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Ein Haus der Toleranz und des Dialogs

Lingen (cw) – Ab sofort startet in allen Lingener Volksbanken die Spendenaktion unter dem Motto: „Ihr Stein zum Erhalt des Frerener Bethauses.”

Auf die Bitte des Forums Juden/Christen, Altkreis Lingen, kauft die jüdische Gemeinde Osnabrück das älteste noch erhaltene jüdische Bethaus in Freren. Der Ankauf des Gebäudes beläuft sich auf 60 000 Euro, wobei die folgenden Kosten für die Sanierung ebenfalls erheblich sein werden. Um den Erwerb des Hauses und die anschließende Sanierung sicherstellen zu können, bittet das Forum Juden/Christen daher alle Bürger, Kirchengemeinden, Institutionen, Industrie und Gewerbe, Banken und Sparkassen um Unterstützung beim Erhalt dieses so wertvollen ehemaligen Frerener Bethauses. Ein entsprechender Hinweis liege in den Kirchengemeinden aus, so der erste Vorsitzende Reinhold Hoffmann.

„Wir planen bis Ende nächsten Jahres, spätestens jedoch im Jahr 2004, das Bethaus öffentlich zu übergeben”, erklärt Hoffmann. Der Abschluss des Kaufvertrags soll am 19. Juni sein, und zwar an der Stelle, an der seinerzeit das Mobiliar verbrannt wurde. „Zu diesem Anlass ist das Fernsehen eingeladen”, betont Hoffmann, der neben finanzieller Unterstützung auch auf die Mithilfe der Bevölkerung hofft, um dieses Projekt mit pfiffigen und guten Ideen zu unterstützen.

Das Haus stand mit seinen Beträumen fast 100 Jahre im Mittelpunkt des religiösen Lebens der Frerener und Lengericher Juden. Am Morgen des 10. 11. 1938 wurden die Räume des Frerener Bethauses von SA-Leuten demoliert, das Mobiliar und die sakralen Gegenstände auf die Straße geworfen und verbrannt. Das Bethaus war das einzige „Judenhaus” in Freren, und im Dezember 1941 wurden von hier die letzten Frerener Juden deportiert. Das Gebäude übernahm ein Nationalsozialist. Nach dem Krieg wurde es im Rahmen der Wiedergutmachung an das überlebende Ehepaar zurückgegeben, die es an den jetzigen Besitzer veräußerten, da sie inzwischen in Stockholm ansässig geworden waren.

„Dank der Mithilfe des Landkreises steht es seit Ende Februar unter Denkmalschutz”, so Hoffmann. „Das Gebäude soll el_am_sonntag-09-06-02wieder so hergerichtet werden, dass von außen der Stand von 1938 wieder erreicht wird. Von innen entsteht ein Betraum, der auch als Ausstellungsraum genutzt werden soll. In der zweiten Wohnung wird eine Hausmeisterwohnung nach dem neuesten Stand eingerichtet, damit immer jemand da ist, der das Haus betreut.

Das vorrangige Ziel der jüdischen Gemeinde und des Forums Juden/Christen ist die Wiedereinrichtung der jüdischen Beträume, um regelmäßig Gottesdienste und religiöse Feiern durchführen zu können. Das älteste erhaltene Bethaus im Landkreis Emsland soll seinen ursprünglichen Sinn zurückerhalten. Es soll ein lebendiges Zentrum der Begegnung, Besinnung und der Bildung werden. „Es soll ein Haus der Toleranzen und des Dialoges für Religionen und Kulturen werden”, erklärt Hoffmann. „Ein Brückenschlag zwischen Juden und Christen.” Ein friedvolles Miteinander solle erfahrbar werden von allen Menschen, unabhängig von ihrer Religion, Herkunft und Kultur.

Interessierte können sich informieren unter der Internetadresse http://www.judentum-christentum.de. Spenden unter dem Stichwort „Ihr Stein zum Erhalt des ehemaligen Frerener Bethauses” erbittet das Forum Juden/Christen, Altkreis Lingen, an: Forum Juden/Christen, Konten bei den Volksbanken Lingen, Konto-Nummer 1551627000, BLZ 26660060, Steuer-Nummer 61/270/07503. Bei Spenden bis 100 Euro gilt die Kopie des Überweisungsträgers als Nachweis für das Finanzamt. Bei größeren Spenden wird das Forum auf Wunsch selbstverständlich eine Spendenquittung ausstellen.

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