Bildanalyse und jüdische Sportler

Zwei Schülerinnen des Lingener Franziskusgymnasiums referierten im „Studienteil“ der diesjährigen Mitgliederversammlung des Forums, die im Gedenkort Jüdische Schule stattfand. Unter Leitung von Elisa Eilermann hatte das Gymnasium das Seminarfach „Judentum“ angeboten. Unter anderem mit Unterstützung des Forums befassten sich die TeilnehmerInnen mit vielen Aspekten jüdischen Lebens.

Wie üblich im „Seminarfach“, in dem wissenschaftliches Arbeiten eingeübt wird, werden Facharbeiten verfasst. Ihrer Neigung zur bildenden Kunst entsprechend hatte sich Helena Stehmann mit dem Meppener Künstler Armin Pack (1940-2021) auseinandergesetzt. Pack hatte sehr viele jüdische Gedenkorte im Emsland, u.a. den jüdischen Friedhof in Lingen gezeichnet. Mit diesem Werk beschäftigt sich Stehmanns Arbeit mit dem Titel „Der jüdische Friedhof in Lingen – exemplarisch erarbeitet an einer Zeichnung des Künstlers Armin Pack.“

Die Autorin stellte den Mitgliedern des Forums Arbeitsprozess und Ergebnisse ihrer Arbeit vor. Aus ihrer Bildanalyse: „Die Zeichnung (…) zeigt den Friedhof aus der Perspektive des Eintritts durch das Eingangstor. In der rechten unteren Ecke des Bildes befindet sich das Jahr, in dem das Bild entstanden ist und die Unterschrift des Künstlers. (…) Der Vordergrund der Zeichnung besteht größtenteils aus einer großen und fast weißen Rasenfläche, welche mit kleinen, schwarzen, unkoordinierten Linien und Strichen dargestellt ist. Die Rasenfläche ist zudem mit kleinen stempelartigen Punkten versehen. Auf der linken Seite des Bildes zeichnete Pack die (…) Verbindungsmauer zwischen dem jüdischen und christlichen Friedhof.

Die Linien, die den Schatten darstellen, verändern sich in Richtung Rasenfläche in lange, dünnere Federstriche. Wenn auf die Mauer geblickt wird, zieht sich diese über die ganze linke Seite des Bildes. Bei ihr sind mehr oder weniger klare Mauersteine ausfindig zu machen, welche jedoch unsymmetrisch zueinander sind.

Die oberen Steine der Mauer werden durch dickere, schwarze Abtrennungen sichtbar, welche ebenfalls asymmetrisch zueinander angeordnet sind. Über ihr sind die verschiedensten Sträucher und Pflanzen zu erkennen, die leicht über sie hinausragen. In der unteren linken Ecke ist ebenfalls ein Strauch zu erkennen, der jedoch klar über die Mauer wächst.“

Die jüdischen Cousins Gustav und Alfred Flatow, beide Turner und Leichtathleten, vertraten Deutschland bei den Olympischen Spielen. Beide wurden in Theresienstadt ermordet. Mit ihrem Schicksal befasste sich Emma Harbig aus ihrem Interesse für das Turnen. Deutlich wurde, wie der Deutsche Turnerbund jüdische Mitglieder bereits 1933 ausschloss. Die Ausgrenzung von Juden wurde allerdings 1986 durch die Stiftung der „Flatow-Medaille“ aufgearbeitetDie Medaille wird seither an Turnerinnen und Turner verliehenwie Harbig hervorhob.

Simon Göhler, Vorsitzender des Forums, dankte den Referentinnen und ihrer Lehrerin mit einem kleinen Geschenk. v.l: Emma Harbig, Elisa Eilermann, Helena Stehmann, Simon Göhler. Foto: fwp