Forum Judentum Christentum

2004

Lingener Tagespost | Rabbiner: Die Belohnung kommt später im Himmel

26 Montag Apr 2004

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Am Donnerstagabend jüdischen Gottesdienst gefeiert

Freren (pe)
Als der Osnabrücker Rabbiner Marc Stern am Donnerstagabend mit der Thora das jüdische Bethaus betrat, läuteten die Glocken der katholischen und evangelischen Kirchengemeinde. Ein starkes Signal: Die beiden Kirchen nahmen das exakt zwischen ihnen liegende Gebäude nicht nur räumlich in ihre Mitte.

Der erste jüdische Gottesdienst im Haus seit der Pogromnacht vor 65 Jahren war ein bewegender Moment für alle Beteiligten: Vertreter der jüdischen Gemeinde Osnabrück, des Forums Juden-Christen, der Kirchengemeinden und Gästen aus Politik und Verwaltung.

Vorausgegangen war ein Gebet des Rabbiners auf dem jüdischen Friedhof in Freren, wo die Teilnehmer Steine der Erinnerung auf die Grabsteine niederlegten. Meyberg, Heilbronn, Schwarz, Manne: Die Namen auf den Steinen stehen für die lange Geschichte der Synagogengemeinde Lengerich-Freren und zugleich für ihr qualvolles Ende im Holocaust.

Bevor Rabbiner Stern mit der Thora in der Hand das Bethaus betrat, stellten alle Kerzen vor der Mauer unter den Fenstern des ersten Stocks auf. Aus diesen hatten die Nationalsozialisten am 10. November 1938 sakrale Gegenstände und das Inventar hinausgeworfen hatten, um es auf der Straße zu verbrennen.lt-26-04-04-01

Dieser Abend des Gottesdienstes im Bethaus in Freren stelle deshalb den Beginn eines Neuanfangs dar, sagte Reinhold Hoffmann, Vorsitzender des Forums Juden-Christen. „Wie wollen wieder anknüpfen an die lange jüdische Tradition der Synagogengemeinde Freren-Lengerich“, betonte Hoffmann.

„Eine gute Tat, für die es die Belohnung später im Himmel gibt“, nannte Stern die erfolgreichen Bemühungen des Forums Juden-Christen um das Haus in der Grulandstraße. „Was Sie getan haben, ist eine Heiligung in Gottes Namen, während die Nazis diesen entweiht haben“, betonte der Rabbiner. Indem das Jüdische Bethaus zu einem Ort der Begegnung, des Lernens und der Geschichte werde, „bleibt die Erinnerung an unsere Toten weiterhin wach“. Wenn die sechs Millionen ermordeten Juden in Vergessenheit gerieten, laufe man Gefahr, „dass die Erinnerung an sie auch ermordet wird“.

Michael Grünberg, Vorsitzender der jüdischen Gemeinde Osnabrück, erinnerte an die Bewohner des Hauses, die dort einst gelebt hätten und es nicht mehr könnten. Dennoch sei die Freude darüber, dass das Haus erhalten bleibe, groß. „Nur wenn man voneinander lernt, kann man friedlich miteinander leben”, mahnte Grünberg.

Mit der Wiederherstellung des jüdischen Bethauses habe die Aufarbeitung der Geschichte auch Formen aus Holz und Stein angenommen, sagte Samtgemeindebürgermeister Godehard Ritz. „Dass hier wieder jüdische Gebete gesprochen werden, erfüllt uns mit Freude“, betonte Ritz. Der Standort des Bethauses zwischen den beiden Kirchen sei ein Ort der Toleranz und der Mahnung zugleich.

Sieben Kerzen wurden anschließend angezündet. „Sechs stehen für die sechs Millionen ermordeten Juden und die eine Kerze für die Einheit, Hoffnung und Zukunft“, erklärte Rabbiner Stern.

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Lingener Tagespost | „Die Erinnerung heftet sich zunehmend an Orte wie diesen“

26 Montag Apr 2004

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Landtagsvizepräsidentin Vockert: Es darf keinen Schlussstrich geben – Bundesinnenminister Otto Schily musste kurzfristig absagen

Von Thomas Pertz

Freren
„Ich hoffe, dass meine Mutter im Himmel dieses Haus segnen wird“, sagte Renée Manne am Sonntag bei der Einweihung des Lernortes Jüdisches Bethaus in Freren. „Wenn sie es tut, hat dieses Haus die beste Stützerin, die man sich vorstellen kann“, betonte die Schwedin.

Sie und ihre Schwester Eva, deren Eltern bis zu ihrer Vertreibung in dem Haus in der Grulandstraße gewohnt hatten, gehörten zu den über 220 Gästen des Forums Juden-Christen im Altkreis Lingen. Der prominenteste unter ihnen musste seine Teilnahme allerdings kurzfristig absagen. Wegen einer dringlichen Sitzung blieb Bundesinnenminister Otto Schily in Berlin.lt-26-04-04-03

Die Absage erreichte den Vorsitzenden des Forums, Reinhold Hoffmann, drei Stunden vor Beginn der Veranstaltung. Der Büroleiter des Ministers habe sein Bedauern darüber ausgedrückt, sagte Hoffmann. Schily habe aber sein Versprechen erneuert, noch in diesem Jahr das jüdische Bethaus in Freren zu besuchen.

Paul Spiegel, Vorsitzender des Zentralrates der Juden in Deutschland, habe einmal gesagt, dass das Judentum mehr sei als der Holocaust, sagte Hoffmann in seiner Begrüßungsrede. „Wir wollen in diesem Haus Judentum erfahrbar machen“, unterstrich der Vorsitzende, der sich in den vergangenen zwei Jahren mit hohem persönlichen Einsatz für die Erhaltung und Sanierung des Bethauses eingesetzt hatte.

Hoffmann dankte allen, die zum Gelingen des ehrgeizigen Projekts beigetragen hatten, insbesondere Landrat Hermann Bröring. Der Landkreis habe sich nicht nur finanziell beteiligt, sondern sich auch immer wieder in Gesprächen mit Stiftungen, zum Beispiel der Johann-Alexander-Wisniewsky-Stiftung, und anderen Stellen für die Sanierung des Gebäudes eingesetzt.lt-26-04-04-05

Ein Gebäude, in dem auch Eva und Renée Manne hätten aufwachsen können, wenn die Nationalsozialisten ihre Biografie nicht gewaltsam umgeschrieben hätten. Sie kamen in Schweden zur Welt, wo sich ihre Eltern, die den Holocaust im Gegensatz zu ihrem Bruder Samuel überlebt hatten, nach dem Krieg eine neue Existenz aufbauten. In bewegenden Worten sprach Renée Manne auch im Namen ihrer Schwester Eva von ihrer Familie, insbesondere der Mutter Erika. Sie starb vor zwei Jahren. Ihre Mutter habe trotz der schweren Zeit, die sie durchlitten habe, nie den Lebensmut verloren.

Frerens Bürgermeister Klaus Prekel erinnerte in seiner Ansprache zunächst an die Verdienste von Lothar Kuhrts. Der Pädagoge habe in seiner 25-jährigen Forschungsarbeit die Bürger in Freren und darüber hinaus für die Geschichte der jüdischen Gemeinde sensibilisiert. Darauf hätten das Forum Juden-Christen und die jüdische Gemeinde Osnabrück aufgebaut. „Das jüdische Bethaus gehört nun wieder zu Freren. Freuen wir uns alle auf die Besucher des Hauses.“lt-26-04-04-04

Astrid Vockert, Vizepräsidentin des Landtages, sprach von einem „ermutigenden Zeichen bürgerschaftlichen Engagements, mit welchem Erfolg Sie sich hier in Freren für die regionale Erinnerungskultur, für den Dialog der Religionen und damit auch für den Frieden einsetzen“. Dieser Lernort Jüdisches Bethaus stehe dafür, dass das Lernen nicht aufhören dürfe, erklärte die CDU-Politikerin weiter. Nach wie vor gebe es in Deutschland judenfeindliche Äußerungen, Versuche der Geschichtsverfälschung oder Forderungen, doch einen Schlussstrich unter die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus zu ziehen. Einen solchen Schlussstrich dürfe es aber niemals geben.

Nach den Worten der Lantagsvizepräsidentin ändert sich allmählich die Form der Erinnerung, da die Generation der Zeitzeugen zu Ende geht. „Die Erinnerung wird sich zunehmend an Orte wie das Bethaus hier in Freren und an andere Quellen heften“, hob Frau Vockert die Bedeutung des Gebäudes hervor.

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Grafschafter Nachrichten | Religiöser Ort der Begegnung

26 Montag Apr 2004

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Bethaus  150 Gäste aus aller Welt in Freren – Schily sagte Teilnahme kurzfristig ab

Das renovierte Gebäude soll das Judentum erfahrbar und spürbar machen. Es gelte, die Rolle der Täter zu beleuchten.

FREREN/HLW – Vor rund 150 Gästen aus aller Welt ist gestern in Freren das 1855 errichtete jüdische Bethaus wieder eröffnet worden. Das Zentrum Juden-Christen in Lingen hatte die Einrichtung ein Jahr lang renoviert, sagte  Vorsitzender Reinhold Hoffmann zur Eröffnung. Die Beträume waren in der Pogromnacht des 9. November 1938 von den Nationalsozialisten verwüstet worden. Das Gebäude soll künftig zur Begegnung der Religionen genutzt werden. Bundesinnenminister Schily (SPD) hatte seine Teilnahme an der Eröffnung kurzfristig abgesagt.gn_26-04-04_01

Anliegen des Forums sei es, das Judentum erfahrbar, hörbar und auch spürbar zu machen, betonte Hoffmann, der die rund 470 000 Euro für den Erwerb des Grundstücks, die Sanierung, Sicherheitskosten und Einrichtung als beträchtlich darstellte. „Wir sind deshalb sehr vielen zu Dank verpflichtet, ohne deren Hilfe wir gar nicht über die Schwelle dieses Hauses gekommen wären.

 Der „Lernort Jüdisches Bethaus” soll der Forschung dienen, damit das jüdische Leben im Emsland nicht nur aus der
Sicht der Opfer beschrieben wird. „Wir wollen auch die Rolle der Täter stärker beleuchten. Wenn Geschichte sich nicht wiederholen soll, muss man über Hintergrundwissen verfügen”, so Reinhold Hoffmann.gn-26-04-04_02

Das Bethaus zählt zu den ältesten Einrichtungen dieser Art in Niedersachsen. Zunächst zwei Mal pro Jahr soll das Haus für jüdische Gottesdienste genutzt werden. Am 11. Dezember 1941 waren die Bewohner und gleichzeitig die letzten Frerener Juden – das Ehepaar Manne samt dem zweijährigen Sohn – in das Getto Riga deportiert worden. Mitglieder der Familie Manne, die heute in New York leben, nahmen an der Eröffnungsfeier teil.

Musikalisch umrahmten ein Streicherduett und der Chor der jüdischen Gemeinde Osnabrück unter der Leitung von Ella Herz den Festakt.

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Lingener Tagespost | Innenminister Schily kommt zum Jüdischen Bethaus

21 Mittwoch Apr 2004

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Feierliche Einweihung am Sonntag in Freren – Hoffmann: Zeichen der Anerkennung der Arbeit des Forums

Freren (pe)
„Diese Zusage ist für uns einfach wunderbar“, freut sich der Vorsitzende des Forums Juden-Christen, Reinhold Hoffmann, über hohen Besuch aus Berlin am kommenden Sonntag: Bundesinnenminister Otto Schily hat seine Teilnahme an der Einweihung des „Lernortes Jüdisches Bethaus“ zugesagt.

„Den Besuch des Innenministers bewerten wir als Zeichen der Anerkennung lt-21-04-04-01 unserer Arbeit“, unterstrich Hoffmann in einem Gespräch mit unserer Zeitung im Bethaus, an dem auch die Vorstandsmitglieder Willi Kastein und Johannes Wiemker teilnahmen. Über 300 Einladungen hat das Forum verschickt. Unter den Gästen wird auch die Vizepräsidentin des niedersächsischen Landtages, Astrid Vockert, sein, außerdem Hanna Sperling, Mitglied im Präsidium des Zentralrats der Juden in Deutschland. Erwartet werden ebenfalls die Geschwister Renée und Eva Manne aus Schweden, deren Eltern als letzte bis zu ihrer Vertreibung durch die Nationalsozialisten in dem Haus gewohnt haben, sowie Bernhard Süskind, jüdischer Ehrenbürger Fürstenaus, der aus den USA anreist.

Mit dem Namen „Lernort Jüdisches Bethaus“ will das Forum deutlich machen, dass es ihr in dem Haus in der Grulandstraße 5 nicht nur um die Erinnerungsarbeit geht, sondern auch um den Gedankenaustausch, das Gespräch, insbesondere mit jungen Menschen. „Es ist ein Haus der Erinnerung und des Lernens, indem wir uns an das erinnern, was geschehen ist“, sagte Hoffmann.

Erstmals werden sich am morgigen Donnerstag, am Tag der Einsegnung durch die jüdische Gemeinde Osnabrück, dort wieder Juden zum Gebet treffen. Vertreter der Gemeinde mit Rabbiner Marc Stern an der Spitze und geladene Gäste werden sich am Abend zunächst auf den jüdischen Friedhof begeben und anschließend in die Grulandstraße. Vor der Tür des Hauses spricht der Rabbiner ein Gebet zur Erinnerung an jenen 10. November 1938, als Nationalsozialisten religiöse Gegenstände aus dem ersten Stock warfen. Stern wird vor dem Haus auch die Totenklage singen für die Opfer des Holocausts, zu denen auch Samuel Manne lt-21-04-04-02gehörte. Der Junge wohnte mit seinen Eltern in dem Haus bis zur Deportation im Jahre 1941. Während Erika und Martin Manne den Nationalsozialismus überlebten, kam er, keine vier Jahre alt, in der Vernichtungsmaschinerie von Auschwitz um.

Für den feierlichen Akt am Sonntag wird ein großes Zelt in der Goldstraße aufgestellt. Ab 16 Uhr ist die ganze Bevölkerung zur Besichtigung bei Kaffee und Kuchen eingeladen. „Wir sind sehr dankbar für die vielen fleißigen Helfer, die sich angeboten haben“, freute sich Reinhold Hoffmann auf die Unterstützung zum Beispiel der kfd-Frauen und der Nachbarschaft.

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Lingener Tagespost | Mesusa an Türpfosten des jüdischen Bethauses montiert

10 Samstag Apr 2004

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In einer ersten feierlichen Handlung hat am Donnerstag das Forum Juden – Christen auf die zukünftige Bedeutung des Lernortes jüdisches Bethaus in Freren hingewiesen. Gemeinsam mit Vertretern der jüdischen Gemeinde Osnabrück und des Forums wurden durch den Osnabrücker Rabbiner Marc Stern, jüdischer Tradition entsprechend, eine Mesusa an die Türpfosten der Einrichtung montiert.lt-10-04-04

Die Grundlage für das Anbringen der kleinen Pergamentrolle, die Mesusa genannt wird, bildet das 5. Buch Mose, welches sagt: „Höre Israel, der Ewige, unser Gott, ist der Ewige der einzige Eine! Und liebe den Ewigen, deinen Gott, mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele. Es seien diese Worte, die ich dir heute gebiete, rede davon, wenn du sitzt in deinem Haus und wenn du gehst auf den Weg, schreibe sie an die Pfosten deines Hauses und an deine Tore!”
Dieser Toratext wird mit anderen Texten kombiniert auf die Vorderseite des Pergamentpapiers geschrieben. Die Rückseite wird mit dem Wort „shadai” beschriftet. Es bedeutet so viel wie „Hüter der Tore Israels” und soll als Schutz für die Bewohner des Hauses gelten.
Das Schriftstück wird mit den Torastellen nach innen eingerollt und in eine Hülse aus Metall, Holz, Silber oder Plastik gesteckt. Die Hülse mit ihrem Inhalt wird an die Türpfosten aller Eingänge des Hauses sowie an allen Toren angebracht.

Das Bild zeigt von links: Samtgemeindedirektor Godehard Ritz, Rabbiner Stern, Forumsvorsitzender Reinhold Hoffmann, Architekt Eberhard Dreyer und Alexander Großberg von der jüdischen Gemeinde Osnabrück.

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Lingener Tagespost | „Geschichte von Samuel rechtfertigt die Anstrengung”

11 Mittwoch Feb 2004

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Jüdisches Bethaus in Freren soll am 25. April eingeweiht werden – Hoffmann: Sind vielen zu Dank verpflichtet

Freren (pe)
Das jüdische Bethaus in Freren soll nach seiner Einweihung am 25. April zu einem Ort der Begegnung von Menschen werden, wo die Religionen voneinander lernen können. Dies hat der Vorsitzende des Forums ludenChristen im Altkreis Lingen, Reinhold Hoffmann, in einem Interview betont.

Herr Hoffmann, die Sanierung des jüdischen Bethauses ist beendet. Wann wird das Gebäude eingeweiht?
Hoffmann: Die Einweihung soll am Sonntag, 25. April, erfolgen. Wir alle vom Forum Juden-Christen sind nach der Arbeit der vergangenen Monate sehr froh darüber, dass es nun endlich so weit ist. Eingeladen sind im Übrigen auch die beiden Schirmherrn des Hauses, der Vorsitzende des Zentralrates der Juden in Deutschland, Paul Spiegel, und der frühere Ministerpräsident Sigmar Gabriel. Ob sie kommen werden, wissen wir aber noch nicht.

Welchen Zweck soll das Haus erfüllen, in dem die jüdische Familie Manne bis zur Deportation durch die Nationalsozialisten wohnte und das bis zur Pogromnacht am 9./10. November 1938 der jüdischen Gemeinde als Bethaus diente?
Hoffmann: Das Gebäude ist das einzige noch erhaltene jüdische Bethaus im Emsland mit einer zu Herzen gehenden Geschichte, wenn man an den Sohn Samuel denkt, der als Kleinkind in Auschwitz ermordet wurde. Paul Spiegel hat aber auch einmal gesagt, dass wir das Judentum nicht auf den Holocaust reduzieren dürfen. Das Bethaus soll für uns ein Ort der Begegnung von Menschen sein, wo die Religionen voneinander lernen können. Anliegen des Forums ist es, das Judentum erfahrbar, hörbar und auch schmeckbar zu machen. Dabei wollen wir als Christen das Judentum nicht kopieren. Je mehr wir aber voneinander erfahren, desto mehr wird das Gefühl der Fremdartigkeit verloren gehen.

r_hoffmDas Projekt Bethaus hat viel Geld gekostet und deshalb neben Lob für das Engagement des Forums auch Kritik hervorgerufen. Wie gehen Sie mit diesen Stimmen um?
Hoffmann: Es ist unbestreitbar, dass die Summe von rund 470000 Euro für den Erwerb des Grundstücks, die Sanierung, Sicherheitskosten und Einrichtung beträchtlich ist, vergleichbar mit den Kosten seinerzeit für die Jüdische Schule in Lingen. Wir sind deshalb vielen zu Dank verpflichtet, vor allem Landrat Bröring, ohne dessen Hilfe wir gar nicht erst über die Schwelle dieses Hauses gekommen wären. Seit der Entscheidung über den Ankauf des Gebäudes haben die Mitglieder des Vorstandes für dieses Projekt direkt und dessen inhaltliche Ausgestaltung mehr als 2400 Stunden aufgewandt. Die Geschichte des Samuel Manne rechtfertigt aber diese Anstrengung. Das Bethaus soll deshalb auch ein Ort der Forschung werden, in dem das jüdische Leben im Emsland nicht nur aus der Sicht der Opfer beschrieben wird. Wir wollen auch die Rolle der Täter stärker beleuchten. Wenn Geschichte sich nicht wiederholen soll, muss man über Hintergrundwissen verfügen.

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EL am Sonntag | Netzwerk mit Gleichgesinnten

11 Sonntag Jan 2004

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Akademietagung zum Thema „Jugend und Rechtsextremismus”

Lingen (ula) – Auch wenn im Emsland noch keine rechtsradikalen Gruppen auffällig geworden sind, so besteht dennoch eine latente Gefahr für solche Umtriebe.

Zu diesem Schluss kamen die Teilnehmer der Akademietagung ,,Jugend und Rechtsextremismus”, die vor kurzem im Ludwig-Windthorst-Haus (LWH) stattfand.

Initiatoren waren Marcus Drees, Referent für offene Jugendarbeit im Dekanat Lingen, und Reinhold Hoffmann, Forum Juden-Christen im Altkreis Lingen. „Die Projektidee für diese Tagung ist aus der Erfahrung mit unserer täglichen Arbeit erwachsen, wo wir mit den Themen Prävention und Gewalt ganz konkret konfrontiert werden”, so Drees und Hoffmann ergänzte: „Im Forum kämpfen wir nachhaltig gegen rechtsradikale Tendenzen. Gleichzeitig ist es uns wichtig, nicht im eigenen Saft zu schmoren, sondern mit Gleichgesinnten Netzwerke gegen Rechts bilden.”

Laut Drees sind seit April 2003 etliche Projekte wie Aus-stellungen und Deeskalationsstrainings unter dem Motto „Courage” organisiert worden. Zielgruppe und zugleich Multiplikatoren el_am_sonntag-11-01-04sind dabei stets jugendliche gewesen. Ziel ist es gewesen, die jungen Leute für das Thema zu sensibilisieren und Rechtsradikalismus wie Antisemitismus im Gespräch zu halten. „Den Abschluss des Jahres bildet nun die Fachtagung, an der Prof. Dr. Gunter A. Pilz von der Universität Hannover als Referent teilnimmt”, erklärte Drees. Nach Prof. Pilz hat die Polizei einen klaren Begriff von dem, was sie als rechtsradikal einstuft. „Entsprechend fallen 60 bis 80 Prozent aller problematischen Fälle durchs Raster”, machte er deutlich. Nach seinen Erkenntnissen werden rechtsradikale Gruppierungen zunehmend von Gymnasiasten und Studenten gebildet. „Es findet eine Verkopfung in der rechten Szene statt. Diese Leute sind geschickt genug, um einerseits ihre Botschaften zu vermitteln und sich andererseits nicht strafbar zu machen”, sagte er.

Insgesamt sei „der Sumpf sehr tief”. Übereinstimmend plädierten die Anwesenden dafür, den Jugendlichen entsprechende geselIschaftliche Möglichkeiten zu bieten, damit sie sich nicht rechten Gruppen anschließen. „Hier wirken Kürzungen im Jugendbereich fatal. Guter Arbeit wird das Wasser abgegraben. Es muss gehandelt werden, bevor das Kind in den Brunnen fällt.”

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