Alljährlich in der Woche zwischen den höchsten jüdischen Festen Rosch Haschanah (Neujahrsfest), in diesem Jahr vom 18. bis 20. September und Jom Kippur (Sühnefest 27/28. September), an dem gläubige Juden ebenfalls die Gräber ihrer Toten besuchen, bietet das Forum Juden-Christen einen Erinnerungsbesuch auf dem Jüdischen Friedhofs in Lingen an. Mehr als zwanzig Teilnehmerinnen und Teilnehmer folgten beim diesjährigen Angebot am 23. 9. den Ausführungen von Dr. Heribert Lange. Am Grabstein von Jacob Wolff, des letzten Vorstehers der Synagogengemeinde Lingen, informierte Lange über den Friedhof, jüdische Begräbnisriten und das Schicksal der Lingener Juden. Jacob Wolff, seit einem KZ-Aufenthalt gesundheitlich geschädigt, starb am 4. April 1941. Er wurde heimlich nachts auf dem Jüdischen Friedhof begraben.

An den Grabsteinen der Familie Markreich erinnerte Lange an den Naziterror, denen auch die Familie Markreich zum Opfer fiel. Ihr erfolgreiches Textilgeschäft wurde in der Pogromnacht 1938 zerstört und geplündert. Fredy Markreich, der mit hohen Auszeichnungen am 1. Weltkrieg teilgenommen hatte, wurde in das KZ Buchenwald verschleppt. Er starb 1944 im Exil.

Erstmals fand die Veranstaltung wegen eines kürzlich angezeigten antisemitischen Zwischenfalls unter Polizeischutz statt. (s. http://www.forum-juden-christen.de/antisemitische-beleidigungen-am-juedischen-friedhof-in-lingen/ )