Am 10. November 2025 fand in Lengerich die jährliche Gedenkveranstaltung zur Reichspogromnacht statt. Nach der Eröffnung durch Samtgemeindebürgermeister Lühn hielt Simon Göhler vom Forum Juden-Christen im Altkreis Lingen eine Ansprache, in der der lokale Bezug des Gedenkens besonders deutlich wurde.
Göhler erinnerte daran, dass die Gewalt des 9. November 1938 nicht nur in den großen Städten stattfand, sondern auch mitten in Lengerich unmittelbare Spuren hinterließ. Besonders rückte er die Lengericher Familie Heilbronn in den Mittelpunkt des Gedenkens. Sie gehörte zu den damals 17 jüdischen Bürgerinnen und Bürgern, die in Lengerich lebten.
Göhler betonte: „Es geschah nicht irgendwo. Es geschah hier. Vor unseren Augen. In der Gemeinde.“
Damit erinnerte er daran, dass die Verfolgung jüdischer Menschen nicht abstrakte Geschichte ist, sondern konkret in Lengerich geschah – in den Straßen, Häusern und Nachbarschaften, die heute noch Teil des Gemeindelebens sind. Die Stolpersteine im Ort machen diese Geschichte bis heute sichtbar.

In seiner Ansprache ging Samtgemeindebürgermeister Matthias Lühn auch auf die aktuellen Herausforderungen im Umgang mit wachsendem Antisemitismus ein. Er betonte, dass die Gemeinde angesichts zunehmender Hassparolen, Anfeindungen und Verunsicherungen wachsam bleiben müsse. Zugleich erinnerte er an das Vermächtnis des kürzlich im Alter von 99 Jahren verstorbenen Lengericher Ehrenbürgers Gerhard Sels, der sich über Jahrzehnte mit großer Leidenschaft für die Bewahrung der lokalen jüdischen Geschichte und gegen jede Form von Ausgrenzung eingesetzt hatte. Lühn würdigte ihn als „Mahner und Brückenbauer“, dessen beharrliche Bildungsarbeit und klare Haltung bis heute prägend für die Erinnerungskultur in Lengerich seien. Sein Engagement sei Verpflichtung und Ansporn zugleich, der Verharmlosung und dem Erstarken antisemitischer Tendenzen entschieden entgegenzutreten.
Einen besonders berührenden Teil der Veranstaltung gestalteten die Schülerinnen und Schüler der OBS, die die Namen der früheren jüdischen Bewohner Lengerichs verlasen – darunter auch die der Familie Heilbronn – und mit dem Niederlegen von Steinen der Opfer gedachten.
Musikalische Beiträge von Frau Fischer sowie Lesungen und Gebete von Pastorin Schäfer und Pfarrer Brinker rahmten die Veranstaltung ein. Mit einem Schlusswort von SGB Lühn endete die Feierstunde.
Die Gedenkveranstaltung machte eindrucksvoll deutlich: Erinnern heißt, Namen und Geschichten sichtbar zu halten – insbesondere die der Familien, die direkt hier in Lengerich lebten und deren Schicksal mahnt, niemals zu vergessen.


