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Redner würdigten Gründung des Forums Juden-Christen

Lingen (pe)
Auch 56 Jahre nach dem Ende der Nazidiktatur ist es notwendig, dass sich ein Verein wie das neue Forum im Altkreis Lingen mit dem Juden- und Christentum beschäftigt. Darauf wies der Vorsitzende der jüdischen Gemeinde Osnabrück, Michael Grünberg, in einer Rede bei der Gründungsversammlung im Lingener Rathaus hin.

Angesichts jüngster Entwicklungen in Deutschland sei es weiterhin erforderlich, zu erinnern und zu gedenken. Noch wichtiger sei es allerdings, Aufklärungsarbeit zu leisten und ein gegenseitiges Kennenlernen zu ermöglichen. Grünberg appellierte deshalb an das ,,Forum Juden-Christen”, in die Kindergärten und Schulen zu gehen. Es gelte, zu zeigen, ,,dass es in Deutschland möglich ist, in verschiedenen Kulturen leben zu können.”

Auf das problematische Verhältnis zwischen Juden und Christen ging Pastor Wolfgang Becker in seinen Ausführungen ein. Aus der zahlenmäßigen Überlegenheit der Menschen christlichen Glaubens habe sich im Laufe der Geschichte ein Überlegenheitsdenken entwickelt, das er bereits im Ansatz für falsch halte, betonte Becker.

Dieses Denken habe zu ,,Denk- und Wahrnehmungsblockaden ersten Ranges geführt”, erläuterte der Pastor weiter. Christen und auch Nichtchristen stünden deshalb vor der Aufgabe, ein neues Verhältnis zum Judentum zu gestalten. ,,Wenn es nicht mehr Überlegenheit sein soll, muss es Brüderlichkeit sein”, gab der frühere Vorsitzende des Arbeitskreises Judentum-Christentum die Richtung vor. Die Vereinsgründung bezeichnete Becker als konsequent, weil sie Bürgern und Institutionen die Möglichkeit eröffne, durch eine Mitgliedschaft ihre Zustimmung bei der Gestaltung einer neuen Beziehung zwischen Juden und Christen aufzuzeigen.

Als wichtiges Signal, Zeichen gegen das Vergessen zu setzen, bewertete Oberkreisdirektor Hermann Bröring die Vereinsgründung des neuen Forums. Er begrüßte es ausdrücklich, dass sich Bürgerinnen und Bürger seit Jahren um einen Brückenbau zwischen Juden- und Christentum bemühten. Dieser Einsatz trage dazu bei, den Schrecken der Vergangenheit zu ertragen, denn überwinden könne man diesen nie. Er wünsche sich, dass der Verein viele neue Mitglieder gewinne. Vielleicht gelinge es ja auch, entsprechende Aktivitäten auf den ganzen Landkreis auszudehnen. Bröring sagte abschließend dem neuen Forum die Unterstützung des Landkreises bei seiner weiteren Arbeit zu.

Als überaus gelungen bezeichnete die SPD-Bundestagsabgeordnete Monika Heubaum die Namensgebung des Vereins. ,,Forum” stehe übersetzt für einen öffentlichen Versammlungsplatz. Die Öffentlichkeit solle Kenntnis nehmen von dieser Arbeit, deren Bedeutung angesichts von 14000 Straftaten im letzten Jahr mit fremdenfeindlichem oder antisemitischem Hintergrund gar nicht hoch genug zu bewerten sei. ,,Ich wünsche mir, dass heute der Grundstein gelegt wurde, weniger übereinander, sondern mehr miteinander zu sprechen”, sagte die Sozialdemokratin abschließend.

,,Erinnerungen müssen Stolpersteine des Alltags sein gegen das Vergessen”, sagte Dr. Hermann Kues. In diesem Sinne komme dem neuen Forum eine wichtige Bedeutung zu. Der CDU-Politiker mahnte außerdem, wachsam zu bleiben gegenüber Gefährdungen, denen heute vor allem jüngere Menschen ausgesetzt seien. Fremdenfeindliche oder menschenverachtende Musiktexte oder Aufdrucke auf T-Shirts und ähnliches mehr stellten Tendenzen dar, die nicht verharmlost würden dürften, sagte der Christdemokrat.

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