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Hoher Besuch: Der stellvertretende Botschafter Israels war zu Gast in Lingen

Von Werner Scholz

Auf Anregung des Forums Juden-Christen Altkreis Lingen e.V. ist jetzt der stellvertretende israelische Botschafter Mordechay Levy nach Lingen und Freren gekommen. Zum Besuchsprogramm gehörte ein Vortrag im Gymnasium Georgianum mit anschließender Diskussion ebenso wie ein Empfang der Stadt Lingen und die Einweihung der Ausstellung “Alltag jüdischer Kinder im Holocaust“ im Lernort Jüdisches Bethaus in Freren.

Aufmerksam und gebannt folgten die Schüler des Georgianums den Ausführungen Levys, der um Verständnis für die außergewöhnliche Lage warb, in der sich der Staat Israel befindet. Levy hob hervor, dass „der einzige Nicht-Moslem-Staat im Nahen Osten für die dortigen Staaten ein Problem darstellt“. Angesichts der massiven Bedrohung, die auf die Vernichtung Israels abzielt und die zugleich religiös-fundamentalistisch motiviert ist, erläuterte Levy, dass Frieden „nicht der Grundzustand menschlicher Existenz“ sei. Vielmehr sei Frieden das Ergebnis von Lernprozessen – und diese hätten in Eel_am_sonntag-20-06-04_2 uropa schon mit Erfolg stattgefunden. „Ihr seid im gegenwärtigen Europa des Friedens aufgewachsen, darum ist Frieden für euch heute selbstverständlich. Aber die Situation Israels ist leider eine andere“, sagte Levy an die Adresse der Schüler gerichtet.

Vor dem Hintergrund des 11. September und des islamischen Selbstmord-Terrors sagte Levy: „Es müssen Voraussetzungen geschaffen werden, die keine Alternative zum Frieden zulassen. Es kann nur Frieden geben, wenn der Terror aufhört. Erst wenn es auch bei den Palästinensern eine Bewegung wie ‚Frieden jetzt’ gibt, erst wenn dort massiv gegen den Terror demonstriert wird, sind wir einen Schritt weiter“.

Levy bedauerte zudem, dass über die Situation Israels oftmals nur einseitig – und nicht selten auf hämische Art und Weise – berichtet werde, was zu einer verzerrten Darstellung der dortigen Lebenswirklichkeit führe. Zugleich betonte der stellvertretende Botschafter, dass der Streit zwischen Israelis und Palästinensern nicht gesehen werden dürfe „als ein Streit um die Frage: ‚Wer hat Recht?’. Jeder hat sein Recht – dieser Gedanke muss Voraussetzung jeglicher Diskussion sein.“ Es gelte so Levy, ein Verständnis des jeweiligen Gegenüber zu schaffen. Doch die Grundlagen zu diesem notwendigen Verständnis würden durch Terror-Anschläge gefährdet.el_am_sonntag-20-06-04_1

Anschließend wurde Levy zum offiziellen Empfang der Stadt Lingen eingeladen. Lingens Zweiter Bürgermeister Günter Lobenberg hieß den Gast im Historischen Rathaus herzlich willkommen. Hinsichtlich der intensiven Bemühungen, die Geschichte der jüdischen Mitbürger in Lingen aufzuarbeiten, sagte Levy dort, dass „Erinnerungsarbeit immer einen regionalen Bezug haben muss. Dabei kommt es auf die historischen Gedenkstätten an. Der lokale Bezug darf nicht vergessen werden.“ Wie ein solcher Bezug aussehen kann, das zeigte im direkten Anschluss der Besuch der Gedenkstätte Jüdische Schule in Lingen, wo Dr. Ludwig Remling, Stadtarchivar und Vorstandsmitglied des Forums Juden-Christen, mit seinem Vortrag einen Überblick über Vergangenheit und Schicksal der Juden in der hiesigen Region gab. Zum Abschluss des Besuchs eröffnete Levy in Freren die Ausstellung „Alltag jüdischer Kinder im Holocaust“.

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