Frauen des Ökumenischen Friedensgebetes, Kreuzkirchengemeinde und Forum Juden-Christen laden zur Wanderausstellung in Lingen ein

Lingen (eb) – Die Frauen des Ökumenischen Friedensgebetes haben in Zusammenarbeit mit der evangelisch-lutherische Kreuzkirchengemeinde und dem Forum Juden-Christen Altkreis Lingen die Wanderausstellung
„Lichter im Dunkeln – Jüdische Frauen während des Holocaust“ vorbereitet. Die Ausstellung ist von Mittwoch, 21. Mai, bis Sonntag, 1. Juni, in der Kreuzkirche in Lingen zu sehen.

Angela Prenger (l.), Stellvertretende Vorsitzende des Forum Juden-Christen, und Kerstin Buck-
Emden vom Ökumenischen Friedensgebet laden zur Wanderausstellung „Lichter im Dunkeln-
Jüdische Frauen während des Holocaust“ in Lingen ein. Marianne-Schlütke-Bührs-Foto

„In dieser Ausstellung soll die Geschichte von Menschen erzählt und insbesondere ein Raum geschaffen werden, in dem die Stimme der Frauen wahrnehmbar wird – ihr Handeln und Reagieren auf die Situationen,
mit denen sie konfrontiert waren“, so heißt es in der Vorankündigung der Museumsabteilung der internationalen Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem, die diese Wanderausstellung gestaltet hat. Bereits der Heimatverein Messingen und der Heimatverein Berge – Museum Meyer-Haus haben diese Wanderausstellung in ihrem Ort präsentiert.

Angela Prenger, Stellvertretende Vorsitzende des Forum Juden-Christen, und Kerstin Buck-Emden vom Ökumenischen Friedensgebet halten den Eröffnungsvortrag und haben im Vorfeld ein paar Fragen beantwortet:
Was beinhaltet die Wanderausstellung?
Angela Prenger: Oft wurde die Rolle der Frau im Überlebenskampf in der Schoa oder im Widerstand nicht angemessen gewürdigt. Dem möchte diese Ausstellung entgegenwirken. Wir lernen jüdische Frauenschicksale
kennen. Die Biografien sind neun Schwerpunktthemen wie z.B. „Für andere sorgen“ oder „Widerstand und Rettung“ zugeordnet. Eine der 21 Text- und Bildtafeln widmet sich dem selbstlosen Wirken von Stefania Wilczynska. Sie arbeitete mit dem Pädagogen Janusz Korczak zusammen. Gemeinsam leiteten sie in Warschau ein jüdisches Waisenhaus. Stefania lehnte eine Ausreise nach Palästina ab und ging mit Janusz Korczak und den Waisenkindern ins KZ Treblinka, wo beide ermordet wurden.

Was beeindruckt Sie an diesen Frauen?
Sie leisteten Widerstand gegen die Naziterroristen. Es zeugt von einem starken Lebenswillen, wenn die Frauen Koch- und Backrezepte austauschten und ihren Hunger mittels ihrer Phantasie zu stillen versuchten. Ist es nicht Ausdruck einer großen inneren Stärke, wenn diese Frauen ihren Kindern auch im Lager ein Stück Normalität bereiten wollten und für Unterricht sorgten?

Welche Bedeutung hat diese Ausstellung in der heutigen Zeit?
Kerstin Buck-Emden: Vor allem zwei Daten erinnern in diesem Jahr eindrücklich an Ereignisse vor 80 Jahren: Am 27. Januar 1945 befreiten russische Truppen die Überlebenden des größten Vernichtungs- und Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau und sahen dort Unvorstellbares – völlig unvorbereitet. Der Internationalen Holocaust-Gedenktag erinnert an die Opfer – größtenteils Juden und Jüdinnen – und erzählt die Geschichten derer, die ermordet wurden oder überlebt haben und später von den Untaten der Nazis berichten konnten. Immer weniger können es noch. Am 8. Mai 1945 kapitulierte die deutsche Wehrmacht – der Tag der Befreiung von der nationalsozialistischen Schreckensherrschaft und das Ende des Zweiten Weltkrieges in Deutschland und Europa. Er wurde zum Tag des Gedenkens an die Opfer des Krieges und der Verbrechen des Nationalsozialismus, aber auch zu einem Tag der Hoffnung und der Erinnerung an die Bedeutung von Frieden, Freiheit und Demokratie.

Sollte heute noch daran erinnert oder ein Schlussstrich darunter gezogen werden?
Die Geschichte hat unser Land und uns geprägt. Wir wissen genau, was passieren kann, wenn man den Dingen seinen Lauf lässt. Dennoch findet nur noch knapp die Hälfte der Deutschen, dass das Erinnern nicht aufhören darf. Angesichts der Spaltung unserer Gesellschaft und des Erstarkens der Rechten mahnte Margot Friedländer bis zu ihrem Tod am 9. Mai: „So hat es damals auch angefangen. Seid vorsichtig.“ Gut, dass es heute dank moderner Technik viele Möglichkeiten gibt, Geschichte durch Geschichten zu erzählen – wie es die Ausstellung „Lichter im Dunkeln“ eindrucksvoll tut. Darum haben wir vom Ökumenischen Friedensgebet sie nach Lingen geholt. Mögen viele kommen und aufmerksam hingucken.