

25 Samstag Sep 2021

Posted by forumjc in Aktuelles, Allgemein

Zum ersten „Lehrhausgespräch“ nach langer Coronapause konnte das Forum Juden-Christen etwa vierzig Zuhörerinnen und Zuhörer begrüßen. Im Gemeindesaal der evangelischen Johanneskirchengemeinde kündigten Simon Göhler für das Forum und Dr. Kerstin Dälken für den mit veranstaltenden Lingener Anwaltsverein den Düsseldorfer Juristen und Autor Karl-Heinz Keldungs an.

Keldungs referierte über den Missbrauch des Rechts, den die Nazis sofort nach der Machtübertragung an Adolf Hitler begannen. Bereits vor dem „Ermächtigungsgesetz“ wurden die Bürger- und Menschenrechte der Weimarer Reichsverfassung mit Hilfe des Reichspräsidenten von Hindenburg eingeschränkt. Keldungs widersprach einflussreichen Historikern, die den Brand des Reichstagsgebäudes am 27.2.1933 dem ehemaligen Kommunisten Marinus van der Lubbe zuschrieben. Keldungs verwies darauf, dass van der Lubbe, faktisch blind, unmöglich in der Lage gewesen sei, das Gebäude in Brand zu setzen. Es habe bereits vor dem Brand Verhaftungslisten gegeben. Für Keldungs steht fest, dass die Nazis selbst die Brandstifter waren, um Hindenburg zum Verbot von Demonstrationen von Hitlergegnern und zur Vernichtung der KPD zu veranlassen. Mit der „Lex van der Lubbe“ begingen die Nazis offenen Rechtsbruch, indem sie nachträglich die Todesstrafe für Brandstiftung verfügten und damit den Grundsatz „Keine Strafe ohne Gesetz“ außer Kraft setzten.

Foto: Simon Göhler

Mit dem „Ermächtigungsgesetz“, dem nur die noch nicht verhafteten SPD- Abgeordneten widersprachen, wurden die rechtlichen Maßnahmen gegen politische Gegner und jüdische Menschen verschärft.

Keldungs zeichnete nach, wie die Nazis und sie unterstützende einflussreiche Rechtsgelehrte nach und nach jüdische Menschen entrechteten, lange bevor der Völkermord an den europäischen Juden ins Werk gesetzt wurde. Der Referent verwies darauf, dass viele in der Zeit des Naziterrors einflussreiche Spitzenjuristen nach 1945 Karriere machten. So war der Chef des Kanzleramtes von Konrad Adenauer, Hans Globke, in der Nazizeit als Kommentator der verbrecherischen „Nürnberger Gesetze“ hervorgetreten.

Dem Vortrag folgte eine mehr als einstündige Diskussion, in der es neben der Schuld von Juristen auch die von Ärzten oder Pädagogen sowie deren Nachkriegskarrieren ging. Auf das Versagen der großen christlichen Kirchen gegenüber den Mördern im Staatsamt machten Theologinnen aufmerksam.

“Judentum begreifen” mit FOS-SchülerInnen

23 Donnerstag Sep 2021

Posted by forumjc in Aktuelles, Allgemein

Schülerinnen und Schüler der Fachoberschule Gestaltung der BBS Lingen informierten sich im Gedenkort Jüdische Schule über jüdisches Leben. Studienreferendar Christian Veltmann, der seine Abschlussarbeit im Fach Religion schreibt, hatte das Forum darum gebeten, über die Arbeit des Forums, jüdische Opfer des Naziterrors aus Lingen und jüdische Religion zu informieren. Angela Prenger, im Forum für das Thema „Judentum begreifen“ zuständig, unterzog sich dieser Aufgabe sehr gern.

Eine Gruppe der FOS Gestaltung vor dem Gedenkstein zur Erinnerung an die ermordeten jüdischen Menschen aus Lingen. Links Angela Prenger, in der Mitte Christian Veltmann. Foto: fwp

Coronabedingt wurde die Klasse in zwei Gruppen aufgeteilt. Von der ersten Gruppe wurden kurze Referate gehalten.           

Mit dem Thema Schabbat kam es zu Gesprächen über die Bedeutung eines arbeitsfreien Tages, den Christen mit dem Sonntag und Muslime mit dem Freitag übernahmen. Foto: fwp

Wie beeindruckt die Schülerinnen und Schüler vom Gedenkort Jüdische Schule und den Diskussionen mit der Referentin waren, zeigt ein Eintrag ins Gästebuch durch Lea Heetlage und Hennes Reinel. Foto: fwp 

Friedhofsführung mit Walter Höltermann

12 Sonntag Sep 2021

Posted by forumjc in Aktuelles

Links im Bild Dr. Walter Höltermann, der die Führung leitetete.

Foto: Friedhelm Wolski-Prenger

Mit dem Feiertag Rosch Haschana (hebräisch “Kopf des Jahres” ), dem jüdische Neujahrsfest, begann am 6. September 2021 das Jahr 5782 nach jüdischer Zeitrechnung.  Es begann damit für gläubige jüdische Menschen eine Zeit der Umkehr und Buße. Die Entscheidung, ob Verletzungen anderer verziehen werden, fällt in den zehn Tagen zwischen Rosch Haschana und dem  Versöhnungsfest Jom Kippur, in diesem Jahr am 16. September. 

Das Forum Juden-Christen bot aus diesem Anlass – wie seit langem Tradition – am Mittwoch, dem 15. September um 17:00 Uhr einen geführten Besuch auf dem Jüdischen Friedhof Lingen an, an dem zahlreiche interessierte Bürgerinnen und Bürger teilnahmen. Während noch kurz vor Beginn der Führung starker Regen niederfiel, schien zu Beginn der Führung die Sonne.

← Ältere Beiträge
Neuere Beiträge →
MENÜMENÜ
  • Wer und was wir sind
    • Satzung
    • Beitrittserklärung
  • Veranstaltungen
  • Erinnerungen
    • Menschen
    • Orte
    • Lokale Literatur
  • Aktuelles
  • Archiv
    • 2005 - 2015
    • 2004
    • 2003
    • 2002
    • 2001
    • 1996 - 2000
  • Bildergalerie
  • Links
  • Kontakt
  • Impressum
  • Datenschutzerklärung