Beitrag lesen...

Arbeitskreis Judentum-Christentum dankt Stadt Lingen

Lingen (pe)
Sobald es die Bodenbedingungen zulassen, werden die von Unbekannten umgestoßenen Grabsteine auf dem Jüdischen Friedhof an der Weidestraße in Lingen wieder aufgestellt. Ein Steinmetz sei bereits mit den notwendigen Arbeiten beauftragt worden, teilte Anne Scherger vom Arbeitskreis Judentum-Christentum in einem Gespräch mit unserer Zeitung mit. Sie freue sich sehr darüber, dass die Stadt die dafür notwendigen Kosten übernehme, dankte Anne Scherger der Verwaltung.

Wie berichtet, waren fünf Grabsteine im Dezember letzten Jahres – ein genaueres Datum läßt sich nicht jud_friedhof_lin bestimmen – im hinteren Teil des Friedhofes zur Kanalseite hin schwer beschädigt worden. Am Grabmal von Philipp Heilbronn, dem Großvater von Ruth Foster, Ehrenbürgerin der Stadt Lingen, wurde sogar das Fundament mit herausgerissen.

Sie sei fassungslos gewesen, als sie die Zerstörungen entdeckt habe, schilderte Anne Scherger ihre Eindrücke. Die Lingenerin hatte in jenen Dezembertagen Besuch von dem niederländischen Ehepaar Hanouwer aus der Nähe von ter Apel. Es waren Nachkommen von Meyer Hanauer, der 1842 in Winschoten geboren wurde. Zwei Brüder von Meyer, Siegmund und Hieronymus Hanauer, sind auf dem Lingener Friedhof begraben, ebenso wie Vater Solomo Hanauer.

“Wir wollten dieses Grab des Ururgroßvaters von André Hanouwer besuchen”, berichtete Anne Scherger. Als sie dort gestanden hätten, seien ihr plötzlich die Zerstörungen am Rande des Jüdischen Friedhofes aufgefallen. So etwas passiere auch in den Niederlanden, habe das Ehepaar sie zu trösten versucht, sagte die Lingenerin.

Anne Scherger rief sofort bei Andreas Löpker vom Lingener Kulturamt an, der alles Weitere veranlasste. ,,Ruth Foster habe ich nichts über die Zerstörung des Grabsteins ihres Großvaters gesagt”, betonte Anne Scherger. Frau Foster lebt seit vielen Jahren in Großbritannien, ebenso wie Bernard Grünberg, auch Ehrenbürger der Stadt Lingen. Im vergangenen Jahr hatte sie die Nachricht von der Schändung des Jüdischen Friedhofes in Freren sehr betroffen gemacht. Auch der Grabstein ihrer Großmutter Rieka Heilbronn war von Unbekannten beschädigt worden.

,,Ich habe Bernhard Grünberg telefonisch darüber informiert, dass der Gedenkstein seiner Familie auf dem Friedhof in Lingen unversehrt ist”, sagte Frau Scherger. Im November 1998 war ein Gedenkstein zur Erinnerung an die Familie Grünberg auf dem Jüdischen Friedhof errichtet worden. Auf ihm sind die Namen seiner ermordeten Eltern Bendix und Marianne sowie seiner Schwester Gerda Grünberg festgehalten.

[Einklappen]