Forum Judentum Christentum

2002

EL am Sonntag | Bremer Senatspräsident zu Gast beim Forum Juden – Christen in Freren

20 Sonntag Okt 2002

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Bethaus für mich eine Entdeckung

Von Werner Scholz

Freren (eb) – Um sich über die Arbeit des Forum Juden – Christen zu informieren ist jetzt der Bremer Senatspräsident Henning Scherf nach Freren gekommen. Der Präsident war besonders an den Plänen des Forums zum Bethaus in Freren interessiert.

Nach einem dem Empfang der Stadt Freren im Rathaus stand der Besuch des Bethauses in der Grulandstraße auf dem Programm, bevor es zur Geschichtswerkstatt Samuel Manne weiter ging.
“Das Bethaus soll zu einem Zentrum des Dialogs zwischen den Religionen werden, und zwar nicht nur zwischen Juden und Christen”, erklärte der Erste Vorstandsvorsitzende des Forums, Reinhold Hoffmann dem Gast aus Bremen. Das Projekt “Bethaus” steht unter der Schirmherrschaft des Vorsitzenden des Zentralrats der Juden in Deutschland, Paul Spiegel und des Niedersächsischen Ministerpräsidenten Sigmar Gabriel.

Die Sanierung des Gebäudes soll nächstes Jahr beginnen. “Wir hoffen, dass wir das Haus dann im Oktober der Öffentlichkeit vorstellen können”, so Hoffmann weiter. Kreisarchivar Heiner Schüpp , der in Vertretung des Landrats gekommen war, sagte, dass sich auch der Landkreis Emsland bereits in der Vergangenheit bei anderen derartigen Projekten engagiert habe. Der Landkreis unterstütze daher auch als Mitglied des Forums besonders dieses Bethausprojekt in Freren.el_am_sonntag-20-10-02_1

Beim anschließenden Besuch der Geschichtswerkstatt stellte Hoffmann das Forum vor und erinnerte an die wichtigen Aktivitäten von Lothar Kuhrts, der die Geschichte der Frerener Juden aufgearbeitet und dokumentiert hat. “Ohne diese verdienstvolle Arbeit gäbe es die Geschichtswerkstatt Samuel Manne nicht”, hob Hoffmann hervor.

Hinsichtlich der Ziele und Planungen des Forums erläuterte Hoffmann, dass eine Zusammenarbeit mit den Universitäten Oldenburg, Münster und Osnabrück und der Fachhochschule in Lingen angestrebt werde. Erste Kontakte in Richtung einer Zusammenarbeit gäbe es ebenfalls mit den Dokumentations- und Informationszentren in Esterwegen und dem ehemaligen Lager Kamp Westerbork in Holland.el_am_sonntag-20-10-02_3_2

Ein gemeinsames Anliegen des Bremer Senatspräsidenten und des Forums Juden – Christen ist die in der Satzung des Forums genannte “Suche nach Wegen der Versöhnung und des friedvollen Miteinanders aller Menschen unabhängig von ihrer Herkunft oder Religion”. Hierfür sei Bremen ein gutes Beispiel. “Das friedliche Zusammenleben der stark angewachsenen Jüdischen Gemeinde Bremens und den dortigen Palästinensern zeigt, dass Menschen unterschiedlicher Religionen trotz des Konfliktes im Nahen Osten friedlich und gedeihlich miteinander leben können”, lobte Hoffmann.el_am_sonntag-20-10-02_2

Lobende Worte gab es aber auch von Scherf: “Ich möchte Sie motivieren und ermutigen. Es ist ganz ungewöhnli  ch, dass es so etwas wie die Geschichtswerkstatt hier gibt. Auch das Bethaus ist für mich eine Entdeckung. Es ist gut und wichtig, dass auch in überschaubaren Städten wie Freren eine solche Kulturarbeit möglich ist.”

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Lingener Tagespost | Sanierung des jüdischen Bethauses in Freren ist Anfang 2003 geplant

31 Samstag Aug 2002

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Forum Juden-Christen stellte Pläne im Stadtrat vor – “Einmaliges Projekt”

Freren (th)
,,Anfang 2003 wollen wir beginnen”, erklärte Reinhold Hoffmann, Vorsitzender des Forums Juden-Christen, bei der Vorstellung der Pläne für die Sanierung des jüdischen Bethauses im Rat der Stadt Freren, wo das Projekt sehr begrüßt wurde.

Bürgermeister Klaus Prekel und Stadtdirektor Godehard Ritz hießen die Vorstandsmitglieder des Forums JudenChristen, Reinhold Hoffmann, Wilhelm Kastein und Lothar Kuhrts, und den Architekten Eberhard Dreyer aus Lingen herzlich willkommen. Reinhold Hoffmann erläuterte den Werdegang des Projektes und dankte der Stadt und der Samtgemeinde für die Unterstützung von Anfang an. Der Kauf des früheren Bethauses durch die jüdische Gemeinde Osnabrück sei dank der großen finanziellen Hilfe der Emsländischen Sparkassenstiftung und der Wiesniewsky-Stiftung nun abgeschlossen worden.

Der schlichte Bau an der Ecke Goldstraße/Grulandstraße werde äußerlich nur wenig verändert, erklärte Eberhard Dreyer anhand einer Videodarstellung. Der kleine Anbau im Vorgarten solle über beide Stockwerke erhöht werden. Uberall würden neue Holzfenster eingebaut. Vom Vorgarten müssten leider drei Pkw-Einstellplätze abgezweigt werden.

Zwei Wohnräume im Erdgeschoss würden zu einem zusammengefasst. Hier und in einem Teil des oberen Stockwerkes sei die Wohnung für ein Hausmeisterehepaar eingeplant. Im Erdgeschoss würden ein Begegnungs- und Ausstellungsraum sowie ein Büro entstehen. Der im oberen Stockwerk geplante Betraum werde durch Regalwände – für eine Bibliothek als Raumteiler gegliedert. Für Gehbehinderte sei der Einbau eines kleinen Aufzuges vorgesehen.

Zusammen mit Isolierungsmaßnahmen, Erneuerung der .Heizung (Brennwerttechnik), Installationen etc. werde die Sanierung etwa 232000 Euro kosten; 43000 Euro für die Einrichtung kämen hinzu, erklärte der Architekt. Es seien Anträge an mehrere Institutionen, Stiftungen etc. gestellt worden.

Reinhold Hoffmann wies darauf hin, dass aus “ProLand”-Mitteln 50 Prozent der bezuschussungsfähigen Sanierungskosten zugesagt worden seien. Er betonte, dass für die Stadt und die Samtgemeinde keine Folgekosten entstehen würden. Die laufende Unterhaltung des Gebäudes solle durch die Mieteinnahmen getragen werden.

Nach Sicherstellung der Finanzierung, wobei man auch viele Einzelspenden erhoffe, sollten die Arbeiten Anfang des kommenden Jahres beginnen.

Besinnung, Begegnung und Bildung seien die wesentlichen Inhalte der künftigen Nutzung des Gebäudes. Menschen jüdischen Glaubens könnten sich hier zum Gebet treffen. Es gelte, jüdische Kultur zu sichern und zu pflegen und zugleich zur Begegnung der Religionen einzuladen. Es gebe Kontakte mit den Universitäten in Bremen und Münster mit dem Ziel, Studierenden die Möglichkeit zu geben, hier Judaismus zu erleben und zu erfahren.

Das Projekt jüdisches Bethaus werde von Fachleuten als bundesweit einmalig bezeichnet. Es setze Zeichen gegen das Vergessen und extremistische Gewalt, Zeichen des Dialogs. Freren könne von sich sagen: “Wir sind eine tolerante Stadt.” In den Dank für die Unterstützung bezog Hofmann besonders den Landkreis Emsland ein.

Lothar Kuhrts bezeichnete es als “ganz großes Glück, einen solchen Raum wie das Bethaus zu haben. Wenn man einen anderen Glauben direkt erleben kann, wird man viele Vorurteile abbauen können.” Bürgermeister Klaus Prekel dankte den Mitgliedern des Forums und wünschte ihnen viel Erfolg, “dass Sie es weiter schaffen, viele Menschen für das Projekt zu begeistern.”

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Lingener Tagespost | Über Internet Kontakt mit Zeitzeugen aufnehmen

24 Samstag Aug 2002

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Angebot vom Forum Juden-Christen – Zeichen setzen

Lingen
Das Forum Juden – Christen Altkreis Lingen e.V. bietet Schulen in der Region einen Geschichtsunterricht der besonderen Art an. Auf ihrer Homepage www.Judentum-Christentum.de  hat das Forum “Jüdische Zeitzeugen” mit Genehmigung des aus Fürstenau stammenden Bernhard Suskind dessen Fürstenauer Lebensgeschichte veröffentlicht.

Über die Seite “Diskussionen” kann man mit dem heute in den USA lebenden ehemaligen jüdischen Mitbürger Fürstenaus Kontakt aufnehmen. Das am 18. April 2001 im Sitzungssaal des Rathauses zu Lingen gegründete Forum fühlt sich den Zielen und Idealen des ehemaligen Arbeitskreises Judentum – Christentum verpflichtet.

In der Satzung des im letzten Jahres gegründeten Forums haben die Gründungsmitglieder, zu denen u. a. auch der Landkreis Emsland, die Stadt Lingen und die Samtgemeinden Freren und Lengerich gehören, folgende Ziele festgelegt: Brückenschlag zwischen Juden und Christen unter Einbeziehung der Geschichte der ehemaligen jüdischen Gemeinden im Altkreis Lingen, Erinnerung und die Bewahrung jüdischer Kultur, Kennenlernen des Judentums und seiner Traditionen, Zeichen gegen das ,,Vergessen” setzen und Antisemitismus, Fremdenfeindlichkeit und Rechtsextremismus entgegen treten.

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EL am Sonntag | Amerikanerin besuchte jüdische Einrichtungen

11 Sonntag Aug 2002

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Forum Juden-Christen bittet um Spenden für Friedhof

Lingen (ula) – Vor zehn Tagen ist der Jüdische Friedhof in Lingen von bislang unbekannten Tätern geschändet worden. Hierzu heißt es in einer Pressemitteilung des Forums JudenChristen Altkreis Lingen: “Mit Abscheu und voller Zorn haben wir von der erneuten Schändung des jüdischen Friedhofes erfahren.”

Seine Verachtung über die “feige Tat” brachte der Vorsitzende des Forums, Reinhold Hoffmann, auch anlässlich eines Besuchs der Geschäftsführerin des American Jewish Committee, Deidre Berger, in Lingen zum Ausdruck, “Es handelt sich um einen grausamen Anschlag, den wir aufs Schärfste verurteilen”, erklärte Hoffmann. Die Ereignisse seien ein Beweis dafür, wie wichtig es ist, die Aufklärungsarbeit besonders bei den Jugel_am_sonntag-11-08-02endlichen noch intensiver als bisher fortzuführen.

Deidre Berger war auf Einladung der SPD-Bundestagsabgeordneten Monika Heubaum einen ganzen Tag lang im südlichen Emsland unterwegs. Dabei besuchte die Amerikanerin auch den Jüdischen Friedhof und die ehemalige Jüdische Schule sowie in Freren das neu erworbene Bethaus sowie die jüdische Geschichtswerkstatt in der Alten Molkerei.

Im Zusammenhang mit der Schändung des Friedhofs bittet das Forum um Spenden, damit die sieben zerstörten Grabsteine wieder in Stand gesetzt werden können. Spenden können auf folgendes Konto überwiesen werden: Kontonummer: 1049000555 bei der Sparkasse Emsland BLZ 26650001 oder auf das Konto Nummer 1551627 bei der Volksbank Lingen mit der BLZ 26660060 erbeten.

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Lingener Tagespost | ,,Viel für die Aufarbeitung jüdischer Geschichte getan”

07 Mittwoch Aug 2002

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Deidre Berger, Geschäftsführerin des American Jewish Committee (Berlin), besuchte das Forum Juden-Christen

Lingen (th)
,,Es ist sehr bedeutend, was hier zur jüdischen Geschichte zusammengetragen und aufgearbeitet wurde,” betonte Deidre Berger, Geschäftsführerin des American Jewish Committee, Büro Berlin, während ihres Besuches in Lingen. Nach dem Empfang im Emslandmuseum waren der jüdische Friedhof, die einstige Schule am Konrad-Adenauer-Ring sowie das frühere Bethaus und die Geschichtswerkstatt Samuel Manne in der Alten Molkerei in Freren Stationen ihrer Reise.lt-07-08-02_1 lt-07-08-02_2

Im Kutscherhaus des Emslandmuseums, das über einen vielbeachteten Bestand an Judaica verfügt, begrüßte Oberbürgermeister Heiner Pott Frau Berger, die auf Einladung von MdB Monika Heubaum das Forum Juden-Christen besuchte. Neben Vertretern der Stadt, des Forums, der Jüdischen Gemeinde Osnabrück und Frau Heubaum nahmen MdL Elke Müller, MdB Dr.Hermann Kues etc. an dem festlichen Empfang teil.

,,Wir hätten uns eigentlich einen anderen Tag gewünscht”, erklärte Heiner Pott mit Hinblick auf die jüngste Freveltat auf dem jüdischen Friedhof, wo durch unbekannte Täter mehrere Grabsteine umgestürzt wurden. Er betonte: ,,Wir alle sind gefordert, den schlimmen Ereignissen zu begegnen, die uns an diesem Wochenende ereilt haben”. Heiner Pott lobte die engagierte Arbeit des Forums Juden-Christen, das sehr viel für die Aufarbeitung und Vermittlung der jüdischen Geschichte getan habe.

Deidre Berger bekräftigte die Notwendigkeit der Zusammenarbeit bei der Bekämpfung solcher Vorfälle – über alle Parteigrenzen hinweg.
,,Man muss wach bleiben”, betonte sie; das gelte nicht nur für die Verantwortung für die Vergangenheit, sondern besonders auch für die notwendige Bewusstseinsbildung bei der Jugend. Sie finde es sehr beeindruckend, was an Aufarbeitung der Geschichte in Lingen und im Altkreis geleistet werde. Dem Forum Juden-Christen und allen anderen engagierten Mitbürgern wünschte sie weiterhin viel Erfolg.

Stadtarchivar Dr. Ludwig Remling gab Hinweise zur offiziellen Aufarbeitung der Jüdischen Geschichte nach 1975. Als seinerzeit die Stadt ihr 1000-jähriges Bestehen gefeiert habe, sei in der Festschrift und der Festrede die Geschichte der jüdischen Gemeinde überhaupt nicht erwähnt worden. In der Öffentlichkeit und den politischen Gremien sei erst durch Leserbriefe und durch Eingaben von Helga Hanauer, die in den Niederlanden im Untergrund überlebt habe und mit ihrem Vater nach dem Krieg nach Lingen zurückgekehrt sei, eine Diskussion in Gang gekommen.

Als Stationen der Geschichtsaufarbeitung nannte er die Aufstellung eines Gedenksteins für die 1938 von den Nazis zerstörte Synagoge (1977), die Gründung des ökumenischen Arbeitskreises Judentum-Christentum (1983), die Einladungen an jüdische Mitbürger zum Besuch der Stadt, die aus deren Reihen kommende Anregung, einen Gedenkstein für die verfolgten und ermordeten jüdischen Familien aufzustellen (1986), die Verleihung der Ehrenbürgerschaft an Ruth Foster und Bernhard Grünberg (1993), Ausstellungen des Stadtarchivs und des Arbeitskreises, die Pflege des jüdischen Friedhofes unter Einbeziehung von Schulklassen, die Einweihung des Gedenkortes jüdische Schule und den Besuch von Bernhard Hanauer im Alter von 93 Jahren (2001).

Museumsleiter Dr.Andreas Eiynck berichtete, dass die Sammlung von Judaica im Emslandmuseum sehr großes Interesse bei den Besuchern hervorrufe. Er gab auch anschließend im Gedenkort jüdische Schule einen Überblick zur Geschichte, beginnend mit den ersten Spuren jüdischen Lebens im 17.Jahrhundert in Lingen über die furchtbaren Ereignisse während des Nationalsozialismus bis zu den Wiederbegegnungen mit früheren Mitbürgern in der Gegenwart.

Reinhold Hoffmann, Vorsitzender des Forums Juden-Christen, hob die Unterstützung durch engagierte Mitbürger, politische und kirchliche Gremien, Vereine etc. hervor. Erinnerungsarbeit sei der Schwerpunkt. Und es gelte, durch Zeitzeugen besonders die Jugend anzusprechen. Deidre Berger bezeichnete es als sehr ermutigend, was in Lingen geleistet worden sei. Es sei wichtig, eine solche Basis zu haben, um den Dialog in vielen neuen Phasen fortzusetzen.

Sehr beeindruckt war sie ebenfalls von der Jüdischen Geschichtswerkstatt in Freren, von deren Leiter Lothar Kuhrts sie begrüßt wurde, und der dortigen Arbeit mit Schulklassen sowie von dem Projekt jüdisches Bethaus, das sie in dieser Form als einmalig in Deutschland bezeichnete.

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Jüdische Allgemeine | Eine Chance für Freren

01 Donnerstag Aug 2002

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Letztes erhaltenes Bethaus in Niedersachsen soll wieder belebt werden

von Jens Lintel

Freren, ein Fünftausend-Seelen-Nest im südlichen Emsland, irgendwo zwischen Osnabrück und der niederländischen Grenze. Alles sehr ländlich geprägt, abgesehen von typischen strukturellen Problemen der Region nichts Außergewöhnliches – aber eine Besonderheit gibt es: Freren hat wieder ein Bethaus.

1855 eingerichtet, ist es eines der ältesten und das letzte erhaltene in Niedersachsen. In der Pogromnacht entehrt und seither als reines Wohngebäude genutzt, soll das Bethaus nun saniert und in ein multifunktionales Zentrum verwandelt werden, das bundesweit ziemlich einzigartig sein dürfte: Besinnung, Begegnung der Religionen und Kulturen, Bildungsstandort, aber auch Gottesdienste und religiöse Feiern – alles unter dem Dach des unscheinbaren Wohngebäudes, gelegen zwischen der katholischen und der evangelischen Kirche im Frerener Ortskern. Seit März hat es den Rang eines Baudenkmals.

Mit einem „Straßengespräch“, übrigens am Vortag des 9. Aw (17. Juli), des Gedenk- und Fasttages zur Erinnerung an die Zerstörung der Tempel in Jerusalem, wurden das Projekt und die Pläne zur Verwirklichung öffentlich vorgestellt. Eingeladen hatte das Forum Juden – Christen im Altkreis Lingen, das sich mit vielerlei Projekten für die jaErinnerung an jüdisches Leben im Emsland, für Dialog und Begegnungen einsetzt. Das Forum hat auch die Wiederherstellung des Bethauses angeregt und dabei die Federführung übernommen. Neben Vertretern des Forums und der Jüdischen Gemeinde Osnabrück standen die Bürgermeister der Stadt und der Samtgemeinde Freren und der Erste Kreisrat des Landkreises Emsland mit auf dem Podium in einem Zelt vor dem Bethaus an der Frerener Grulandstraße, in das etwa fünfzig Interessierte gekommen waren.

Nach Angaben von Reinhold Hoffmann, dem Vorsitzenden des Forums Juden-Christen hat die Jüdische Gemeinde des ehemaligen Regierungsbezirks Osnabrück das Gebäude für sechzigtausend Euro gekauft und stellt es dem Forum für die künftige Nutzung zur Verfügung. Die Pläne sehen vor, daß das Bethaus vollständig saniert sowie neu ausgestattet wird. Inklusive Ankauf ist ein Gesamtkostenvolumen von zweihundertfünfundfünfzigtausend Euro veranschlagt. Wunschtermin für die Übergabe ist der 9. November 2003. Die Finanzierung steht zwar noch nicht bis zum letzten Cent, Hoffmann ist aber zuversichtlich, das alles glatt über die Bühne geht.

Nach seinen Angaben sollen fünfzig Prozent der Sanierungskosten über Gelder aus öffentlichen Fördertöpfen (PRO Land) finanziert werden, die „fest zugesagt“ seien. Den Rest der Kosten, zu denen auch die Kaufsumme gehört, will das Forum über eine Spendenaktion aufbringen, die nach Hoffmanns Worten gut angelaufen sei. Seit dem Start im Mai sind bislang bereits fünfzigtausend Euro auf dem Spendenkonto eingegangen. Größere Beträge seien dabei, aber auch viele kleinere, von Institutionen ebenso wie von Privatpersonen, zum Teil sogar aus den USA, aber auch von Menschen aus der Umgebung, deren Spenden Hoffmann für „besonders wichtig“ hält. Ein Schulstaffellauf sei angekündigt, ein großes Benefizkonzert in den „Emslandhallen“ – auch dies sind nach Hoffmanns Meinung Zeichen dafür, daß das Projekt auch von der Bevölkerung mitgetragen werde.

„Die Frerener haben erkannt, daß das Bethaus auch eine große Chance für sie ist“, meint Hoffmann, wohlwissend, daß es in der Umgebung auch kritische Stimmen gibt. Die Gegner sind neidisch, sie fürchten, daß ihnen Anteile an öffentlichen Förderkuchen entgehen könnten. Andere argumentieren mit dem vermeintlich zweifelhaften Sinn und Zweck der Wiederherstellung des Bethauses, gebe es doch keine Juden mehr im Emsland.

Michael Grünberg, der im nahen Sögel lebende Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Osnabrück, der einer alten emsländischen Familie angehört, hält eine solches Argument für „ganz schön haarig“. Da werde, so Grünberg, zum Teil „mit sehr unschönen Mitteln um sich geschlagen“. Der Vorwurf, der Bau nütze so niemandem, entbehre jedenfalls jeder Grundlage. Umso wichtiger erscheint es ihm, daß es in Zeiten des „Möllemannismus“ auf der anderen Seite auch Projekte wie das Bethaus in Freren oder die Anbringung einer Gedenktafel an der nahegelegenen Gedächtniskirche gebe. „Das ist das, was mich aufrecht erhält und mir klar macht, daß es sich lohnt, weiter an Verständigung zu arbeiten.“

Forumschef Hoffmann will weiterer Kritik an dem Bethaus den Wind aus den Segeln nehmen. Um das zu erreichen, will er die Menschen aus der Region „breit in die Planung einbinden“ und bei der späteren Nutzung eng mit den Jüdischen Gemeinden Osnabrück und Enschede, den christlichen Kirchen der Region, Einrichtungen wie dem Dokumentations- und Informationszentrum Emslandlager in Papenburg zusammenarbeiten. Rückendeckung hat er auch von öffentlicher und politischer Seite: Das Projekt soll allseits „nach Kräften“ unterstützt werden.

„Wir werden eine Stätte der Begegnung und des Dialoges aller nur denkbaren Gruppen schaffen“, sagt Hoffmann, der vor allem erreichen will, daß „das Haus von seiner Geschichte spricht“ und daß es dazu beiträgt, „daß Judentum nicht mehr als etwas Fremdartiges erscheint“. Deswegen sei es wichtig, „daß sich dort wieder Juden zu Gebeten treffen können“.

Hier wird es ein wenig problematisch, denn in Freren gibt es keine Juden. Im gesamten Emsland, das mit seinen zweitausendachthundertachtzig Quadratkilometern der zweitgrößte Landkreis der Bundesrepublik und immerhin größer als das Saarland ist, leben nach Angaben des Osnabrücker Rabbiners Marc Stern gerade mal zwanzig Juden. Sie kommen in die Synagoge nach Osnabrück, der Weg nach Freren, so Stern, sei für die meisten kaum kürzer.

Damit doch wieder auch religiöses Leben unter dem Dach des alten Bethauses entsteht, erläuterte Stern im Gespräch, habe die Gemeinde mit dem Forum vereinbart, einige Male im Jahr kleinere Gottesdienste und Seminarwochenenden im Rahmen des Religionsunterrichts mit Jugendlichen in Freren abzuhalten. Außerdem sollen in dem Bethaus jüdische Festtage begangen und kleine Konferenzen abgehalten werden.

Stern freut die Initiative zur Wiederherstellung jedenfalls: „Wenn sich einem eine solche Möglichkeit bietet, sollte man sie in jedem Fall unterstützen. Wir als Gemeinde stehen hinter dem Projekt“, betont der Rabbiner, der es für eine „wunderbare“ Sache hält, daß das Bethaus nicht nur zu einem „starren Mahnmal“ wird. „Ein Zeichen des Trosts und der Hoffung“, sagt Stern. Möglicherweise, gibt Marc Stern zu bedenken, ergebe sich durch das Bethaus, das in religiöser Hinsicht eher eine „künstliche Sache“ sei, aber auch, daß sich ein oder zwei jüdische Emigrantenfamilien im Bereich Freren ansiedelten. Für sehr wahrscheinlich halten der Rabbiner und Michael Grünberg das allerdings nicht. Die meisten Zuwanderer, durch die die Osnabrücker Gemeinde von weniger als einhundert auf fast neunhundert Mitglieder angewachsen ist, seien in die Stadt Osnabrück oder in den Osnabrücker Südkreis gezogen, wo es auch Übergangswohnungen für sie gebe.

Allerdings ermögliche das Bethaus auch ganz „neue Optionen“ im Emsland. Forumsvorsitzender Reinhold Hoffmann jedenfalls wünscht sich, „daß es wieder vermehrt zu jüdischem Leben in Freren und der Region kommt“. Das aber, so Hoffmann, sei ein „sensibler Bereich“ und bedürfe auch des „Willens der Kommunen“.

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EL am Sonntag | Straßengespräch – Informationen über das Bethaus

21 Sonntag Jul 2002

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Herzstück der Gemeinde

Freren (ula) – Als am 9.11.1938 Frerener Bürger die Möbel aus dem Bethaus ihrer jüdischen Mitbürger warfen, hat wohl kaum jemand geglaubt, dass diese religiöse Stätte noch einmal ihrer überkommenen Bestimmung zugeführt werden würde’ Doch nun nach fast 65 Jahren ist es so weit. Welche Funktion genau das Bethaus in der Grulandstraße übernehmen soll, wurde jetzt im Rahmen eines Straßengesprächs vorgestellt.el_am_sonntag-21-07-02_1

“Die Grulandstraße war die jüdische Straße in Freren”, erklärte Lothar Kuhrts vom Forum Juden -Christen und gleichzeitig Leiter der jüdischen Geschichtswerkstatt in Freren. “Hier haben vier jüdische Familien gewohnt. Das Bethaus ist das Herzstück der Gemeinde gewesen.” Nun solle dieses geschichtsträchtige Haus, das Zeuge zahlreicher Gräueltaten geworden ist, wieder zum Leben erwachen.

Reinhard Winter, Erster Kreisrat des Landkreises Emsland, wies auf die zentrale Bedeutung des Bethauses für den Landkreis hin, der demnächst 25 Jahre alt werde. “Wir haben schon früh mit der Aufarbeitung der NS-Zeit im Emsland begonnen”, so Winter. Als Beispiele für diese Aktivitäten nannte er unter anderem das Dokumentations- und  Informationszentrum (DIZ) über die Emslandlager bei Papenburg sowie die zentrale Gedenkstätte bei der Rheder Kirche. ,,Auch die Wiederbelebung des Bethauses werden wir mit allen Kräften unterstützen”, betonte er. Dabei gehe es darum, eine Stätte der Begegnung, des Gesprächs und des Gebetes einzurichten.

Auf den geradezu symbolischen Standort des Bethauses zwischen der katholischen und evangelischen Kirche wies Samtgemeindebürgermeister Godehard Ritz hin. “Hier ist ein Ort, wo das Verständnis der Religionen untereinander gefördert werden kann”, sagte er. “Wenn wir in einer gemeinsamen Anstrengung dieses Haus saniert haben, können wir in
Freren wieder stolz sein.” Bürgermeister Klaus Prekel mahnte, dass die in der vergangenen Zeit geführten Diskussionen über die Kosten und den Nutzen des Bethauses nun nicht weitergeführt werden sollten. Die Gemeinde stehe hinter der Initiative und werde sich an dem Projekt beteiligen.

 el_am_sonntag-21-07-02_2Dieser Mahnung schlossen sich auch die übrigen Gesprächsteilnehmer an. “Die Projekte dürfen nicht gegenseitig ausdiskutiert werden”, so Winter. Kein einziges Vorhaben werde aus der Förderung herausfallen, solange vernünftige und schlüssige Anträge vorgelegt würden. Abschließend teilte der Vorsitzende des Forums Juden – Christen im Altkreis Lingen, Reinhold Hoffmann, mit, dass Paul Spiegel, Vorsitzender des Zentralrates der Juden in Deutschland, die Schirmherrschaft über das Haus übernehmen werde. Zudem warb Hoffmann nochmals nachdrücklich für das Vorhaben und lud besonders die unmittelbaren Nachbarn des Hauses ein, sich aktiv an der Planung zu beteiligen. “Hier wird nichts geschehen, ohne dass Sie informiert werden”, versprach er.

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Lingener Tagespost | Godehard Ritz: Bethaus ist eine Chance für Freren

18 Donnerstag Jul 2002

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Gestern ,,Straßengespräch” in der Grulandstraße – Paul Spiegel übernimmt Schirmherrschaft über das Projekt –

Freren (bm)
,,Schade, dass mein Mann und ich nicht in Freren wohnen, sondern nur in Osnabrück”, sagte gestern Nachmittag mit tränenerstickter Stimme Josefine Kolbe, die Enkelin des letzten Frerener Synagogenvorstehers, in der Grulandstraße in Freren. ,,Wenn meine Vorfahren das noch sehen könnten.” Anlass: Das Forum Juden – Christen hatte zu einem ,,Straßengespräch” eingeladen, um die Öffentlichkeit darüber zu informieren, wie aus dem ältesten noch erhaltenen jüdischen Bethaus im Emsland ein Ort des Dialogs, der Toleranz, des Gedenkens und der Mahnung werden soll.lt-18-07-02_1

 Teilnehmer des ,,Straßengespräches waren der Vorsitzende der jüdischen Gemeinde Osnabrück, Michael Grünberg, der Vorsitzende des Forum Juden – Christen im Altkreis Lingen, Reinhold Hoffmann, dessen Stellvertreter Lothar Kuhrts, die Bürgermeister der Samtgemeinde und der Stadt Freren, Godehard Ritz und Klaus Prekel sowie der Erste Kreisrat des Emslandes, Reinhard Winter. Als Ehrengäste war neben Josefine Kolbe auch Bernhard Süskind aus den USA zugegen.

Hoffmann freute sich sehr über einen gerade zugeschickten Brief vom Präsidenten des Zentralrates der Juden in Deutschland, Paul Spiegel. In dem Schreiben lobte Spiegel das große Engagement des Forums und weiterer Mitwirkender und betonte, dass er gerne die Schirmherrschaft für dieses Projekt übernehme.

Daneben betonte der Vorsitzende ausdrücklich, dass mit dem jüdischen Bethaus in Freren nicht eine weitere Bildungseinrichtung geschaffen werde, sondern das Haus dem Gebet und der Begegnung offen stehe. Ausdrücklich warb Hoffmann darum, dass sich die Frerener und insbesondere die direkten Nachbarn vor und im Haus treffen sollten, um gemeinsam und im miteinander zu leben. Das Haus solle zu einem Ort der Toleranz und des Dialogs aller Religionen und Kulturen werden.

Als ,,sehr groß” bezeichnete Michael Grünberg die Bedeutung des Bethauses in Freren für die jüdische Gemeinde Osnabrück. ,,So schlimm wie es damals unter den Nazis war, so schön ist es heute, dass das Gebetshaus wieder zu neuem Leben erweckt wird”, sagte Grünberg.lt-18-07-02_2_2

Lothar Kuhrts erinnerte in seinen Worten an die schrecklichen Gräueltaten der Nationalsozialisten und wies darauf hin, dass man bereits 1984, in unmittelbarer Nähe des Bethauses, einen Gedenkstein aufgestellt habe. Er gab der Hoffnung Ausdruck, dass das Haus rasch mit neuem Leben erfüllt werde.

Kreisrat Winter erklärte, dass sich der Landkreis schon seit über 25 Jahren stark mit der Aufarbeitung der jüngsten Geschichte beschäftige. Seien es die Dokumentation über die Emslandlager, das Lager Esterwegen oder das ,,DIZ” (Dokumentations- und Informationszentrum Emslandlager) in Papenburg. Das Bethaus in Freren sei nun ein weiterer und wichtiger Schritt in dieser Reihe. Im Bethaus in Freren sollten sich Menschen treffen, die sich etwas zu sagen haben. ,,Hier gilt es, mit- und nicht übereinander zu sprechen”, mahnte der Erste Kreisrat.

Als eine ,,Chance für Freren” werteten Ritz und Prekel die ,,Wiederbelebung” des Bethauses. Als Standort zwischen der evangelischen und katholischen Kirche stünde das Haus als Mahnmal gegen das Vergessen und für Toleranz. Ritz: ,,Es wäre schön, wenn sich die Bevölkerung Frerens an der Mitfinanzierung des Hauses beteiligt. Die Stadt wird es auf jeden Fall.”

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Münsterländische Volkszeitung | Ältestes Bethaus in der Region bleibt erhalten

18 Donnerstag Jul 2002

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Jüdische Gemeinde Osnabrück kaufte ehemaliges jüdisches Bethaus in Freren

Das Forum Juden – Christen Altkreis Lingen e.V. hat sich seit einigen Monaten bemüht, das einzige jüdische Bethaus seiner Art in der Region für die Nachwelt zu erhalten. Die Bemühungen haben jetzt Früchte getragen, denn nun ist der Kauf unter Dach und Fach. Dies gab am Mittwoch, 17. Juli, Forumsvorsitzender Reinhold Hoffmann im Rahmen eines Straßengespräches vor dem Bethaus in Freren an Grulandstraße bekannt. „Das Bethaus wurde für 60.000 Euro erworben und soll zu einem Ort des Dialoges, der Toleranz, des Gedenkens und der Mahnung werden!”, stellte Hoffmann heraus und freute sich, dass der Vorsitzende des Zentralrates der Juden in Deutschland Paul Spiegel spontan die Schirmherrschaft über das Projekt übernommen hat.gn-18-07-02_1

hlw Freren Zu einem „Straßengespräch” hatte das Forum Juden – Christen nach Freren eingeladen, um mit Vertretern der Jüdischen Gemeinde Osnabrück, vom Forum, der Stadt Freren und des Landkreises Emsland das Vorhaben zu erklären. Zu den besonderen Gästen zählten die Enkelin des letzten Vorstehers der Frerener jüdischen Gemeinde, Josefine Kolbe aus Osnabrück und Bernhard Suskind von der früheren jüdischen Gemeinde Freren-Fürstenau, der in die USA ausgewandert war. Beide waren sichtbar gerührt und den Tränen  nahe sprach Josefine Kolbe ein schlichtes Danke aus. Das jüdische Bethaus ist das älteste noch erhaltene seiner Art in der Region und soll, so der Wunsch des Forums Juden-Christen, für insgesamt 255.000 Euro saniert und ausgestattet werden. 50 Prozent der Kosten kommen nach Angaben des Amtes für Agrarstruktur aus dem Topf „Pro Land”, der Rest der Mittel soll durch Stiftungsmittel und Spenden aufgebracht werden. Bedeutende Spenden waren bisher 30000 Euro von der Sparkassen-Stiftung und 15000 Euro aus der Wisniewsky-Stiftung. Reinhold Hoffmann freute sich, dass der in die USA emigrierte Fritz Heilbronn aus der ehemaligen jüdischen Gemeinde in Lengerich 100 Dollar geschickt hatte und gab dies als Anstoß für weitere Spenden. Insbesondere dankte er seinem Vertreter und Leiter der Jüdischen Geschichtswerkstatt „Samuel Manne”, Lothar Kuhrts, der in über 20 Jahren die jüdische Geschichte in und um Freren bis ins kleinste Detail aufgearbeitet hat. Hoffmann sicherte allen zu, dass an dem Bethaus erst etwas geschehe, wenn alle gehört und informiert sein werden.gn_18-07-02_2

In der Gesprächsrunde, zu der Frerens Bürgermeister Klaus Prekel, Samtgemeindebürgermeister und Stadtdirektor Godehard Ritz und Erster Kreisrat Reinhard Winter zählten, sprach der Vorsitzende der jüdischen Gemeinde Osnabrück Michael Grünberg deutliche Worte. „Wenn ich die Diskussionen in der Politik und Gesellschaft höre, könnte ich weglaufen! Wenn ich aber mit Leuten wie Reinhold Hoffmann und Lothar Kuhrts zusammenkomme, gibt dies mir wieder Mut und Zuversicht!”, so Grünberg. Frerens Ehrenbürger Rektor Bernhard Fritze forderte, dass auch die Schulen an das Bethaus herangeführt werden müssen. Für die Zukunft, den Aufbau und zum Erhalt des Bethauses als Ort des Dialoges, der Toleranz, des Gedenkens und der Mahnung wollen alle beisteuern. Reinhold Hoffmann sah dies als guten Zeichen und dankte schon jetzt dem Chef der Emslandhallen Alfred Storm, der im Frühjahr 2003 ein Benefizkonzert arrangieren will und den Teilnehmern des von umliegenden Schulen geplanten Sternlaufes. All dies und die Spendenaktion “Ihr Stein zum Erhalt des Bethauses” werde das Projekt Bethaus vom Forum Juden-Christen unterstützen. Er appellierte auch an Privatpersonen, Vereine, Freundeskreise, Kirchengemeinden, Industrie, Handel, Handwerk und Gewerbe und rief um Mithilfe auf. Hoffmann erklärte: „Auch jüdische Mitbürger haben bereits ihre Mithilfe zugesagt!” Bei dem anschließenden Rundgang durch das Bethaus konnten sich alle ein Bild machen und an Hand von historischen Bildern die Vergangenheit in Augenschein nehmen. Die Computeranimation von Willi Kastein gewährte dann einen Blick in das künftige Zentrum, deren Entwürfe Architekt Eberhard Dreyer aus Lingen kostenlos erstellte.

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Lingener Tagespost | Welche Leiden fügten die Nazis Henriette Flatow zu?

18 Donnerstag Jul 2002

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Straße erinnert an eine beliebte Lingener Jüdin – Als Küchenhilfe tätig – ,,Mahnung und Verpflichtung im Alltag”

Lingen
Henriette Flatow war keine herausragende Persönlichkeit – weder im öffentlichen Leben, noch im wirtschaftlichen Bereich. Sie war eine einfache Frau, die ihre Tätigkeit als Küchenhilfe im Bonifatius-Hospital verrichtete. Die bei den Mitarbeitern beliebte Rentnerin war arm. Als so genannte Pfründerin erhielt sie Unterstützung von der Kirche. Als Jüdin geriet auch Frau Flatow in die Vernichtungsmaschinerie der Nazis. Im Jahr 1942 wurde die Rentnerin im Konzentrationslager Theresienstadt ermordet. Welchen Ängsten und Qualen die Lingener Bürgerin ausgesetzt war, lässt sich nicht ermessen.

Zur Erinnerung an die Lingener Jüdin wurde jetzt das Teilstück der Baccumer Straße, das zwischen altem und neuem Krankenhaustrakt hindurchführt, in ,,Henriette-Flatow- Straße” umbenannt Der Termin für die feierliche Enthüllung des Straßenschildes am Montagnachmittag, an der zahlreiche Vertreter des Rates und der Stadtverwaltung sowie interessierte Bürgerinnen und Bürger teilnahmen, war bewusst auf den 29. Juli gelegt worden. Exakt vor 60 Jahren, also am 29. Juli 1942 gab es das letzte Lebenszeichen von der alten Frau. Es handelte sich um einen Eintrag in die Meldekartei, wonach sie auf Anordnung der Gestapo nach Münster “überführt” wurde.

Oberbürgermeister Heiner Pott: “Mit der Umbenennung der Straße können wir natürlich nicht die früheren Ereignisse ungeschehen machen. Wir können aber daran erinnern und dafür sorgen, dass Frau Flatow aus ihrer Anonymität herausgeholt und ihr ein ehrendes Andenken gegeben wird.”

Das Straßenschild bedeute deshalb auch für die Zukunft eine Herausforderung. Bei diesem Symbol dürfe es aber lt-31-07-02 nicht bleiben. Es gelte, sich jeden Tag dieser Herausforderung zu stellen. “In diesem Sinn hoffe ich,’ dass das Schild neben einer Würdigung von Henriette Flatow auch gleichzeitig für uns Mahnung und Verpflichtung im Alltag ist”, sagte der Oberbürgermeister,

Henriette Flatow wurde am 18. Januar 1866 in Wormditt, Kreis Braunsberg (Ostpreußen), geboren. Sie blieb ledig. 1915 zog sie von Rheine nach Lingen und wohnte dort zunächst an der Rheiner Straße, später dann an der Kaiserstraße im großen Eisenbahnermietshaus gemeinsam mit der jüdischen Familie Gustav Joseph.

Wahrscheinlich im Jahr 1929 wechselte sie als Pfründnerin in das Bonifatius-Hospital, wo sie in der Küche tätig war. In der Meldekartei wurde Frau Flatow als Invalidin bezeichnet. Das Adressbuch von 1938 wies sie als Rentnerin aus, wohnhaft in der Gymnasialstraße 12.

Nach den Worten von Pott hat sich die Stadt in den vergangenen Jahren in sehr verschiedener und vielfältiger Weise darum bemüht, die Erinnerung an die Schreckensherrschaft der Nationalsozialisten wach zu halten. In diesem Zusammenhang hob er vor allem die erfolgreichen Bemühungen hervor, die ehemalige Jüdische Schule als Gedenkort zu erhalten. Lobend erwähnte der Oberbürgermeister vor allem das Engagement des Forums Juden- Christen, aber auch anderer gesellschaftlichen Gruppen sowie der Schulen.

Reinhold Hoffmann, Vorsitzender des Forums Juden-Christen, lenkte den Blick darauf, wie erschreckend “normal” die Verschleppung von Bürgern jüdischen Glaubens ablief. “Nicht etwa bei Nacht und Nebel, sondern vielmehr unter den sehenden Augen der damaligen Bevölkerung wurden Nachbarn, Kollegen, Freunde, die zuvor zum gesellschaftlichen Leben dazugehörten, nun aber aller persönlichen Rechte beraubt waren, wie Vieh abtransportiert”, sagte Hoffmann.

Ab Oktober 1941 begann die Geheime Staatspolizei im Reichsgebiet mit den Vorbereitungen zur völligen Entrechtung der jüdischen Mitbürger, die Schritt für Schritt umgesetzt wurde. Hoffmann: “Heute können wir uns nur schwer vorstellen, dass hier kein Aufschrei durch die Bevölkerung ging.”

Der Vorsitzende des Forums wies auf eine Rede des Präsidenten des Zentralrats der Juden, Paul Spiegel, vor dem Brandenburger Tor hin. Spiegel sagte: “Wir sind es den Opfern der Shoa schuldig, sie und ihre Leiden niemals zu vergessen. Wer diese Opfer vergisst, tötet sie noch einmal.”

Die Straßenumbenennung ist nach den Worten von Hoffmann ein Denkanstoß. Mit dem Herausheben von einzelnen Namen dieser grauenvollen Zeit werde die Lebensgeschichte auch von Henriette Flatow ins öffentliche Bewusstsein gebracht. “Wichtig ist, Geschichte zu dokumentieren, sie mit Stadtgeschichte zu verknüpfen, um so für heute und morgen an eine unbeschreiblich schlimme Zeit zu erinnern. Mit dieser Straßenumbenennung ist dieses nach Benennung der Synagogenstraße, des Jakob-Wolf-Platzes und der Jakob-Wolf-Straße und nicht zuletzt durch die Schaffung des Gedenkortes jüdische Schule in unserer Stadt zum wiederholten Male vorbildlich gelungen.”

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