Der jüdische Friedhof in Lingen ist von herausragender Bedeutung für das Forum Juden-Christen. Dass die im Eigentum des Landesverbandes der jüdischen Gemeinden in Niedersachsen stehende Ruhestätte dem Vergessen und der Verwahrlosung  entrissen wurde,  war der Anfang des Arbeitskreises Juden- Christen unter Leitung von Josef Möddel, aus dem das Forum hervorging.  Führungen über den Friedhof sind wesentlicher Teil der Erinnerungsarbeit des Forums. Gertrud Anne Scherger legte 2009 einen umfangreichen Dokumentationsband über den Friedhof und jüdische Begräbniskultur vor. Auch daher war es dem Forum – vor allem Dr. Heribert Lange und Simon Göhler – wichtig, dass die einsturzgefährdete Mauer zwischen dem jüdischen Friedhof und dem angrenzenden “Alten”  Friedhof restauriert wird. Die jahrelangen Bemühungen hatten jetzt Erfolg, wie der folgende Bericht von Johannes Franke (Lingener Tagespost) darstellt.

Wir wollen die denkmalgeschützte Mauer für die zukünftigen Generationen erhalten und fachmännisch erneuern lassen’, sagt Florian Heinen, Geschäftsführer der Friedhofskommission. Die Werterhaltung wäre mit dem Verfugen nicht möglich gewesen, so dass wir uns zu einer ‘großen Lösung in Gesprächen mit dem Landesamt für Denkmalpflege und der Stadt Lingen entschieden haben’, so Heinen. Die Mauer soll der in den 1990er -Jahren sanierten Außenmauer an der Weidenstraße und am Dortmund-Ems-Kanal optisch angeglichen werden, erhält eine Sandsteinabdeckung und gewährleistet eine längerfristige Instandhaltung. ‘Die schrägen Abdeckungen, sogenannte Bischofsmützen, sind Schwachstellen, Wasser dringt ein, der Frost lässt den Klinker platzen’, betont Christian Schulte, Leiter des städtischen Bauhofes.

Seit einigen Jahren verbindet eine schmiedeeiserne Pforte die beiden Friedhöfe, sodass die Mauer eher funktionale und weniger religiöse Gründe hat. ‘Den Besuchern ermöglicht die nicht abgeschlossene Tür, beide Friedhöfe zu besuchen. Die Mauer ist keine Trennungs-, sondern eine Verbindungsmauer’, betont Gernot Wilke-Ewert, Vorsitzender des Forums Juden-Christen.” Soweit zunächst Johannes Franke in seinem Bericht. Dazu ergänzt Heribert Lange, dass “das zusätzliche Tor zwischen ‘Altem’ und Jüdischem Friedhof auf ausdrücklichen Wunsch von Herrn Riethmüller vom  Landesverband der Jüdischen Gemeinden Niedersachsen geschaffen wurde – und zwar aus dem Material des gleichzeitig ersetzten Haupttors an der Straßenseite, und von dem Kunstschmied Krukowski, der das neue Haupttor geschaffen hat, kostenfrei dazu geliefert und angebracht. An beiden Toren gibt es links von ihnen an der Mauer eine Erklärung über den Friedhof, seine Geschichte und das vorgeschriebene Verhalten der Besucher von jüdischen Friedhöfen. Diese stammt von Josef Möddel und wurde aus Spenden finanziert – wie auch zuletzt die Restaurierung der einzelnen Grabsteine.”  Johannes Franke weiter:

 

“Die Sanierung mit den vorhandenen Klinkern bezeichnet Florian Heinen als ‘Kulturdenkmal für die Lingener Zeitgeschichte und Wertschätzung dieses würdigen Ortes.’ Die Sanierung der Klinkersteine und sogenannten Bischofsmützen führt das Natursteinwerk Monster aus Nordhorn durch. Gefördert wird das etwa 90 000 Euro kostende Projekt durch Förderungen der Stadt Lingen. Hinzu kommen Gelder vom Landesamt für Denkmalpflege, dem Landesverband der jüdischen Gemeinden in Niedersachsen, von der Essmann-Stiftung, der Sparkasse sowie Mittel der Friedhofskommission. Für die gute Zusammenarbeit mit den städtischen Behörden sowie dem Kommissionsmitglied und Baubegleiter Werner Breitenbach dankten Heinen und Wilke-Ewert. Im Frühjahr 2021 soll die sanierte Mauer fertiggestellt sein.” s.auch:

https://www.noz.de/lokales/lingen/artikel/2175004/kulturgeschichte

Zu hoffen ist, dass Männer beim Betreten des jüdischen Friedhofs respektvoll eine Kopfbedeckung tragen  – wie hier Gernot Wilke-Ewert, fwp.