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„Jüdische Geschichte wach halten”

Lingen (bm)
„Die Aufarbeitung der jüdischen Vergangenheit in Lingen ist einfach nur beispielhaft zu nennen und sollte Vorbild für viele andere Städte in Deutschland sein.” Das sagte gestern Mittag lobend Dr. Alexander Brenner, Vorsitzender der jüdischen Gemeinde Berlins, bei einem Empfang im Historischen Rathaus der Stadt. Begrüßt wurde der Gast aus der Hauptstadt durch Lingens Zweiten Bürgermeister Günter Lobenberg sowie von den Vertretern der Stadt und der Politik.

„Ich freue mich außerordentlich, verehrter Dr. Brenner, eine so prominente Person des gegenwärtigen jüdischen Lebens in Deutschland hier in unserer Stadt Lingen begrüßen zu dürfen”, empfing Lobenberg den Gast aus Berlin. Auch zur Lingener Geschichte habe über viele Jahrhunderte hinweg jüdisches Leben gehört. „Es hat nach dem Krieg eine Zeit lang
gedauert, bis ihre Schicksale aufgearbeitet werden konnten. Dieser Prozess ist allerdings noch nicht vorbei, weil auch den folgenden Generationen dieser Teil der deutschen Geschichte vermittelt werden muss”, betonte Lobenberg.

lt-01-02-03_7Um die Erinnerung wach zu halten, brauche es engagierte Menschen wie das Forum Juden-Christen, und Rat und Verwaltung der Stadt seien sehr froh über die Arbeit, die hier geleistet werde. Zwischen dem Forum und der Stadt sei über die Jahre hinweg eine enge Kooperation entstanden, die sich in vielen Veranstaltungen und Projekten bestens bewährt habe – ob Kulturveranstaltungen, Lesungen aus der Exilliteratur oder dasSchauspiel im November 2001 „In der Löwengrube”, in dem die Geschichte des jüdischen Schauspielers Leo Reuß aufgearbeitet wurde.

Für den Herbst sei geplant, unter anderem den Sohn von Hitlers Sekretär Martin Bormann nach Lingen einzuladen. In dieser Veranstaltung soll die Rolle Bormanns als Beispiel für Hitlers engste Mitarbeiter Thema werden. Für den diesjährigen 65. Jahrestag der Reichspogromnacht sei eine zentrale Feier für den Landkreis Emsland in der alten Rheder Kirche im Nordkreis geplant.

Glücklich sei man auch, bei dem Bemühen, die jüdische Geschichte in Lingen wach zu halten, Unterstützung bei zwei Ehrenbürgern der Stadt zu finden: Ruth Foster und Bernhard Grünberg. So hätten sich in den vergangenen Jahren wieder sehr herzliche und enge Freundschaften zwischen der Familie Grünberg und Lingenern entwickelt. Lobenberg: „Wir freuen uns deshalb auch sehr, dass Bernhard Grünberg in diesem Jahr seinen 80. Geburtstag in Lingen feiern möchte.”

In bewegenden Worten äußerte Lingens Zweiter Bürgermeister abschließend noch einen Wunsch: „Ich würde mich glücklich schätzen, wenn sich in Lingen wieder eine oder mehrere jüdische Familien ansiedelten, wenn jüdisches Leben und jüdische Kultur wieder gelebter Teil dieser Stadt werden könnten.”

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