Forum Judentum Christentum

Allgemein

Lingener Kulturausschuss sollte Umbenennung der „Bernd-Rosemeyer-Straße“ zu „Fredy-Markreich-Straße“ empfehlen

20 Montag Jun 2022

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Auf der Tagesordnung der bevorstehenden Sitzung des Kulturausschusses der Stadt Lingen (Ems) findet sich der Punkt „Umbenennung der Straße Bernd Rosemeyer“. Der Vorsitzende des Forum Juden-Christen Altkreis Lingen e.V., Simon Göhler, erklärt dazu: „Seit langem tritt das Forum für eine Umbenennung dieser Straße ein. Diese Benennung durch die Nazis 1938 ist eine Ehrung, die dem SS- Hauptsturmführer Rosemeyer als Propagandisten des NS-Regimes in der Demokratie nicht zusteht.“

Göhler verweist auf einen Vorstandsbeschluss, demzufolge der in der Erinnerungs- und Antirassismusarbeit tätige Verein für die Umbenennung der „Bernd-Rosemeyer-Straße“ in „Fredy-Markreich-Straße“ eintritt. Damit solle anstelle der Ehrung eines Täter-Repräsentanten ein Vertreter der Opfer des Naziterrors geehrt wer­den.

Das Forum wird sich Göhler zufolge im Vorfeld der entscheidenden Ratssitzung weiter für die Abkehr der Ehrung für einen SS-Offizier einsetzen.

Forum Juden-Christen trauert um Erika Ahlers

31 Dienstag Mai 2022

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Bis zum 30. April währte das Leben unseres langjährigen Mitglieds Erika Ahlers auf dieser Welt. Dann starb sie – inzwischen 92 Jahre alt. Ihr Tod erfüllt uns mit Trauer.

Selbst Pfarrerstochter, hatte Erika Ahlers als Diakonin Beruf und Lebensaufgabe in der evangelischen Gemeindearbeit und Seelsorge gefunden. Zusammen mit Pastor Dreger von der Lingener Kreuzkirchengemeinde war sie schon bald auch bei den ersten Aktivitäten des damaligen Arbeitskreises Judentum-Christentum in den 1980-er Jahren dabei und sodann auch als aktives Mitglied des Forum Juden-Christen und bei Pax Christi.

Sie engagierte sich in den 80-er Jahren in der Friedensbewegung. Erika Ahlers initiierte bereits 1983 das halbstündige Friedensgebet an jedem Mittwochvormittag. Ein Protokollheft mit Namen, Liedern und Texten weist Themen für annähernd 2000  Friedensgebete aus. Erika Ahlers sorgte über vier Jahrzehnte stets  für ein wechselndes Team zur Vorbereitung und Durchführung des Gebetes.

Unsere Erinnerungsarbeit unterstützte sie aus Überzeugung. Denn sie kannte den Schrecken des Nationalsozialismus mit seiner teuflischen, menschenverachtenden und mörderischen Ideologie aus eigener Anschauung, und was sie über die Shoah bis dahin noch nicht wusste, erfuhr sie bei ihren nimmermüden Besuchen der Schreckensstätten und Todesfabriken der Nazis, und sie war, so wie wir alle, in den vergangenen Jahren tief betroffen über das Wiedererstarken von Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus.

Aus den Lehrhausgesprächen des Forum in der Jüdischen Schule war sie seit deren Start im Jahr 2003 nicht wegzudenken.

Erika Ahlers war ein Mensch, der überzeugt war, von dem was man sagt und von dem, was man tut. Sie war von unerschütterlicher Beharrlichkeit, immer aber auch von vorbildlicher Geduld. Vor allem aber war sie ein Mensch von unüberwindlicher Güte.

So groß der Verlust auch ist, den ihr Tod für uns bedeutet, so gewiss wird die Erinnerung an sie in unseren Köpfen und in unseren Herzen weiterleben. Sie war für uns alle in ihrer fürsorglichen Weise eine Leuchte des Alters.

Nachtrag aus Anlass einer Überraschung: Für ihre jahrelange Verbundenheit zum Arbeitskreis Judentum-Christentum und zum Verein Forum Juden-Christen Altkreis Lingen e.V. möchten wir uns bei Erika Ahlers sehr herzlich bedanken!

Erika Ahlers hinterließ dem Forum wertvolle Bücher. Foto: Simon Göhler

Umso mehr freut es uns, dass Erika Ahlers uns einen Teil Ihrer Bücher vermacht hat. Für diese Bücherspende wollen wir ganz herzlich „DANKE“ sagen. Diese Bücher über jüdische Religion, jüdische Kultur und zur Schoa werden wir erhalten und Interessierten zur Verfügung stellen.

Simon Göhler, Vorsitzender Forum Juden-Christen

 

„Interreligiöses Lernen“ – Studienseminar Katholische Religion besucht Jüdische Schule

19 Donnerstag Mai 2022

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Erstmals nach langer Corona-Pause trafen sich angehende Lehrerinnen für das Fach Katholische Religion des Studienseminars Nordhorn mit Fachseminarleiterin Rita Albers. Im Gedenkort Jüdische Schule Lingen an der Jakob- Wolff- Straße referierte Sonja Nimz (Haselünne) über das Thema „Interreligiöses Lernen“. Als ein Praxisbeispiel stellte Nimz die Drei-Religionen-Schule in Osnabrück vor, in der christliche, muslimische und jüdische Schülerinnen und Schüler gemeinsam lernen.

Sonja Nimz referiert über Interreligiöses Lernen. Fotos: fwp

Bei der technischen Vorbereitung unterstützte der Vorsitzende des Forum Juden-Christen, Simon Göhler, die Referentin, die sich akribisch auf ihren Vortrag vorbereitet hatte und sich dazu mehrmals mit Vorstandsmitgliedern des Forums traf.

Schalom- Steine von Josef Möddel

Während einer Pause erhielten die 15 Teilnehmerinnen aus der Hand der Stellvertretenden Vorsitzenden des Forums, Angela Prenger, je einen „Schalom-Stein“. Josef Möddel, Gründungsvorsitzender des Arbeitskreises Judentum-Christentum, aus dem das Forum hervorging, bemalt jeden Tag einen solchen Stein für Besucher des Lernortes.

Freuen sich über ihren Schalom-Stein: Maira Brinkhaus (Haselünne), Maren Pielage (Papenburg) und Madlen Schwering (Meppen), v.l.n.r.

Prenger informierte im Anschluss die Seminaristinnen über zwei Frauen, die für die emsländische Erinnerungskultur sehr wichtig waren. Helga Hanauer hatte 1975 das Verschweigen jüdischen Lebens in Lingen scharf kritisiert und damit den Mantel des Vergessens fortgeweht. Ruth Foster, geb. Heilbronn, legte den Grundstein für die Wiederkehr von Überlebenden der Schoah und deren Nachfahren nach Lingen.

Friedhelm Wolski- Prenger vom Forum-Vorstand stellte den Verein vor und berichtete über die Geschichte der Jüdischen Schule.

Nach einem Spaziergang zum Jüdischen Friedhof traf sich die Gruppe mit Georg Wichmann. Das Vorstandsmitglied des Forums führte sachkundig über die Begräbnisstätte. Unter anderem berichtete Wichmann über das Schicksal des letzten Vorstehers der Lingener Synagogengemeinde, Jakob Wolff. Nach KZ-Haft 1938 verstarb Wollf 1941. Er musste heimlich begraben werden. Der Gedenkstein für ihn und seine von den Nazis ermordete Ehefrau Emma wurde im Jahr 1996 durch den Arbeitskreis Judentum-Christentum errichtet.

Georg Wichmann informiert über das Schicksal von Jakob und Emma Wolff.

 

Pfadfinder in der Jüdischen Schule- Vortrag von Heribert Lange

09 Montag Mai 2022

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Unter Führung von Klaus Erdbrink kamen  Mitglieder des Stammes „Eberhard von Danckelmann“ des evangelischen Verbandes christlicher Pfadfinderinnen und Pfadfinder (VCP) aus Lingen mit einer Reihe jugendlicher und jung gebliebener Besucher zu Besuch zum Gedenkort Jüdische Schule. Die Pfadfinder hatten zuvor an den 49 Stolpersteinen in Lingen der ermordeten jüdischen Nazi-Opfer gedacht und weiße Rosen zu ihrer Ehre niedergelegt. 

Die Jugendlichen waren bestens informiert über den Nazi-Terror. Dennoch folgten sie mehr als eine Stunde mit sichtbarem und angespanntem Interesse  dem Vortrag des Ehrenvorsitzenden des Forums, Dr. Heribert Lange, über die Geschichte der Juden in Lingen und die in den 70-er und 80-er Jahren begonnene  Aufarbeitung jüdischen Lebens im Emsland und die Verbrechen der Nazis. Die Gruppe bedankte sich beim Forum für die Erinnerungsarbeit.

Dr. Heribert Lange mit den Pfadfindern am Synagogen-Gedenkstein vor der Jüdischen Schule Foto: Rainer Kempe (VCP) 

 

„Judentum begreifen“ in der Jüdischen Schule/ Georgianum Lingen zu Gast beim Forum

05 Donnerstag Mai 2022

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Im Rahmen des Projektes „Judentum begreifen“ des Forum Juden-Christen besuchten 75 Schülerinnen und Schüler von 5. und 6. Klassen des Gymnasiums Georgianum in drei „Schichten“ den Gedenkort Jüdische Schule in Lingen. Dass Präsenzveranstaltungen nach langer Corona – Pause wieder möglich sind, freute Angela Prenger. Die neugewählte Stellvertretende Vorsitzende des Forums vertritt den Arbeitsbereich. Prenger: „Das von Johannes Wiemker und Inessa Goldman entwickelte Projekt will die jüdische Religion besonders jungen Menschen erfahrbar machen.“ Zu den Zielen des Projektes gehöre auch, Vorurteilen entgegenzuwirken. „In der Begegnung können wir Fremdheit überwinden, dann entfalten antisemitische Hetzparolen keine Wirkung!“

Die Klasse 5b des Georgianums. Rechts neben Shimon Motsa Lehrerin Anne Edeler, links Angela Prenger, links im Hintergrund Dr. Walter Höltermann. Foto: fwp

Daher freuten sich Angela Prenger und der ebenfalls anwesende weitere Stellvertretende Vorsitzende des Forums, Dr. Walter Höltermann, über das große Interesse der Elf- und Zwölfjährigen. Referent Shimon Motsa, Projektkoordinator des Osnabrücker Vereins „Judentum begreifen e.V.“ und Assistent des Rabbiners der jüdischen Gemeinde Osnabrück, konnte sich kaum der vielen Nachfragen erwehren. Zu vielen der von Motsa vorgestellten Gegenstände wollten die bestens vorbereiteten Zuhörer mehr wissen. So wollten sie mehr von der Toralesung hören. Motsa erklärte die Schwierigkeiten der hebräischen Schrift, die ohne Vokale auskomme.

Mats Nyhof ließ sich als jüdischer Beter einkleiden. Foto: Stefan Roters

 

Auch vom Blasen des Schofar konnten die Gymnasiasten nicht genug bekommen. Grundsätzlich wird für das Schofar ein Widderhorn benutzt. Das von Motsa benutzte Instrument stammt von einer Antilope.

Kann nicht jeder: Shimon Motsa bläst zum Erstaunen der Schülerinnen und Schüler das Schofar. Foto: fwp

„Darf ein Jude in einer Kirche beten?“ lautete eine Frage. Shimon Motsa verneinte und begründete dies mit dem jüdischen Bilderverbot. „Wir glauben an den einen Gott, dessen Namen auszusprechen wir möglichst vermeiden, auch bilden wir ihn nicht ab. In Kirchen aber gibt es in Kirchenfenstern und Altarbildern oft Darstellungen von Gott.“

Besonders Mädchen fanden interessant, was Motsa über die Rolle der jüdischen Frau ausführte. „Sie stehen über den Männern. Mädchen sind bereits mit zwölf Jahren religiös volljährig, Jungen erst mit 13.“ Das liege daran, dass die Mädchen reifer seien. Jude sei nur, wer von einer jüdischen Mutter geboren worden sei oder in einem langwierigen Prozess zum jüdischen Glauben übertrete.

Zufrieden zeigten sich auch die Lehrpersonen. So äußerte Julia Kurnei: „Eine solche Präsentation durch einen jüdischen Menschen kann eine viel intensivere Wirkung haben als das Aufschlagen des Religionsbuches.“ Auch Anne Edeler kam dieses Angebot sehr gelegen. „Kurz vor den Sommerferien wollen wir am Georgianum Projekttage zum Jüdischen Leben und die Verfolgung der Juden durch die Nazis durchführen.“  

Marion Langeborg dankte  „Angela Prenger und dem Referenten Shimon Motsa ganz herzlich. Ich würde mich freuen, wenn sich in Zukunft weitere Begegnungen möglich machen ließen.“

Auf dem Synagogenplatz vor der Jüdischen Schule durfte sich jeder Gast des Forums einen „Shalomstein“ aussuchen, den der Mitbegründer und langjährige spiritus rector des Arbeitskreises Judentum- Christentum – aus dem das Forum hervorging – ,Josef Möddel, für sie bemalt hatte.

Shalom-Steine“ bemalt der Mitbegründer des Arbeitskreises Judentum-Christentum, Josef Möddel- jeden Tag einen. Die Schülerinnen und Schüler bekamen jeweils eine Stein zur Erinnerung. Hier freut sich Naia Soblis Guirnales über ihren Stein. Foto: fwp

Angela Prenger, selbst Theologin, verwies abschließend die zumeist christlichen Schüler darauf, dass die jüdische Religion die Wurzel des Christentums und des Islam sei. „Wesentliche Teile der Thora sind das Erste Testament der Christen. Wir verdanken dem Judentum zum Beispiel einen arbeitsfreien Tag in der Woche.“ Das sei auch eine kulturelle Errungenschaft, die es zu erhalten gelte.

Aline Wendland von der Ems-Vechte-Welle interviewte zwei Schüler zu ihren Eindrücken. Das Forum freute sich über das Interesse des regionalen Radiosenders. Foto: fwp

Auch Shimon Motsa wurde von Aline Wendland interviewt. Links Angela Penger, rechts Anne Edeler. Foto: fwp

Der podcast der Ems-Vechte-Welle von Aline Wendland unter 

https://www.emsvechtewelle.de/schuelerinnen-und-schueler-lernen-in-lingen-judentum-kennen/

Simon Göhler neuer Vorsitzender / Vorstand jünger und weiblicher

24 Sonntag Apr 2022

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Der neue Vorstand (v.l.): Bernhardine van Ol­fen, Godehard Ritz, Christian Lange, Simon Göhler, Dr. Walter Höltermann, Angela Prenger, Peter Lütje, Mechthild Pölking-Oeßelmann, Georg Wichmann, Claudia Meinert, Dr. Friedhelm Wolski-Prenger. Foto: Björn Roth

Mit Simon Göhler (33) hat das Forum Juden- Christen den jüngsten Vorsitzenden seit Gründung des Vereins. Bei einer Mitgliederversammlung in der Halle IV wurde Göhler einstimmig gewählt. Der langjährige Kassenwart des Forums trat dem Verein im Jahr 2011 als 22-jähriger Schüler unter der Ägide von Dr. Walter Klöppel bei, der das Forum aus einer tiefen Krise herausgeführt hatte. Am Buch über den jüdischen Friedhof in Lingen (Ems), das Anne Scherger im Auftrag des Forums und des Heimatvereins Lingen im Jahre 2009 verfasste, arbeitete Simon Göhler ebenso mit wie bei der Neuauflage des Heftes über die Lingener Stolpersteine 2019.

Der neue Vorsitzende dankte seinem Vorgänger Gernot Wilke-Ewert sowie dem Stellvertretenden Vorsitzenden Dr. Walter Höltermann, der die Führung des Forums nach dem Rücktritt von Gernot Wilke-Ewert im September 2021 übernommen hatte, für deren engagierte und erfolgreiche Arbeit.

Zu Beginn bat Versammlungsleiter Walter Höltermann die Anwesenden, sich zum Gedenken an die verstorbenen Mitglieder Eva- Maria Essmann und Bernhard Fritze zu erheben. Frau Essmann habe den Verein nicht nur finanziell sehr gefördert, sondern auch viele Ideen eingebracht. Mit Bernhard Fritze sei einer der letzten Zeitzeugen und guter Freund des Forums verstorben.

Wie Walter Höltermann weiter amtierend sind der Schriftführer Dr. Friedhelm Wolski-Prenger sowie die Beisitzerinnen und Beisitzer Mechthild Pölking-Oeßelmann, Bernhardine van Ol­fen, Godehard Ritz und Georg Wichmann.

Aus gesundheitlichen Gründen kandidierte Michael Fuest nicht mehr als Stellvertretender Vorsitzender. Göhler und Höltermann dankten Fuest für sein langjähriges Engagement. Angela Prenger (Emsbüren) wurde einstimmig als neue Stellvertretende Vorsitzende gewählt. Prenger vertritt in der Nachfolge von Johannes Wiemker den Arbeitsbereich „Judentum begreifen“. Zum Nachfolger von Simon Göhler wurde Christian Lange als neuer Kassenwart gewählt. Weitere Beisitzer wurden Claudia Meinert und Peter Lütje.

Shimon Motsa, Projektkoordinator von “Judentum begreifen e.V.” erklärt die Thora. Foto fwp

Vor Eintritt in die Tagesordnung fand ein inhaltlicher Teil zum Arbeitsbereich „Judentum begreifen“ statt. Meira Motsa, Stellvertretende Vorsitzende des Osnabrücker Vereins „Judentum begreifen e.V.“ und Shimon Motsa, Koordinator des Projekts „Judentum begreifen“, stellten sich persönlich vor und gaben einen Einblick in ihre Projektarbeit und in die jüdische Glaubenswelt.

vl. l. Shimon Motsa, Meira Motsa und Angela Prenger erklären „Judentum begreifen“. Im Hintergrund Simon Göhler. Foto fwp

Vgl. auch den Bericht der LT: https://www.noz.de/lokales/lingen/artikel/lingen-forum-juden-christen-waehlt-simon-goehler-zum-vorsitzenden-24297497

‚Weitermachen‘ ein Prinzip im Leben von Bernhard Grünberg – Jahresfeier zu seiner Beisetzung

08 Freitag Apr 2022

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Grünberg

Der Lingener Ehrenbürger und unermüdlicher Zeitzeuge für die Naziverbrechen gegen Juden und andere, Bernhard Grünberg (1923 – 2021), starb am 16. Januar 2021 in seiner Heimatstadt Derby. Erst am 8. April 2021 konnte er, seinem Wunsch gemäß, auf dem Jüdischen Friedhof in Lingen beerdigt werden. Der Gedenkstein für seine ermordeten Eltern und seine ermordete Schwester wurde auch zu seinem Grabstein.

vl. Baruch Chauskin, Shimi Lang, Rafael Tschernjawski, Michael Grünberg, Werner Hartke, Walter Höltermann. Fotos:fwp

Aus der Osnabrücker Jüdischen Gemeinde kam jetzt anlässlich des Jahrestages der Beisetzung ein Minjan, die für einen jüdischen Gottesdienst erforderlichen zehn Personen, zum Kaddisch-Gebet am Grab Grünbergs. Zum Minjan gehörte Rafael Tschernjawski, mit 14 Jahren so alt wie Bernhard Grünberg war, als er 1937 das Gymnasium verlassen musste. Pünktlich zu der mittäglichen Gedenkfeier am Donnerstag, die das Forum Juden-Christen angeregt hatte, rissen über dem Jüdischen Friedhof die Regenwolken auf und die Sonne brach durch.

Der stellvertretende Bürgermeister Lingens, Werner Hartke, dankte den zahlreichen Menschen, die sich zu Ehren Grünbergs eingefunden hatten. Hartke erinnerte daran, dass Bernhard Grünberg der Stadt Lingen 1986 die Hand gereicht habe. „Wie schon sein Tod, so soll uns nun sein Grab und dieser Gedenk- und Grabstein Mahnung sein, uns auch in Zukunft aktiv gegen Antisemitismus, Rassenwahn und Fremdenfeindlichkeit einzusetzen.“

Rabbiner Shimi Lang stellte mit einem Gleichnis einen Bezug zwischen Bernhard Grünbergs Geburtstag und dem bevorstehenden Pessach-Fest her. „Bei einer Sederfeier am Pessach-Vorababend stellt traditionell das jüngste Kind vier Fragen. Im Buch ‚Der letzte Seder‘ stellt das Kind im Konzentrationslager eine eigene, fünfte Frage: ‚Werde ich im nächsten Jahr wieder Seder erleben? Wirst du im nächsten Jahr Seder erleben?‘ Der Vater antwortet: ‚Das weiß ich nicht. Aber ich weiß, dass irgendwo auf der Welt Seder gefeiert werden wird. Es geht weiter‘. So gilt auch für Bernhard Grünberg: er machte immer weiter – trotz vieler Krisen. ‚Weitermachen‘ – ein Prinzip im Leben von Bernhard Grünberg.“

Baruch Chauskin reziert Psalmen. Vor- und nach der Gedenkfeier Sturm und Regen, bei der Feier Windstille und Sonnenschein

Der Kantor der Jüdischen Gemeinde Osnabrück, Baruch Chauskin, rezitierte in hebräischer Sprache aus dem Psalm 119: „Das ist mir Trost in meiner Betrübnis, dass mir Leben spendet dein Wort.“ Die Thora ist weitgehend das Erste Testament der Christen. Das Kaddisch betete gemeinsam mit dem Minjan der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Osnabrück, Michael Grünberg, einem entfernten Verwandten von Bernhard Grünberg.

Für das Forum Juden-Christen sprach zuvor Dr. Walter Höltermann „Erinnerung wird nur dann zu einer Kultur der Erinnerung, wenn sie an das Derzeitige anknüpft und in die Zukunft schaut. Angela Prenger und Friedhelm Wolski-Prenger haben dem Leben von Bernhard Grünberg nachgespürt und darüber ein Buch geschrieben. Darin findet sich deutlich, wie sehr Bernhard Grünberg nach 1933 an der Ausgrenzung seiner Mitschüler gelitten hat.“ Höltermann weiter: „Die Nationalsozialisten begannen die Ermordung der Juden in Deutschland und in Europa mit Ausgrenzung. Sie wollten erfahren, was sie dem deutschen Volk zumuten können. Danach haben sie die Maßnahmen Zug um Zug verschärft, bis hin zu Auschwitz. Diesen Geschehnissen begegnen wir hier auf diesem Friedhof auf Schritt und Tritt, und diese begleiten uns auch in dieser Mittagsstunde, in der wir des Todes von Bernhard Grünberg gedenken.“

 

„Unverzichtbare Erinnerungsarbeit“ – Bischof Franz- Josef Bode besuchte Forum Juden-Christen

18 Freitag Mrz 2022

Posted by forumjc in Aktuelles, Allgemein

Zu einem Informationsgespräch konnte das Forum Juden-Christen Altkreis Lingen e.V. jetzt den Bischof des Bistums Osnabrück, Franz-Josef Bode, im Gedenkort Jüdische Schule in Lingen begrüßen.

Mitglieder des Vorstandes stellten ihre Arbeitsbereiche vor. Angela Prenger schilderte die Wiederaufnahme von Veranstaltungen mit Schulen zu „Judentum begreifen“ mit Vertretern der Jüdischen Gemeinde Osnabrück nach langer erzwungener Coronapause.

Godehard Ritz, langjähriges Vorstandsmitglied des Forums und Samtgemeindebürgermeister von Freren, erläuterte die Geschichte der Rettung des Jüdischen Bethauses in Freren. Die Bemühungen des Forums um den Jüdischen Friedhof in Lingen stellte Simon Göhler vor.

Gute Stimmung: Bischof Bode und Walter Höltermann.  Foto: fwp

Im Gespräch unter der Leitung von Dr. Walter Höltermann, dem geschäftsführenden Stellvertretenden Vorsitzenden des Forums, berichtete Bischof Bode über die Zusammenarbeit der katholischen Kirche mit der Jüdischen Gemeinde Osnabrück. Aktuell unterstütze die Kirche die jüdische Gemeinde bei der Unterbringung jüdischer Geflüchteter aus der Ukraine. Die Eröffnungsfeier zur Woche der Brüderlichkeit, diesmal in Osnabrück, sei sehr beeindruckend gewesen.

Der Bischof informierte weiter darüber, dass es eine Gruppe jüdischer Kinder in einem katholischen Kindergarten gebe. Die Drei – Religionen – Schule in Osnabrück bezeichnete der Bischof als großen Erfolg.

Walter Höltermann betonte in Anwesenheit von Dechant Thomas Burke und Dekanatsreferent Holger Berentzen die gute ökumenische Zusammenarbeit mit den Kirchen, etwa bei Gedenkveranstaltungen.

Bei seinem Eintrag in das Gästebuch der Jüdischen Schule würdigte der Bischof die „unverzichtbare Erinnerungsarbeit“ des Forums.

Vor der Jüdische Schule(v.l.): Thomas Burke, Godehard Ritz, Mechthild Pölking-Oeßelmann, Georg Wichmann, Bischof Franz-Josef Bode, Dr. Walter Höltermann, Simon Göhler, Holger Berentzen, Angela Prenger. Foto: fwp

 

Gedenkstunde „Vor 80 Jahren: Beginn der  Deportation jüdischer Menschen aus dem Emsland“

04 Samstag Dez 2021

Posted by forumjc in Aktuelles, Allgemein

Am Sonntag, dem 12.12.2021 fand um 15:00 Uhr am Theo-Lingen-Platz (Nähe Bahnhof) in Lingen eine Gedenkstunde des Forum Juden-Christen Altkreis Lingen e.V. statt. Vor 80 Jahren, am 11. Dezember 1941, wurden jüdische Menschen aus dem Emsland erst nach Osnabrück, dann am 13. Dezember 1941 in das “Reichsjudenghetto” nach Riga deportiert. Die meisten Menschen wurden ermordet. Eindrücklich schilderte die Verbrechen Ruth Foster, geb. Heilbronn, eine der wenigen Überlebenden der Schoa aus Lingen. An der Veranstaltung nahmen  etwa 30 TeilnehmerInnen teil.

Für jeden deportierten Menschen brannte eine Kerze. Foto: Ems-Vechte-Welle (Daniel Stuckenberg).

Sehr interessant der Bericht der Reporterin Jenny Reisloh  der Ems-Vechte-Welle: https://www.emsvechtewelle.de/zeitgeschichte-beginn-der-deportation-juedischer-menschen-aus-dem-emsland-vor-80-jahren/ 

Ebenso informativ der Filmbeitrag von EMS TV

https://emstv.de/videobeitrag/erinnerung-an-die-schrecken-der-vergangenheit/

 

Eva Essmann gestorben – Forum Juden-Christen trauert um eine gute Freundin

22 Montag Nov 2021

Posted by forumjc in 2019, Allgemein

Am 7. November 2021, dem Tag der Vorstellung der Biografie von Bernhard Grünberg, starb Eva Essmann. Ohne sie wäre das Buch in der vorliegenden Form nicht entstanden, die emsländischen weiterführenden Schulen hätten keinen Klassensatz des Geschichtsbuches vom Forum Juden-Christen erhalten.

In der Lingener Tagespost erschien der folgenden Nachruf von Thomas Pertz:

„Eva Essmann und die Stadt Lingen – das war eine Herzens- angelegenheit. Nach langer, geduldig ertragener Krankheit, ist die Förderin zahlreicher kultureller und sozialer Projekte im Alter von 76 Jahren gestorben. Mit ihr verliert die Stadt eine außergewöhnliche Persönlichkeit: Eine feingliedrige Frau mit dem Sinn für das Schöne und die Liebe zum Detail, aber auch mit einem empathischen Blick dafür, wo in der Stadtgesellschaft Hilfe und Unterstützung notwendig ist.

Die Frau des 2017 verstorbenen Lingener Unternehmers Heinrich Essmann, die in Mönchengladbach aufwuchs, kam aus einem begüterten Haus. Erst auf der Wilhelmshöhe bei „Mutter Essmann“, wie sie ihre Schwiegermutter zu nennen pflegte, lernte sie das Kochen. Der Wilhelmshöhe, Elternhaus ihres Mannes, war Eva Essmann ihr Leben lang verbunden. Die Sanierung des altehrwürdigen Gebäudes wäre ohne sie undenkbar und die Bürger der Stadt um ein mit unzähligen Erinnerungen gefülltes Haus ärmer gewesen.

Neben diesem großen Projekt waren es aber vor allem die vielen kleineren Institutionen, Einrichtungen und Initiativen, die Eva Essmann in Lingen über eine 2012 ins Leben gerufene Stiftung oder auch persönlich unterstützte: Ob es das Marionettentheater war oder die Sanierung des Centralkinos, den SKF oder die Lingener Tafel und Buchprojekte wie zuletzt die Biografie über den jüdischen Ehrenbürger Bernhard Grünberg.

http://www.forum-juden-christen.de/wie-bernhard-gruenberg-als-junge-hitler-ueberlebte-neue-biografie-erschienen/

Im Juli dieses Jahres wurde sie mit dem Verdienstkreuz am Bande des Niedersächsischen Verdienstordens geehrt. Lingens Oberbürgermeister Dieter Krone überreichte ihr die Auszeichnung im Namen von Ministerpräsident Stephan Weil. „Ihr umfangreiches und vielfältiges Engagement für kulturelle, sportliche, soziale und andere Belange in unserer Stadt sowie in der näheren Umgebung ist außergewöhnlich, wirkt nachhaltig und sucht seinesgleichen“, würdigte Krone das Engagement Eva Essmanns.

Dabei half und wirkte sie nie von oben herab: An die Essmann-Fahrer im Unternehmen verteilte die Lingenerin selbst gebackene Stutenkerle und nach einem Festessen gab sie stets selbst in der Küche eine Runde aus für das Servicepersonal.

Das Vermögen der Familie verstellte ihr nicht den Blick für das Notwendige und die Wertschätzung anderer. Den Menschen zugewandt, das war Eva Essmann ihr Leben lang.”

https://www.noz.de/lokales/lingen/artikel/2483950/lingen-verliert-eine-grosse-foerderin-eva-essmann-ist-gestorben

Das Forum Juden-Christen dankt Eva Essmann für die großzügige Unterstützung bei der Gestaltung des Vorplatzes der Jüdischen Schule und der andauernden Pflege des Geländes sowie ihres Engagements auf dem Jüdischen Friedhof, nicht zuletzt bei der Gestaltung des Grabes von Bernhard Grünberg. Das Forum Juden- Christen Altkreis Lingen e.V. wird die Person und das Engagement von Eva Essmann für die Erinnerungskultur in Ehren halten.

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