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AUSSTELLUNG Im Bethaus in Freren raffen 30 Tafeln das Thema zu einem Drama

LINGEN / HLW -Der stellvertretende Botschafter Israels in Deutschland, Mordechay Lewy, hat am Mittwoch im„Lernort Jüdisches Bethaus” in Freren die Ausstellung„DerAlltag jüdischer Kinder im Holocaust” eröffnet. Botschafter Lewy hatte zuvor eine Stunde vor Schülern des Lingener Gymnasium Georgianum zu aktuellen Themen seines Landes und der Weltpolitik referiert und den Interessierten Gymnasiasten Rede und Antwort gestanden. Zur Einführung in die Ausstellung in Freren betonte Eckhardt Ströder vom Forum Juden – Christen: „Die wenigen Kinder, die den Holocaust überlebten, tragen immer noch die Spuren auf dem Leib und in ihrer Seele!”

Im „Lernort Jüdisches Bethaus” war Bernhard Grünberg Überraschungsgast, der als Kleinkind von seinen Eltern aus Schutz vor dem Holocaust nach England geschickt worden war und überlebte, ohne seine Familie jemals gn-19-06-04wiederzusehen. Ihn begleitete der Vorsitzende der jüdischen Gemeinde Osnabrück, Michael Grünberg. An das Schicksal von Bernhard Grünberg und das der 1,5 Millionen durch die Nazis ermordeten Kinder soll die Ausstellung„Der Alltag jüdischer Kinder im Holocaust` im ehemaligen Frerener Bethaus erinnern.

„Ich gehöre zu den 70 Prozent Israelis, die sich nicht an die Gebote halten”, betonte Lewy, der eingangs den Gästen erklärte, wann, wo und zu welchem Anlass die Kipa getragen wird. Lewy machte deutlich, dass wir an Berührungsängsten leiden würden. In Deutschland vollziehe sich in den letzten Jahren ein Umkehrprozess.

Auf die Ausstellung eingehend erklärte Lewy: „Dies ist eine Ausstellung, die jenseits dessen ist, was man überhaupt über Kindesmisshandlung denken kann!”.

Eckhardt Ströder zitierte zur Einführung in der von Mordechay Lewy eröffneten Galerie aus dem Vorwort von Erich Kästner im Kinderbuch „Sternkinder” von Klara Asscher Pinkhof, das bereits 1946 in Holland erschienen war und aufzeigte, was damals mit den jüdischen Kindern geschah: „Wer sich daran begeistert, wie schnell und wie hoch der Mensch zu fliegen imstande ist, der muss auch wissen, wie rasch und wie abgrundtief er sinken kann. Gerade Schulkinder, wenigstens die etwas älteren, sollten erfahren, was damals den jüdischen Kindern mitgespielt wurde”. Ströder dankte der Botschaft Israels dafür, dass sie die Ausstellung mit Bildmaterial aus dem YadVaShem Archiv ermöglichte. An Anne Frank, ein Mädchen des Holocaust, das in diesen Tagen 75 Jahre alt geworden wäre, erinnernd forderte Eckhardt Ströder: „Wir dürfen nicht aufhören, uns zu erinnern. Gleichgültigkeit dem Geschehenen gegenüber ist das Schlimmste, was dem deutschen Volk passieren kann. Nur die Erinnerung daran rettet die Zukunft. Diese Ausstellung führt uns zurück in einen folgenschweren und gefährlichen Abschnitt der Weltgeschichte, an den gerade die Kinder als Zukunft eines jeden Volkes in einem Meer der Leiden, Verbrechen und des Todes unmittelbar und direkt teilgenommen haben.”

Das Leben der Kinder in der Nachbarschaft mit nazideutschen Kindern, Verspottung in der Schule, wie geliebte Eltern gedemütigt, geschlagen oder niedergemacht wurden, das Leben im Ghetto, im Arbeitslager, Unterernährung, Strafen, Sonderbehandlungen für wissenschaftliche Versuche, Entwürdigungen und die systematische Zerstörung der jungen Persönlichkeit sind in der Ausstellung mit 30 Tafeln zu einem Drama gerafft.

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