Forum Judentum Christentum

2002

Lingener Tagespost | Spende von 30 000 Euro für jüdisches Bethaus

23 Donnerstag Mai 2002

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Forum-Vorsitzender Hoffmann dankte Sparkassenstiftung

Freren (cl)
Der erste Schritt zum Erhalt des jüdischen Bethauses in Freren ist getan. Die Emsländische Sparkassenstiftung spendete 30.000 Euro.

In dem Haus Goldstraße 8/Ecke Grulandstraße in Freren befand sich seit Mitte des 19. Jahrhunderts der Betraum der jüdischen Gemeinde Freren. Seit dem 4. März diesen Jahres steht das Gebäude unter Denkmalschutz. Das Haus steht zum Verkauf.
lt_vom_23_05_02Auf Bitte des Forums Juden-Christen Altkreis Lingen e.V. hat sich die jüdische Gemeinde Osnabrück bereit erklärt, das älteste noch erhaltene ehemalige jüdische Bethaus in Freren zum Preis von 60.000 Euro zu kaufen und es dem Forum Juden-Christen zur Nutzung als Ausstellungs- und Begegnungsstätte zu überlassen. Aufgabe des Forums ist die finanzielle Sicherstellung des Kaufes und die finanzielle Absicherung aller anfallenden Sanierungskosten.
Der erste Stein zum Erhalt des ehemaligen jüdischen Bethauses ist nun gesetzt. Als Zuschuss für den Ankauf des heute ältesten noch erhaltenen jüdischen Bethauses überreichte jetzt Landrat Hermann Bröring einen Scheck in Höhe von 30.000 Euro vom Stiftungsrat der emsländischen Sparkassenstiftung an das Forum Juden-Christen Altkreis Lingen e.V.
,,Die hiermit geplante Verständigung zwischen den Religionen ist sehr zu begrüßen”, betonte Landrat Bröring. ,,Gerade die junge Bevölkerung sollte sich mit der jüdischen Geschichte im Emsland auseinandersetzen”. Weiter leiste der Erhalt des Bethauses einen großen Beitrag zur emsländischen Kultur und sei deshalb ein herausragendes Ereignis, schloss Bröring in der Hoffnung, dass ein möglichst großer Teil der Bevölkerung ermutigt werde, diese Finanzierung weiter zu unterstützen.
Ein großer Dank von Reinhold Hoffmann, erster Vorsitzender des Forum Juden-Christen, galt allen Stiftungsmitgliedern, die diesen ersten Schritt ermöglichten. Er freute sich besonders über das große Engagement des Stiftungsrates der emsländischen Sparkassenstiftung. ,,Im Namen der jüdischen Gemeinde Osnabrück und des Forums Juden-Christen danke ich für diesen Ansporn für viele Bürgerinnen und Bürger dieser Region, unser Vorhaben auch weiter aktiv zu unterstützen.” Durch das Bethaus, das zu einem lebendigen Zentrum der Begegnung, Besinnung und der Bildung werden solle, habe man die Möglichkeit, den jüdischen Glauben den Menschen erfahrbar zu machen.

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Lingener Tagespost | Freren: Käufer für Bethaus gefunden

09 Donnerstag Mai 2002

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Jüdische Gemeinde Osnabrück greift zu

Freren
Die jüdische Gemeinde Osnabrück im ehemaligen Regierungsbezirk Osnabrück wird auf Bitten des Forums Juden – Christen das ehemalige Bethaus in Freren kaufen.

In einer gemeinsamen Presseerklärung zeigten sich der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde, Michael Grünberg, und der Vorsitzende des Forum Juden – Christen im Altkreis Lingen, Reinhold Hoffmann, über den unmittelbar bevorstehenden Vertragsabschluss äußerst erfreut.

Nach intensiven Verhandlungen seien nun die Voraussetzungen erfüllt, dass vermutlich im kommenden Jahr nach mehr als 60 Jahren das Gebäude in der Grulandstraße in Freren wieder seiner Bestimmung als Bethaus übergeben werden könne.

Das Forum Juden – Christen erhält hierzu von der jüdischen Gemeinde ein unbefristetes Nutzungsrecht.

Samtgemeindebürgermeister Godehard Ritz hatte bereits vor einigen Wochen erklärt: „Die Stadt Freren begrüßt Ihr Interesse an dem Erwerb dieses Hausgrundstückes auf Grund seines besonderen historischen Wertes.”

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Lingener Tagespost | ,,Karl Meyberg ist ein echter Frerener Junge”

30 Samstag Mrz 2002

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Jüdischer Bürger feiert nächsten Samstag in den USA seinen 90. Geburtstag – Geschenk unterwegs

Von Thomas Pertz

Freren
Karl Meyberg kennt Freren noch aus einer Zeit, als die Bahnhofstraße Adolf-Hitler-Straße hieß, kennt Bürger aus der Stadt, an die er sich nicht mehr erinnern möchte, aber auch viele Menschen, mit denen er gemeinsam schöne Kinder- und Jugendjahre verbracht hat. Vielleicht gehen seine Gedanken in diesen Tagen aus dem fernen Kalifornien besonders intensiv zurück in die Stadt, in der der Jude 1912 geboren wurde. Meyberg feiert am nächsten Samstag, 6. April, seinen 90. Geburtstag.

Die Stadt Freren hat ihren ehemaligen Mitbürger nicht vergessen. Auf dem Tisch in der Jüdischen Geschichtswerkstatt Samuel Manne liegt in einem dicken Briefumschlag ein Geschenk der Kommune. ,,Darin ist ein Video über Freren und eine Bilddokumentation mit alten Fotografien von Straßen und Plätzen, die Karl Meyberg sicherlich noch ein Begriff sind”, erzählt Lothar Kuhrts.
meyberg

Der Leiter der Jüdischen Geschichtswerkstatt in der Alten Molkerei ist mit der Biografie Karl Meybergs, die durch das verbrecherische Regime des Nationalsozialismus maßgeblich beeinflusst worden ist, gut vertraut. ,,Er ist ein echter Frerener Junge”, betont Kuhrts.
Meyberg wurde am 6. April 1912 als fünftes Kind von Joseph und Emma Meyberg geboren. ,,Er besuchte die evangelische Schule in Freren”, berichtet der Lehrer. Da Meybergs Vater, wie so viele andere Juden in der Region, Viehhändler und Schlachter war, lag es nahe, dass Karl eine Schlachterlehre absolvierte. Er bestand sie bei Schlachter Silbermann in Meppen mit der Note sehr gut.
Karl Meyberg erlebte mit seinem Bruder Samson und den drei Schwestern Frieda, Selma und Johanna eine recht unbeschwerte Kinder- und Jugendzeit. Selma starb als junge Frau 1934 an Epilepsie. Sie ist auf dem jüdischen Friedhof in Freren begraben.
Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 veränderte sich aber auch sehr rasch das politische Klima in Freren. Beim Auswechseln von Straßennamen blieb es nicht. Als Meyberg 1934 beim Schützenfest in Freren das Zelt betreten wollte, wurde ihm der Eintritt verwehrt. ,,Es gab dann ein Wortgemenge und anschließend eine Schlägerei”, weiß Lothar Kuhrts aus späteren Berichten von Meyberg.
Der spürte schnell, dass ihm die Luft zum Atmen im Emsland zu dünn wurde. Nach Absprache mit seinen Eltern machte er sich ins Ruhrgebiet auf und bereitete 1935 von Essen aus seine Emigration nach Südafrika vor. In der Nähe von Pretoria gründete der Frerener mit einem Bekannten einen Fleischbetrieb.
In Südafrika heiratete Meyberg Cilly Lion aus Wesel. Die junge Frau war Hausmädchen bei Meybergs Eltern in Freren. Karl Meyberg hatte sie vor seiner Abreise aus Deutschland kennengelernt. Als er hörte, dass Cilly Lion in Freren als Jüdin und wegen ihrer Arbeit im Haus eines Juden drangsaliert wurde, kümmerte er sich um ihre Ausreise.
Südafrika war aber auch nur eine Zwischenstation für ihn. Die rassistische Apartheidpolitik dort, wo Menschen nur wegen ihrer Hautfarbe in zwei Klassen eingeteilt wurden, erinnerte ihn zu sehr an das, was sich in Nazideutschland abgespielt hatte. Das Ehepaar Meyberg emigrierte deshalb 1946 in die USA und siedelte nach San José in Kalifornien über, wo es noch heute mit seinen vier inzwischen erwachsenen Kindern lebt.
Meyberg baute dort einen großen Fleischereihandel auf. Auch sein Bruder Samson zog zu ihm nach Kalifornien. Er hatte Freren 1938 mit seiner Familie zunächst nach Bremen und dann Richtung Kolumbien verlassen. Doch was geschah mit den Daheimgebliebenen?
Karl Meybergs Schwester Frieda hatte einen Christen geheiratet und war nach Osnabrück gezogen. Das schützte sie nicht vor der Deportation nach Theresienstadt Ende 1944. Dort wurde sie aber befreit. Ihre Tochter Josefine galt als Halbjüdin. Sie wurde Ende Januar in Osnabrück verhaftet und nur deshalb nicht deportiert, weil die Bombardierung des Güterbahnhofes einen Abtransport unmöglich machte. Sie lebt heute noch in Osnabrück.
Meybergs dritte Schwester Johanna hatte einen niederländischen Juden geheiratet und war nach Amsterdam gezogen. Nach der Pogromnacht von 1938 emigrierten die Eltern Joseph und Emma Meyberg von Freren in die Niederlande und zogen zu ihrer Tochter nach Amsterdam. Joseph Meyberg war inzwischen 75 Jahre alt. ,,Es zeigte sich aber, dass nur diejenigen Juden dem Holocaust entkamen, die weit genug emigriert waren”, berichtet Lothar Kuhrts. Karl Meybergs Eltern, seine Schwester Johanna, deren Mann und ihre Töchter wurden ins Lager Westerborg geschafft und von dort aus nach Auschwitz und Sobibor deportiert.
Die Umstände des gewaltsamen Todes seiner hochbetagten Eltern könne Karl Meyberg nicht vergessen, betont Kuhrts, der während der späteren Besuche von Meyberg in Freren viel mit ihm zusammengesessen hat. Zuletzt kam er mit seiner Frau 1990 ins Emsland. Sechs Jahre zuvor hatte ihn noch sein Bruder Samson begleitet, der kurz darauf starb. Lothar Kuhrts erinnert sich noch recht gut daran, wie Karl Meyberg damals von älteren Leuten in Freren empfangen wurde. ,,Es hieß überall ‚Kalli hier’ und ‚Charlie da'”, berichtet er von der herzlichen Begrüßung durch alte Freunde.
Über Gratulationen aus seiner Geburtsstadt würde sich Karl Meyberg deshalb sicher freuen. Lothar Kuhrts hat seine Adresse in den USA. ,,Es wäre vielleicht das schönste Geschenk, das man ihm machen könnte”, meint der Lehrer.

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Lingener Tagespost | Früheres Frerener Bethaus jetzt unter Denkmalschutz

19 Dienstag Mrz 2002

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Forum Juden/Christen: Team erstellt Nutzungskonzept

Freren
Das frühere jüdische Bethaus in der Grulandstraße/Ecke Goldstraße in Freren ist nach Mitteilung des Landesamtes für Denkmalpflege zusammen mit dem 1984 aufgestellten Gedenkstein in der Grulandstraße ein Baudenkmal gemäß § 3, Abs. 3, des Niedersächsischen Denkmalpflegegesetzes. Dieses teilte die niedersächsische Behörde jetzt dem Forum Juden/Christen im Altkreis Lingen mit.

In der Mitteilung des Landesamtes heißt es weiter: “An der Erhaltung des Objektes besteht aus historischen Gründen ein Interesse.” Das Frerener Bethaus war fast 100 Jahre lang das Zentrum jüdischen Lebens von Freren, Lengerich und Fürstenau. Es ist das älteste erhaltene Bethaus im Emsland.
Am 10. November 1938 wurde es nicht zerstört, wenngleich die Beträume demoliert wurden. 1941 wurde es zum amtlichen “Judenhaus”, und am 11. Dezember 1941 wurden von hier aus die letzten vier Frerener Juden nach Riga deportiert. Dieses Haus steht für jüdisches Leben in Deutschland in Zeiten der staatlichen Ausgrenzung, Demütigung, Verfolgung und der millionenfachen Ermordung von jüdischen Mitbürgern.
Mit seiner Lage mitten im historischen Stadtkern Frerens zwischen der evangelischen und katholischen Kirche ist dieses ehemalige Bethaus ein ganz besonderer Ort der Mahnung und nach dem Wunsch des Forums Juden/Christen ein Ort der Begegnung und des Lernens.
Wie berichtet, bemüht sich das Forum Juden/Christen zurzeit um den Ankauf dieses Gebäudes. In einem Team von Fachleuten, an dem u. a. Sozialarbeiter, Vertreter von Bildungseinrichtungen, ein Architekt, Fachleute des Vereins- und Steuerrechts beteiligt sind, erarbeitet der Verein zurzeit unter Leitung seines Vorsitzenden Reinhold Hoffmann ein inhaltliches und personelles Nutzungskonzept.
In Absprache mit der Jüdischen Gemeinde Osnabrück könnte hier auch ein Jüdisches Museum bzw. eine räumliche Möglichkeit für Dauer- und Wanderausstellungen entstehen.

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Lingener Tagespost | Freren: Früheres jüdisches Bethaus in idealer symbolträchtiger Lage

02 Samstag Mrz 2002

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“Das ehemalige jüdische Bethaus hat eine ideale/ symbolträchtige Lage zwischen den beiden Frerener Kirchen”, betonte Reinhold Hoffmann, Vorsitzender des Forums Juden-Christen, das sein Interesse bethaus1bekundet hat, dieses Gebäude an der Grulandstraße nach Möglichkeit zu erwerben. Es könnte vor allem als Begegnungsstätte und Dokumentationszentrum genutzt werden.

“Im Jahre 1842 richtete die jüdische Gemeinde im Obergeschoss des Wohnhauses der Familie Schwarz zwei Gebetsräume ein. Für eine eigene Synagoge war die Gemeinde zu klein… Die jüdischen Kinder aus Freren und Fürstenau erhielten ihren Religionsunterricht in den Gebetsräumen in der Grulandstraße”, schrieb Lothar Kuhrts in einem Beitrag in dem Buch “Freren – kleine Stadt im Emsland” (1994 herausgegeben von Bernhard Fritze).

SA-Leute demolierten die Beträume in der Pogromnacht vom 9. zum 10. November 1938, schlugen Fensterscheiben ein und warfen sakrale Gegenstände auf die Straße. Das Gebäude blieb verschont. Es ist das älteste noch erhaltene Bethaus im Emsland.

Diese besondere historische Bedeutung trug zu Überlegungen bei, das Gebäude unter Denkmalschutz zu stellen. Dr. Martin Wenz vom Landesamt für Denkmalpflege in Hannover, der das Haus gemeinsam mit Dr. Andrea Kaltofen, Leiterin des Kulturamtes des Landkreises, Vertretern des Forums Juden-Christen und Samtgemeindebürgermeister Godehard Ritz besichtigte, hält einen Ensembleschutz für denkbar. Zu diesem Ensemble rechnet er neben der evangelischen Kirche mehrere Gebäude an der Grulandstraße, zum Beispiel die frühere Fabrik und das Haus Ecke Goldstraße/Grulandstraße (Dr. Jacob).

Es seien weniger die bauhistorischen Eigenschaften des früheren Bethauses, die für einen Denkmalschutz als Einzelobjekt sprächen. Es sei nur wenig Originalbestand sichtbar; so müssten zum Beispiel die Fenster aus Kunststoff durch Holzfenster ersetzt werden. Hoch zu bewerten sei indessen die ideelle Bedeutung des Gebäudes, betonte Dr. Wenz.

Reinhold Hoffmann dankte Dr. Martin Wenz und Dr. Andrea Kaltofen, dass sie spontan die Einladung nach Freren angenommen hatten. Die Erhaltung und ein Erwerb des Bethauses stellten eine riesengroße Chance dar. Dr. Wenz nannte als ein Beispiel die gelungene Restaurierung der alten jüdischen Schule in Lingen.

Lothar Kuhrts betonte: “Das Bethaus an der Grulandstraße erzählt aus der Geschichte der Juden.” Es war das Wohnhaus der Familie Schwarz. Direkt gegenüber lag der Verkaufsraum von Josef Meyberg, und der Kaufmann Salomon Fromm wohnte ebenfalls an dieser Straße. Auch fanden hier die Frerener Viehmärkte statt. Das Anliegen, dieses Haus zu erwerben und im Sinne der früheren Bedeutung und der Satzung des Forums Juden-Christen zu nutzen, sei keine Privatsache, sondern liege im öffentlichen Interesse, erklärte Lothar Kuhrts. Zur früheren Gemeinde gehörten auch die jüdischen Mitbürger aus Fürstenau, Lengerich und Thuine.

Der Vorstand des Forums prüft jetzt Wege zur finanziellen Absicherung eines Kaufes. Dazu gehören in enger Abstimmung mit Landkreis und Stadt Gespräche mit möglichen Sponsoren aus Wirtschaft, Stiftungen etc. Ferner werden die Kosten für die Renovierung und laufende Unterhaltung ermittelt. Zurzeit wird gemeinsam mit der Jüdischen Gemeinde und den Frerener Kirchengemeinden ein Konzept zur inhaltlichen Ausgestaltung für das Gebäude entwickelt.

Die Stadt Freren begrüße sehr das Interesse des Forums an einem Erwerb des Gebäudes, insbesondere wegen seines besonderen historischen Wertes, betonte Samtgemeindebürgermeister Godehard Ritz.

Der Osnabrücker Rabbiner Marc Stern und Michael Grünberg, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Osnabrück aus Sögel, erklärten in einem Schreiben: “Wir sind beeindruckt von dem Engagement Ihres Vereins und sichern Ihnen jede Hilfe zu, soweit wir dazu in der Lage sind. Sollten sich in Zukunft jüdische Mitbürger in Freren oder Umgebung niederlassen, würden wir es begrüßen, wenn das Bethaus in seinem ursprünglichen Sinne wieder zur Verfügung stehen würde. Es könnte auch als jüdisches Museum, jüdische Begegnungsstätte und als Mahnmal für die Vergangenheit dienen.”

Bernhard Suiskind, der aus Fürstenau stammt und jetzt in den USA lebt, brachte spontan seine Freude über den Plan zum Erwerb des Bethauses zum Ausdruck.

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Lingener Tagespost | Hoffmann: In Köpfen der Menschen etwas bewegen

14 Donnerstag Feb 2002

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Forum Juden-Christen zog Bilanz – Veranstaltungen

Freren (pe)
Ein ebenso arbeitsreiches wie eindrucksvolles Jahr 2001 hat das Forum Juden-Christen im Altkreis Lingen hinter sich. Eine positive Bilanz zogen Vorsitzender Reinhold Hoffmann und weitere Vorstandsmitglieder in der Geschichtswerkstatt Samuel Manne in Freren.

Im Obergeschoss der Alten Molkerei hat Lothar Kuhrts eine umfangreiche Dokumentation über die Geschichte der Juden im hiesigen Raum und den Nationalsozialismus erstellt. Das Engagement des Lehrers ist beispielhaft für die Bemühungen des Forums, ,,in den Köpfen der Menschen etwas zu bewegen”, wie es Reinhold Hoffmann formulierte.

Im April letzten Jahres hatte sich das Forum im Sitzungssaal des Lingener Rathauses als Nachfolgerin des Arbeitskreises Judentum-Christentum gegründet. Inzwischen zählt der Verein über 50 Mitglieder, unter anderem den Landkreis, die Stadt Lingen, die Samtgemeinden Freren und Lengerich und verschiedene Kirchengemeinden.

“Wir haben ein bewegtes Jahr hinter uns”, meinte Hoffmann und erinnerte an die von Anne Scherger initiierte programm2002Gedenksteinsetzung für Jeanette Herz auf dem Jüdischen Friedhof in Lingen, ihre Ausstellung über die Deportation nach Riga, den Besuch von Bernard Hanauer in Lingen, das Benefizkonzert auf der Wilhelmshöhe und den Internetauftritt des Vereins. Insbesondere der Zugriff auf die Internetseite des Forums zeige das große Interesse an der Arbeit des Vereins, sagte Hoffmann. So sei die Homepage www.judentum-christentum.de inzwischen fast 2300 Mal angeklickt worden.

Ein interessantes Programm hat das Forum Juden-Christen auch für das Jahr 2002 erarbeitet. Am morgigen Freitag findet um 20 Uhr in der Alten Molkerei eine gemeinsame Veranstaltung des Kulturkreises Impulse mit dem Forum Juden-Christen statt. Auf dem Programm steht ein Klezmerkonzert. Klezmer, das ist jüdische Musik. Ein solcher Klezmermusiker ist jemand, der die Lieder seiner Seele singt.

Zwischen dem Forum und dem Kulturkreis Impulse gebe es eine gute Zusammenarbeit, sagte Hoffmann. Der Kulturkreis sei ein wichtiger Multiplikator für die Anliegen des Forums. Dies kommt auch in einer weiteren gemeinsamen Veranstaltung zum Ausdruck. So lädt das Forum am 8. Juni zur Fahrt nach Westerbork ein. Anfang 1939 hatte die holländische Regierung beschlossen, bei Westerbork ein Lager für Flüchtlinge einzurichten, die illegal aus Nazi-Deutschland geflohen waren. Nach dem Einmarsch der deutschen Truppen wurde das Flüchtlingslager zu einem Judendurchgangslager im Rahmen der Endlösung umfunktioniert. ,,Das Lager liegt kurz hinter Emmen und ist deshalb auch für einen Besuch von Schulklassen sehr interessant”, sagte Lothar Kuhrts.

Die Ausstellung ,,Standhaft in der Verfolgung – Jehovas Zeugen im Nationalsozialismus” am 1. September in der Alten Molkerei ist ebenfalls eine gemeinsame Veranstaltung von Forum und Impulse. Die Zeugen Jehovas seien zur Zeit des Dritten Reiches nicht nur deshalb verfolgt worden, weil sie als Totalverweigerer den Dienst an der Waffe ablehnten, sondern weil sie auch nicht davon abließen, in der Bibel zu lesen, erläuterte Kuhrts.

Auch in diesem Jahr sind natürlich Führungen auf den jüdischen Friedhöfen in Lingen und Freren vorgesehen. Was den Gedenkort Jüdische Schule in Lingen anbelangt, ist an den Aufbau eines Besucherdienstes gedacht, um Führungen auf mehrere Schultern zu verteilen. Das Forum will seine Bemühungen intensivieren, weitere Bürger zur aktiven Mitarbeit zu motivieren. ,,Unser Ziel ist es außerdem, sich mit aktuellen Themen auseinander zu setzen”, sagte Vorsitzender Hoffmann. Der Verein verstehe sich in diesem Zusammenhang auch als Diskussionsforum. Eine komplette Veranstaltungsübersicht ist unter www.judentum-christentum.de zu finden.

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Lingener Tagespost | Nach rechts zum Leben und nach links in den Tod

01 Freitag Feb 2002

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Überlebende von Auschwitz in Jüdischer Schule

Lingen (pe)
Nach rechts ging es zum Leben, nach links in den Tod: als Hella Wertheim im Oktober 1944 an der Rampe von Auschwitz vor SS-Arzt Dr. Josef Mengele stand, entschied ein kurzer Augenblick über ihr weiteres Schicksal. Das junge Mädchen durfte nach rechts gehen, ihre Mutter musste nach links…

wertheim-373 Jahre ist Hella Wertheim inzwischen, Gildehaus in der Grafschaft Bentheim ist ihre Heimat. Am Mittwochabend erzählte sie auf Einladung des Forums Juden-Christen in der Jüdischen Schule in Lingen aus ihrer Biografie, in die der Nationalsozialismus der Jahre von 1933 bis 1945 auf fürchterliche Art und Weise Narben hinterlassen hat. Hella Wertheim hat ihre Leidensgeschichte aufgeschrieben. ,,Immer alles geduldig getragen”, heißt das Buch. In der Jüdischen Schule las sie Passagen daraus vor. Der Vortrag durch die Zeitzeugin verstärkte noch die Wirkung ihrer Worte.

Gerade 64 Pfund wog Hella Wertheim noch, als sie im Mai 1945 von den Amerikanern befreit wurde. Zu diesem Zeitpunkt wurde sie im KZ bei Lenzing in Österreich gefangengehalten. Dorthin waren sie und andere Leidensgefährtinnen von Auschwitz aus deportiert worden, nachdem die Front immer näher gerückt war. Auch in Österreich wurde die Situation für die Nazi-Schergen bedrohlicher. Die Wachmannschaften befahlen den Lagerinsassen schließlich, Gräber auszuheben. ,,Den Planungen zufolge sollten es unsere eigenen sein”, berichtete Hella Wertheim. Doch sie behielt das kleine Stück Leben, das ihr noch geblieben war. Halb verhungert, ganz allein, aber vor allem befreit erlebte sie den 5. Mai 1945 als Tag ihrer zweiten Geburt.

Zeitzeugen wie Hella Wertheim seien ungemein wertvoll, da sie der schrecklichen Geschehnisse in der Zeit des Nationalsozialismus eine besondere Authentizität verleihen würden, sagte der Vorsitzende des Forums, Reinhold Hoffmann. ,,Wir müssen immer wieder den Finger in die Wunde legen, damit sich diese Verbrechen nicht wiederholen”, betonte Hoffmann. Er zollte Menschen wie Hella Wertheim, die den Mut aufbrächten, von ihren leidvollen Erfahrungen zu berichten, hohen Respekt. Der Vorsitzende des Forums mahnte auch weiterhin zur Wachsamkeit. ,,Es braucht heute nur einer anders auszusehen oder eine andere Sprache sprechen ,schon ist er der Feind”.

Hella Wertheim, ein Opfer deutschen Rassenwahns, und dennoch ein Mensch mit Schuldgefühlen: ,,Hätte ich meine Mutter retten können, wenn ich an der Rampe neben ihr gestanden hätte?”, sei eine Frage, die sie sich immer wieder stelle. Sie stand kurz hinter ihr, während sich neben ihrer Mutter eine ältere Frau befand. Beide mussten nach links. Auschwitz habe ihr ganzen Leben geprägt und sie könne bis heute nicht verstehen, warum die Alliierten damals das KZ nicht bombardiert hätten, um die Vernichtungsmaschinerie in den Gaskammern zu stoppen, sagte die 73-Jährige.

In der Diskussion ging es auch um die Frage, welchen Beitrag jeder einzelne leisten könne, damit niemand in der Gesellschaft ausgegrenzt werde. Begriffe wie Zivilcourage fielen und auch die Aufforderung, Verhaltensänderungen nicht nur bei anderen zu bewirken, sondern zunächst bei sich selbst anzufangen. Einen Beitrag zur Friedenserhaltung könne jeder einzelne leisten.

Paul Haverkamp, Lehrer an der Friedensschule in Lingen, ordnete diesen Aspekt vor dem Hintergrund der Terroranschläge vom 11. September letzten Jahres abschließend in einen größeren Zusammenhang ein. ,,Dem Weltfrieden muss zunächst ein Religionsfrieden zwischen den monotheistischen Religionen Islam, Judentum und Christentum vorausgehen”, meinte der Religionslehrer.

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Lingener Tagespost | Überlebende von Auschwitz sorgte im Klassenraum für Betroffenheit

01 Freitag Feb 2002

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Hella Wertheim besuchte Friedensschule in Lingen – Lob für Ausstellung

Lingen (ha)
Mucksmäuschenstill verfolgten die Schülerinnen und Schüler der 9. Hauptschul- und der 9. Realschulklasse im Religionsraum der Friedensschule in Lingen die Äußerungen der 73-jährigen Zeitzeugin des nationalsozialistischen Holocaust, Hella Wertheim aus Gildehaus. Sie erzählte aus ihrem bewegten Leben und las zwischendurch einige Passagen aus ihrem Buch vor: ,,Immer alles geduldig getragen – Als Mädchen in Theresienstadt, Auschwitz und Lenzing, seit 1945 in der Grafschaft Bentheim”. 

Bei Ihrem Besuch in der Friedensschule wurden Hella Wertheim, der Vorsitzende des Forums Juden-Christen, Reinhold Hoffmann, Forummitglied Johannes Wiemker und Stadtdezernentin Dr. Claudia Haarmann von Schulleiter Ewald Teipen begrüßt. Er bedankte sich dafür, dass eine Zeitzeugin aus Anlass des Gedenktages für die Opfer des Nationalsozialismus – der 27. Januar ist der Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz – in die Schule gekommen sei, um an die Geschehnisse der Vergangenheit aus eigenem Erleben zu erinnern. wertheim-2

Lehrer und Seminarleiter Paul Haverkamp, dem das Heranführen von Schülern an Geschichtsereignisse ein Herzensanliegen ist, führte die Gäste zunächst durch eine von ihm konzipierte Ausstellung zum Thema ,,Auschwitz-Konzentrationslager”. Darin versucht er, dem Anlass, den Ursachen und den Folgen der Ereignisse des 9. /10. November 1938 nachzugehen. Es solle deutlich gemacht werden, so Haverkamp, dass für die Juden dieses Datum einen Vorort zur Hölle markierte, das dann noch übertroffen worden sei von den Ereignissen, die man mit dem Begriff ,,Auschwitz” zusammenfasse.

Im prall gefüllten Klassenraum bedankte sich Reinhold Hoffmann bei Paul Haverkamp für die Zusammenstellung der beeindruckenden Ausstellung, die dem Namen der Schule würdig sei. ,,Ihr Anspruch ist Aufklärung und Mahnung, aber auch die Aufforderung zur Toleranz gegenüber dem Nächsten, gleich welcher Hautfarbe oder Religion”, sagte Hoffmann und stellte den erwartungsvollen Jungen und Mädchen die Zeitzeugin Hella Wertheim vor, die er alsdann bat, aus ihrem Leben zu erzählen.

Frau Wertheim erinnerte zunächst an den 30. Januar 1933, “den Tag der Machtergreifung Hitlers, ein Datum, mit dem eines der fürchterlichsten Kapitel der deutsche Geschichte begann und in einem Meer von Blut und Tränen endete”. Der Befreiungstag des Lagers Auschwitz sei inzwischen stellvertretend auch für das Leiden in allen anderen Konzentrationslagern zum Gedenktag gegen das Vergessen erklärt worden. wertheim-1

Was sich im Herzen Europas während der zwölf Jahre Nazi-Herrschaft zugetragen habe, sei unter normalen Verhältnissen unvorstellbar, sagte Hella Wertheim. Sie berichtete, das sie in Insterburg /Ostpreußen geboren wurde. Als Kind und junges Mädchen habe sie mit ihren Eltern die schleichende Entrechtung von Juden sowie die immer schlimmer werdenden Schikanen und Übergriffe der Nazizeit miterlebt, bis sie mit ihren Eltern im August 1942 in das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert worden sei. Von dort aus kam sie über Auschwitz in das Frauenkonzentrationslager Lenzing /Österreich, wo sie am 5.Mai 1945 von den Amerikanern befreit wurde. Sie wog gerade mal 64 Pfund.

Betroffen reagierten die Schüler, als Hella Wertheim schilderte, wie knapp sie dem Tod entgangen sei, ,,dem ich auch sekundenlang ins Auge schaute, als Dr. Mengele an der Rampe in Auschwitz selektierte und mich auf die rechte Seite schickte”. Ihre Mutter musste nach links, zur Gaskammer…

Hella Wertheim erzählte bzw. las aus ihrem Buch vor, unter welchen Schwierigkeiten sie nach dem Krieg nach Holland und dann nach Gildehaus kam. Dort lernte sie ihren 1987 verstorbenen Mann kennen, der im Dezember 1941 mit seiner Mutter, Schwester und einer Tante in das Ghetto Riga deportiert wurde und auch eine lange Leidenszeit hinter sich bringen musste. In seiner Verwandtschaft war er der einzige Überlebende.

Mit großem Ernst stellten die Schülerinnen und Schüler, die die Ausführungen sehr aufmerksam verfolgten, viele Fragen an die Zeitzeugin, die sie bereitwillig beantwortete. Für die Jungen und Mädchen war es eine Geschichtsstunde der besonderen Art.

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