Veranstaltung der VHS und des Forum Juden-Christen

Lingen. „Ich bin noch nie einem Juden begegnet“ lautet der Titel eines Buches, das in einer ersten Kooperation zwischen der Volkshochschule (VHS) und dem Forum Juden Christen vorgestellt wurde. Veronika Schniederalbers, die in der VHS Lingen den Bereich „Politik“ verantwortet und Forums- Vorsitzender Simon Göhler begrüßten Gerhard Haase-Hindenberg (Berlin), der sich auf einer Lesereise befindet.
Der Autor begann seine Lesung mit der Frage, warum jüdische Menschen nach Mitteleuropa kamen. „Entweder wissen es die Leute nicht oder oder sie halten das für eine Bildungslücke und unterdrücken diese Frage deshalb.“ Er erinnerte daran, dass im Jahre 321 in einer römischen Urkunde erstmals jüdische Ratsherren in der Colonia Capitolina, dem heutigen Köln, erwähnt wurden.

Mit diesem Aufhänger stellte der Publizist Beispiele jüdischen Lebens in Deutschland vor. Haase-Hindenberg hatte dazu Menschen quer durch Deutschland interviewt, woraus spannende Porträts entstanden. Geradezu dramatisch schilderte Haase-Hindenberg die Entstehung der liberalen jüdischen Gemeinde in Hameln aus der Begegnung einer jungen amerikanischen Jüdin und einer aus der Ukraine nach Deutschland gekommenen jüdischen Frau.
Dass der Vortragende eine Ausbildung als Schauspieler vorweisen kann, zeigte sich dem gespannt lauschenden Publikum in gekonnt gesetzten Pointen, etwa wenn er von einer Psychologin erzählte, „der ihr Wissen wenig nutzte bei der Wahl ihres Ehemannes.“
Auch weitere Geschichten hatten humoristische Anklänge, etwa wenn von der 14-jährigen Amanda aus einer nichtreligiösen jüdische Familie erzählt wurde, die eher zufällig an einem streng religiösen Ferienlager teilnahm. Dort vermittelte man ihr, dass jeder Kontakt mit dem männlichen Geschlecht zu unterlassen sei. Davon gehe eine „wunderbare Magie“ aus. Fortan gab Amanda nie mehr einem Jungen die Hand, bis sie herausfand, dass von einem Kuss eine weitaus größere Magie ausgeht.
Veronika Schniederalbers, Simon Göhler und die Stellvertretende Vorsitzende des Forum Juden-Christen, Angela Prenger, dankten für den mitreißenden Vortrag mit einem Schalomstein, der vom Gründungsvorsitzenden Josef Möddel gestaltet wurde und einer dazugehörenden Meditation. Haase-Hindenberg freute sich mit den Worten, dass er ja ein Fan der Rolling Stones sei.
BU: (v.l) Veronika Schniederalbers, Angela Prenger, Simon Göhler, Gerhard Haase-Hindenberg . Foto: Friedhelm Wolski-Prenger
