Im Rahmen des Projektes „Judentum begreifen“ des Forum Juden-Christen besuchten 75 Schülerinnen und Schüler von 5. und 6. Klassen des Gymnasiums Georgianum in drei „Schichten“ den Gedenkort Jüdische Schule in Lingen. Dass Präsenzveranstaltungen nach langer Corona – Pause wieder möglich sind, freute Angela Prenger. Die neugewählte Stellvertretende Vorsitzende des Forums vertritt den Arbeitsbereich. Prenger: „Das von Johannes Wiemker und Inessa Goldman entwickelte Projekt will die jüdische Religion besonders jungen Menschen erfahrbar machen.“ Zu den Zielen des Projektes gehöre auch, Vorurteilen entgegenzuwirken. „In der Begegnung können wir Fremdheit überwinden, dann entfalten antisemitische Hetzparolen keine Wirkung!“

Die Klasse 5b des Georgianums. Rechts neben Shimon Motsa Lehrerin Anne Edeler, links Angela Prenger, links im Hintergrund Dr. Walter Höltermann. Foto: fwp

Daher freuten sich Angela Prenger und der ebenfalls anwesende weitere Stellvertretende Vorsitzende des Forums, Dr. Walter Höltermann, über das große Interesse der Elf- und Zwölfjährigen. Referent Shimon Motsa, Projektkoordinator des Osnabrücker Vereins „Judentum begreifen e.V.“ und Assistent des Rabbiners der jüdischen Gemeinde Osnabrück, konnte sich kaum der vielen Nachfragen erwehren. Zu vielen der von Motsa vorgestellten Gegenstände wollten die bestens vorbereiteten Zuhörer mehr wissen. So wollten sie mehr von der Toralesung hören. Motsa erklärte die Schwierigkeiten der hebräischen Schrift, die ohne Vokale auskomme.

Mats Nyhof ließ sich als jüdischer Beter einkleiden. Foto: Stefan Roters

Auch vom Blasen des Schofar konnten die Gymnasiasten nicht genug bekommen. Grundsätzlich wird für das Schofar ein Widderhorn benutzt. Das von Motsa benutzte Instrument stammt von einer Antilope.

Darf ein Jude in einer Kirche beten?“ lautete eine Frage. Shimon Motsa verneinte und begründete dies mit dem jüdischen Bilderverbot. „Wir glauben an den einen Gott, dessen Namen auszusprechen wir möglichst vermeiden, auch bilden wir ihn nicht ab. In Kirchen aber gibt es in Kirchenfenstern und Altarbildern oft Darstellungen von Gott.“

Besonders Mädchen fanden interessant, was Motsa über die Rolle der jüdischen Frau ausführte. „Sie stehen über den Männern. Mädchen sind bereits mit zwölf Jahren religiös volljährig, Jungen erst mit 13.“ Das liege daran, dass die Mädchen reifer seien. Jude sei nur, wer von einer jüdischen Mutter geboren worden sei oder in einem langwierigen Prozess zum jüdischen Glauben übertrete.

Zufrieden zeigten sich auch die Lehrpersonen. So äußerte Julia Kurnei: „Eine solche Präsentation durch einen jüdischen Menschen kann eine viel intensivere Wirkung haben als das Aufschlagen des Religionsbuches.“ Auch Anne Edeler kam dieses Angebot sehr gelegen. „Kurz vor den Sommerferien wollen wir am Georgianum Projekttage zum Jüdischen Leben und die Verfolgung der Juden durch die Nazis durchführen.“  

Marion Langeborg dankte  „Angela Prenger und dem Referenten Shimon Motsa ganz herzlich. Ich würde mich freuen, wenn sich in Zukunft weitere Begegnungen möglich machen ließen.“

Auf dem Synagogenplatz vor der Jüdischen Schule durfte sich jeder Gast des Forums einen „Shalomstein“ aussuchen, den der Mitbegründer und langjährige spiritus rector des Arbeitskreises Judentum- Christentum – aus dem das Forum hervorging – ,Josef Möddel, für sie bemalt hatte.

Angela Prenger, selbst Theologin, verwies abschließend die zumeist christlichen Schüler darauf, dass die jüdische Religion die Wurzel des Christentums und des Islam sei. „Wesentliche Teile der Thora sind das Erste Testament der Christen. Wir verdanken dem Judentum zum Beispiel einen arbeitsfreien Tag in der Woche.“ Das sei auch eine kulturelle Errungenschaft, die es zu erhalten gelte.

Kann nicht jeder: Shimon Motsa bläst zum Erstaunen der Schülerinnen und Schüler das Schofar. Foto: fwp

Shalom-Steine“ bemalt der Mitbegründer des Arbeitskreises Judentum-Christentum, Josef Möddel- jeden Tag einen. Die Schülerinnen und Schüler bekamen jeweils eine Stein zur Erinnerung. Hier freut sich Naia Soblis Guirnales über ihren Stein. Foto: fwp

Aline Wendland von der Ems-Vechte-Welle interviewte zwei Schüler zu ihren Eindrücken. Das Forum freute sich über das Interesse des regionalen Radiosenders. Foto: fwp

Auch Shimon Motsa wurde von Aline Wendland interviewt. Links Angela Penger, rechts Anne Edeler. Foto: fwp