Freren

Freren: Jüdischer Friedhof Lern- und Gedenkort Jüdisches Bethaus, Gedenkstein für ermordete Jüdische Menschen in Freren

Jüdischer Friedhof. Bis 1926 wurden jüdische Verstorbene aus Freren, Thuine, Lengerich und Fürstenau auf dem Jüdischen Friedhof in Lingen (Ems) beigesetzt.

Ab 1926 hatte Freren einen eigenen jüdischen Friedhof. Lothar Kuhrts war langjähriger Stellvertretender Vorsitzender des Arbeitskreises. Er berichtete uns über seine anfängliche Motivation zu seiner Forschungsarbeit: „Im Geschichtsunterricht wurde das Thema ‚3. Reich‘ behandelt. Ein Schüler teilte mir mit, dass er täglich zweimal an einem Jüdischen Friedhof vorbeikomme. Auf dem Stadtplan war der Friedhof nicht eingezeichnet, da war ‚Ödland‘. Ich forderte den Schüler auf, mir den Friedhof zu zeigen. Natürlich gab esihn. Der Friedhof war vollkommen verwahrlost, völlig vernachlässigt. Wir haben dann mit der Klasse aufgeräumt. Wir haben bis 1984 gemeinsam mit dem Arbeitskreis Judentum-Christentum im Altkreis Lingen dafür gekämpft, dass der Friedhof in den Stadtplan aufgenommen wurde.“

Tor zum Jüdischen Friedhof Freren 2023, Foto fwp

Das Jüdische Bethaus in Freren. Wie die Jüdische Schule in Lingen blieb auch das Jüdische Bethaus in Freren erhalten. Lothar Kuhrts: „Es handelte sich um das Wohnhaus der Familie Manne, das nah am Nachbarhaus stand. Um das Nachbarhaus nicht zu gefährden, wurde in der Reichspogromnacht ‚nur‘ der Gebetsraum zerstört und geplündert. So ist das Bethaus meines Wissens das einzige jüdische Gotteshaus im Emsland, das erhalten blieb. Bethaus heißt es, weil sich der Betraum in einem Wohnhaus befand. Die Gemeinde hieß aber Synagogengemeinde.“

Das Bethaus wurde aufwändig restauriert. Es befindet sich im Besitz der Jüdischen Gemeinde Osnabrück. Die Lingener Tagespost berichtete am 2 März 2002 über die Pläne im März 2020: Lothar Kuhrts betonte: ‚Das Bethaus an der Grulandstraße erzählt aus der Geschichte der Juden.‘ (…) Direkt gegenüber lag der Verkaufsraum von Hermann Meyberg, und der Kaufmann Salomon Fromm wohnte ebenfalls an dieser Straße. Auch fanden hier die Frerener Viehmärkte statt. Das Anliegen, dieses Haus zu erwerben und im Sinne der früheren Bedeutung und der Satzung des Forums Juden-Christen zu nutzen, sei keine Privatsache, sondern liege im öffentlichen Interesse, erklärte Lothar Kuhrts. Zur früheren Gemeinde gehörten auch die jüdischen Mitbürger aus Fürstenau, Lengerich und Thuine. (…) Die Stadt Freren begrüße sehr das Interesse des Forums an einem Erwerb des Gebäudes, insbesondere wegen seines besonderen historischen Wertes, betonte Samtgemeindebürgermeister Godehard Ritz.

Zeichnung: Armin Pack, mit freundlicher Genehmigung.

Der Osnabrücker Rabbiner Marc Stern und Michael Grünberg, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Osnabrück aus Sögel, erklärten in einem Schreiben: ‚Wir sind beeindruckt von dem Engagement Ihres Vereins und sichern Ihnen jede Hilfe zu, soweit wir dazu in der Lage sind. Sollten sich in Zukunft jüdische Mitbürger in Freren oder Umgebung niederlassen, würden wir es begrüßen, wenn das Bethaus in seinem ursprünglichen Sinne wieder zur Verfügung stehen würde. Es könnte auch als jüdisches Museum, jüdische Begegnungsstätte und als Mahnmal für die Vergangenheit dienen.‘ “

Am 01.08.2003 wurde ein Vertrag über die Nutzung des Bethauses zwischen der Jüdischen Gemeinde Osnabrück als Eigentümerin und dem Forum als Nutzerin „zur alleinigen und dauerhaften Nutzung“ geschlossen.

Der Gedenkstein in Freren. Bemühungen von Lothar Kuhrts führten dazu, dass am 09.11.1984 in der Frerener Grulandstraße ein Gedenkstein für die deportierten jüdischen Familien gesetzt wurde. Der Stein, ein großer Findling, trägt auf einer kupfernen Tafel die Inschrift:

„ ‚VERDRÄNGEN HÄLT ERLÖSUNG AUF–SICH ERINNERN BRINGT SIE NÄHER‘

ZUR ERINNERUNG AN DIE JÜDISCHEN FAMILIEN SCHWARZ*MANNE*FROMM*UND MEYBERG, DIE WÄHREND DER NATIONALSOZIALISTISCHEN GEWALTHERRSCHAFT IHRE HEIMATSTADT FREREN VERLASSEN MUSSTEN. IHR LEIDEN SEI JEDEM MAHNUNG UND ANSPORN, SICH STETS GEGEN JEDE ART VON INTOLERANZ U. GEWALT EINZUSETZEN.“

Quelle: Friedhelm Wolski-Prenger – Angela Prenger: Es begann mit dem Jüdischen Friedhof.40 Jahre Erinnerungskultur im südlichen Emsland.Arbeitskreis Judentum-Christentum – Forum Juden-Christen im Altkreis Lingen e.V. 1983 – 2023, Düsseldorf 2023