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“Das ehemalige jüdische Bethaus hat eine ideale/ symbolträchtige Lage zwischen den beiden Frerener Kirchen”, betonte Reinhold Hoffmann, Vorsitzender des Forums Juden-Christen, das sein Interesse bethaus1bekundet hat, dieses Gebäude an der Grulandstraße nach Möglichkeit zu erwerben. Es könnte vor allem als Begegnungsstätte und Dokumentationszentrum genutzt werden.

“Im Jahre 1842 richtete die jüdische Gemeinde im Obergeschoss des Wohnhauses der Familie Schwarz zwei Gebetsräume ein. Für eine eigene Synagoge war die Gemeinde zu klein… Die jüdischen Kinder aus Freren und Fürstenau erhielten ihren Religionsunterricht in den Gebetsräumen in der Grulandstraße”, schrieb Lothar Kuhrts in einem Beitrag in dem Buch “Freren – kleine Stadt im Emsland” (1994 herausgegeben von Bernhard Fritze).

SA-Leute demolierten die Beträume in der Pogromnacht vom 9. zum 10. November 1938, schlugen Fensterscheiben ein und warfen sakrale Gegenstände auf die Straße. Das Gebäude blieb verschont. Es ist das älteste noch erhaltene Bethaus im Emsland.

Diese besondere historische Bedeutung trug zu Überlegungen bei, das Gebäude unter Denkmalschutz zu stellen. Dr. Martin Wenz vom Landesamt für Denkmalpflege in Hannover, der das Haus gemeinsam mit Dr. Andrea Kaltofen, Leiterin des Kulturamtes des Landkreises, Vertretern des Forums Juden-Christen und Samtgemeindebürgermeister Godehard Ritz besichtigte, hält einen Ensembleschutz für denkbar. Zu diesem Ensemble rechnet er neben der evangelischen Kirche mehrere Gebäude an der Grulandstraße, zum Beispiel die frühere Fabrik und das Haus Ecke Goldstraße/Grulandstraße (Dr. Jacob).

Es seien weniger die bauhistorischen Eigenschaften des früheren Bethauses, die für einen Denkmalschutz als Einzelobjekt sprächen. Es sei nur wenig Originalbestand sichtbar; so müssten zum Beispiel die Fenster aus Kunststoff durch Holzfenster ersetzt werden. Hoch zu bewerten sei indessen die ideelle Bedeutung des Gebäudes, betonte Dr. Wenz.

Reinhold Hoffmann dankte Dr. Martin Wenz und Dr. Andrea Kaltofen, dass sie spontan die Einladung nach Freren angenommen hatten. Die Erhaltung und ein Erwerb des Bethauses stellten eine riesengroße Chance dar. Dr. Wenz nannte als ein Beispiel die gelungene Restaurierung der alten jüdischen Schule in Lingen.

Lothar Kuhrts betonte: “Das Bethaus an der Grulandstraße erzählt aus der Geschichte der Juden.” Es war das Wohnhaus der Familie Schwarz. Direkt gegenüber lag der Verkaufsraum von Josef Meyberg, und der Kaufmann Salomon Fromm wohnte ebenfalls an dieser Straße. Auch fanden hier die Frerener Viehmärkte statt. Das Anliegen, dieses Haus zu erwerben und im Sinne der früheren Bedeutung und der Satzung des Forums Juden-Christen zu nutzen, sei keine Privatsache, sondern liege im öffentlichen Interesse, erklärte Lothar Kuhrts. Zur früheren Gemeinde gehörten auch die jüdischen Mitbürger aus Fürstenau, Lengerich und Thuine.

Der Vorstand des Forums prüft jetzt Wege zur finanziellen Absicherung eines Kaufes. Dazu gehören in enger Abstimmung mit Landkreis und Stadt Gespräche mit möglichen Sponsoren aus Wirtschaft, Stiftungen etc. Ferner werden die Kosten für die Renovierung und laufende Unterhaltung ermittelt. Zurzeit wird gemeinsam mit der Jüdischen Gemeinde und den Frerener Kirchengemeinden ein Konzept zur inhaltlichen Ausgestaltung für das Gebäude entwickelt.

Die Stadt Freren begrüße sehr das Interesse des Forums an einem Erwerb des Gebäudes, insbesondere wegen seines besonderen historischen Wertes, betonte Samtgemeindebürgermeister Godehard Ritz.

Der Osnabrücker Rabbiner Marc Stern und Michael Grünberg, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Osnabrück aus Sögel, erklärten in einem Schreiben: “Wir sind beeindruckt von dem Engagement Ihres Vereins und sichern Ihnen jede Hilfe zu, soweit wir dazu in der Lage sind. Sollten sich in Zukunft jüdische Mitbürger in Freren oder Umgebung niederlassen, würden wir es begrüßen, wenn das Bethaus in seinem ursprünglichen Sinne wieder zur Verfügung stehen würde. Es könnte auch als jüdisches Museum, jüdische Begegnungsstätte und als Mahnmal für die Vergangenheit dienen.”

Bernhard Suiskind, der aus Fürstenau stammt und jetzt in den USA lebt, brachte spontan seine Freude über den Plan zum Erwerb des Bethauses zum Ausdruck.

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