Forum Judentum Christentum

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„Schande“: Straße heißt weiter wie nach 1939 – Schweigemarsch zum Mehrheitsbeschluss des Lingener Stadtrates

11 Montag Jul 2022

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Foto: LT, Carsten van Bevern

Nur wenige Tage nach dem am Mittwoch, dem 6.7.22 mit knapper Mehrheit gefassten Beschluss des Lingener Stadtrates, demzufolge die 1939 von den Nazis so benannte Bernd-Rosemeyer- Straße diesen Namen behalten soll, organisierte Dr. Walter Höltermann für das Forum einen Schweigemarsch mit anschließender Kundgebung. Der Aufruf des Forums lautete: „Der Rat der Stadt Lingen hat (…) entschieden, die Straße am Bahnhof weiterhin nach Bernd Rosemeyer zu benennen. Der Antrag, diese Straße nach Fredy Markreich zu benennen, wurde abgelehnt. Mit großem Erstaunen und tiefer Erschütterung hat dieses der Vorstand des Forum Juden-Christen Altkreis Lingen e.V. zur Kenntnis genommen. Diesen unseren Gefühlen wollen wir einen angemessenen Ausdruck verleihen und rufen zu einem Schweigemarsch am (…) auf.“

Foto: LT, Carsten van Bevern

Am Sonntag, dem 10.07. folgten ab 15:00 Uhr etwa 80 Bürgerinnen und Bürger dem Aufruf und gingen vom Lingener Bahnhof durch die Fußgängerzone in die Große Straße zum Stolperstein für Fredy Markreich.

Foto: LT, Carsten van Bevern

Walter Höltermann, Stellvertretender Vorsitzender des Forums, verglich die Lebensgeschichten von Rosemeyer und Markreich, beide etwa gleichaltrig. Während Rosemeyer sich aus Überzeugung oder aus Opportunismus den Nazis angedient hatte und bis zu seinem Unfalltod 1938 auf der Sonnenseite des Nazi-Terrorregimes stand, musste Markreich – nach KZ- Haft – sein Geschäft weit unter Wert verkaufen. Ihm gelang die Flucht nach Liberia, wo er 1944 an einer Infektionserkrankung starb.

Foto: LT, Carsten van Bevern

Dr. Heribert Lange, Ehrenvorsitzender des Forums, ging auf den christlichen Antijudaismus ein, den er als Schüler erfahren hatte.

Foto: LT, Carsten van Bevern

Lange wörtlich:

„Der ungeschützte und freie Fall der deutschen Gesellschaft in die moralische Katastrophe erwischte Bernd Rosemeyer nicht unverhofft und unversehens, aber umstandslos, und machte ihn zum Teil des Systems, sogar so, dass er, so Viktor Klemperer, die Nazi-Idol-Figur Horst Wessel zeitweilig noch zu überstrahlen schien. Denn der inzwischen zum SS-Hauptsturmführer avancierte Rennfahrer verweigerte keinen Auftritt, keinen Dienst und keinen Gunstbeweis, den das System von ihm erwartete, wenn und da es doch und vor allen Dingen um seine Rennfahrerkarriere ging.

Dennoch: Niemand von uns ist befugt, darüber zu urteilen oder deshalb über Bernd Rosemeyer, wie wir oft genug erklärt haben, den Stab zu brechen und schon gar nicht über seine Familie.

Die Frage aber, ob er aus heutiger Sicht und vor dem dargelegten historischen Hintergrund immer noch der Ehrung würdig ist, die ihm 1939 (…) zuteil wurde, hat der Lingener Stadtrat, wenn auch mit knapper Mehrheit, am vergangenen Mittwoch, zu unser aller Entsetzen positiv entschieden. Und die Ratsmehrheit hat damit auch entschieden, dass es keinen Namenstausch eines Naziprofiteurs gegen ein Naziopfer(…) am Bahnhof in Lingen geben soll, an dessen Stolperstein und zu seinem Gedenken wir uns hier versammelt haben. Das ist, so denke ich, heute – noch viel mehr als die Biografie Bernd Rosemeyers – der eigentliche Skandal, über dessen Gründe nachzudenken mir schwerfällt, weil es Angst macht. Angst macht vor den Kräften der Reaktion und des Revisionismus, aber auch vor der Unbelehrbarkeit der Unbelehrbaren. Lassen Sie mich schließen mit dem Satz, dass ich mich schäme für die Stadt Lingen, die seit mehr als 50 Jahren auch meine Stadt Lingen ist.

Ja ! Ich schäme mich!“

S.a. den Beitrag von Carsten van Bevern in der Lingener Tagespost. 

https://www.noz.de/lokales/lingen/artikel/60-buerger-demonstrieren-gegen-ratsentscheid-pro-rosemeyer-strasse-42499679

Verleger Georg Aehling: Tiefe Enttäuschung über Ratsbeschluss

11 Montag Jul 2022

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Den folgenden Brief richtete Georg Aehling an den Lingener Oberbürgermeister Dieter Krone:

“Ich möchte hiermit meine tiefe Enttäuschung über die Entscheidung des Rats der Stadt Lingen vom 06.07.2022 zur Frage der Umbenennung der Bernd-Rose­meyer-Straße bekunden und Ihnen für Ihre aufrechte Haltung in dieser Ange­legenheit danken und meine hohe Anerkennung dafür ausdrücken.

Die Meinungen über das Für und Wider einer Umbenennung sind ausgetauscht, aber die fragwürdigen wahren Motive vieler Gegner einer Umbenennung werden leider selten benannt. 

Ich erfahre in Gesprächen mit entsprechenden Personen immer wieder, dass eine falsch verstandene Heimattreue und ein falsch verstandener Lokalpatrio­tismus den Hintergrund für den Wunsch nach Beibehaltung des Straßennamens Bernd-Rosemeyer-Straße bilden. Beides zeigt sich in dem sentimentalischen und selbst­gefälligen Festhalten an der verehrten Sports ‘kanone’ Rosemeyer, die für viele eine in nahezu kindischer Weise verehrte Identifikationsfigur darstellt. Von einem solchen lokalen Idol, das schon in jungen Jahren Kunststücke mit dem Motorrad auf dem Marktplatz vorführt und später als Rennfahrer den Namen Lingens in die Welt trägt, fällt vielen eine innere Abkehr schwer. Ein solches Verhalten nenne ich infantil statt geschichtsbewusst, bei nicht wenigen Anwohnern der Straße zudem gepaart mit dem unverhohlen geäußerten Motiv, die Kosten von Umfirmierungen ihrer Anschriften im Falle einer Umbenennung zu vermeiden.

Hinzu kommt, dass viele die Zugehörigkeit Rosemeyers zur SS aus mangelndem Geschichtsbewusstsein nicht ernst genug nehmen, frei nach dem immer wieder zu hörenden Motto: ‘Was soll das ganze Theater! Haben wir nichts Wichtigeres zu tun? Was hat Rosemeyer denn Schlimmes verbrochen?’ Viele Lingener regi­strie­ren überhaupt nicht, dass die SS eine der schlimmsten Mörder- und Terrororgani­sa­tionen der Weltgeschichte war, der man sich nicht, wie viele immer noch meinen,  anschließen musste, um in der Nazi-Zeit überleben zu können, sondern der man aus Überzeugung oder Opportunismus beitrat im Wissen um deren menschen­verachtende Ziele als Schutzstaffel Adolf Hitlers.

Ich unterstelle den Ratsmitgliedern, die gegen die Umbenennung votierten, nicht, vergleichbare Motive zu haben und ähnliche Denkhaltungen zu pflegen. Aber viele von ihnen haben sich nicht genügend gegen solche Motive und Haltungen ge­äußert, sondern sie als vermeintliche Mehrheits­­meinung der Lingener Bevöl­kerung und damit für sich als gegeben und akzeptabel hingenommen.

Dagegen geht man in vielen anderen Städten mit dem Thema deutlich konse­quenter um. Dort werden auch Personennamen, die – anders als Rosemeyer – zweifelsohne Wichtiges für die Gesellschaft bewirkt haben, von Straßenbe­nennun­gen getilgt, wenn sie beispielsweise der SA angehörten.

Ich führe dazu zwei Beispiele aus Düsseldorf an: Im Stadtteil Flingern gab es seit 1991 eine Hans-Günther-Sohl-Straße. Hans-Günther Sohl war Vorstandsvor­sit­zen­der der Thyssen AG und Vorsitzender des Bundesverbandes der Deutschen Industrie. Er starb 1989. 2017 wurde die Hans-Günther Sohl-Straße wegen Sohls Nazivergangenheit (Wehrwirtschaftsführer und Einsatz von Zwangsarbeitern) umbenannt in Luise-Rainer-Straße. 2018 richtete der Rat der Stadt Düsseldorf eine Kommission von Historikern ein, um die Straßennamen Düsseldorfs darauf hin zu untersuchen, ob es Personen gab mit Nazivergangenheit oder Personen, die sich in der Kolonialzeit etwas haben zuschulden kommen lassen. Die Kommission wurde vom Leiter der Mahn- und Gedenkstätte Dr. Fleermann geleitet. Sie ermittelte 13 Straßennamen, die für eine Umbenennung in Betracht kamen. Zu ihnen gehört die Heinz-Ingenstau-Straße. Heinz Ingenstau war nach dem Krieg Landgerichtsdirektor in Düsseldorf und Herausgeber des Standard­werks des privaten Baurechts Ingenstau/Korbion. Er schied aus der Justiz aus, weil er Stadtdirektor der Stadt Düsseldorf wurde. Dort hat er sich einen unta­deligen Ruf und hohes Ansehen erworben und hatte zudem die Idee für den Neubau der Düsseldorfer Messe in Düsseldorf-Stockum. Er hat dann das Projekt entscheidend vorangetrieben und galt als Gründungsvater der Düsseldorfer Messe. In der Nähe der neuen Messe wurde eine Straße nach ihm benannt. Die Kommission fand heraus, dass Heinz Ingenstau Nationalsozialist und Mitglied der SA war. Er arbeitete als Jurist beim Gau-Ehrengericht und Gauschatzamt. Ingen­stau gehörte jedoch nicht der SS an. Die Kommission schlug im Mai 2020 eine Umbenennung der Heinz-Ingenstau-Straße vor. Der Rat der Stadt Düs­seldorf wollte vor der Umbenennung noch eine Bür­gerbeteiligung vornehmen. Dieses Jahr soll eine Entscheidung fallen. Der neue Straßenname soll dem Düsseldorfer Widerstands­kämpfer Josef Lauxtermann gewidmet werden. Die Rheinische Post will den Antrag unterstützen. 

Man möge den Fall Rosemeyer im Übrigen einmal vergleichen mit dem Be­streben, dem Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder Auszeichnungen und Ehren abzuer­ken­nen, weil er den Krieg Putins nicht verurteilt. Fragte man die Gegner der Umbe­nennung, so wären sie sich mit sehr großer Mehrheit darin einig, Schröder alle Ehren abzuerkennen, obwohl er als Bundeskanzler sich mehr Ver­dienste erworben hat als Rosemeyer und keiner Mörder- und Verbrecher­organisation wie der SS angehört hat. 

Dagegen soll ein Rennfahrer, der einen für die Jugend wahrlich nicht vorbildhaften Sport betreibt, weiter geehrt werden mit einer vom damaligen Nazi-Bürgermeister Plesse vorgenommenen Straßenbe­nennung? 

Dieser Vergleich macht überdeutlich, dass im Fall Rosemeyer von vielen die falschen Maßstäbe angelegt werden. Und worin sollen eigentlich die Verdienste Rosemeyers liegen? Was  hat er für die Gesellschaft Positives bewirkt? Was ist an ihm der Ehren wert? Genügt etwa eine mittlerweile als antiquiert geltende Bewunderung waghalsiger Rennfahrerei als Grund für eine Ehrung? Das wäre reichlich wenig. In Lingen gibt und gab es durchaus wichtigere Menschen, die zu ehren wären.

Geplant ist, in Zukunft auch die SS-Zugehörigkeit als Erläuterung im Straßen­schild unter dem Namen Rosemeyer zu verzeichnen. Man stelle sich nun vor, Fremde kommen am Bahnhof in Lingen an und treffen direkt auf ein Stra­ßenschild, auf dem sie lesen, dass eine der wichtigsten Straßen einem SS-Hauptsturmführer im Offiziersrang gewid­met ist. Welchen Eindruck sollen sie von der Stadt gewinnen?

Viele, wie der Unterzeichner auch, waren stets stolz auf ihre Heimatstadt Lingen: Die Stadt und ihre Einwohner/innen haben ein äußerst gut funktionierendes Gemeinwesen aufgebaut, der Bürgersinn für das Gemeinwohl ist hochentwickelt. Die wirtschaftliche  Situation ist auch dank vieler erfolgreicher Unternehmen und leistungswilliger wie -fähiger Arbeitnehmer/innen hervorragend, die finanzielle Situation der Stadt ist ausgezeichnet. Das gut ausgebaute Bildungswesen und Sozialwesen inkl. der hervorragenden Kitas und das breite kulturelle Angebot können sich wirklich sehen lassen und übersteigen deutlich das Niveau ver­gleichbarer Städte. 

Nun aber ist durch die Entscheidung des Rats zahleichen Einwohner/innen Lingens der Stolz auf ihre Heimatstadt gebrochen und das Ansehen Lingens in Deutschland nachhaltig beschädigt worden.

Die Entscheidung des Rats der Stadt Lingen wird vor der Geschichte nicht stand­halten. Es ist nur eine Frage der Zeit, wann eine Umbenennung erfolgen wird. Die Gegner der Umbenennung werden sich dann als vor der Geschichte als Zu-spät-Gekommene und Gestrige verantworten müssen.“

Georg Aehling

Georg Aehling, Verleger edition virgines,

Mitglied Forum Juden- Christen Altkreis Lingen e.V.

 

 

 

Georgianer-Politikkurs in der Jüdischen Schule

08 Freitag Jul 2022

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v. li.: Angela Prenger, Christina Schwiertz, Cara Löffler, Kira Gaida, Romina Mohaupt, Alia Maria Krämer, Bjarne Hüter, Annabell Struck, Niclas Roling, Friedhelm Wolski-Prenger. Foto:  Finn Pfleging

Einen ganzen Vormittag verbrachten Schülerinnen und Schüler eines Politikkurses des Gymnasiums Georgianum (Lingen) in der Jüdischen Schule, an den Synagogen-und Familiengedenksteinen und auf dem Synagogenplatz. Im Gespräch mit Angela Prenger und Friedhelm Wolski-Prenger informierten sich die Zwölftklässler, begleitet von ihren Lehrerinnen Christina Schwiertz und Annabell Struck, über die Rettung des Gedenkortes. Wie durch die zornigen Leserbriefe von Helga Hanauer das Schweigen über die jüdische Gemeinde in Lingen durchbrochen wurde und wie die Shoa- Überlebende Ruth Foster eine Erinnerung an die jüdischen Familien durchsetzte, traf auf das große Interesse der Gruppe. Ein Video von Anne Gansfort über die Shoa-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem beeindruckte die Teilnehmenden. Der Film “…und ewig währet euer Name” ist abrufbar unter:

https://youtu.be/9GIv_s-NK10 

Besondere Gäste in der Jüdischen Schule

30 Donnerstag Jun 2022

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Begleitet von Gaby Görken (li), Sandra Göwert (mi) und Anne Egbers (re) die SchülerInnen mit Angela Prenger. Nicht im Bild: Organisator Mario Kösters

Zwei Klassen der Jakob-Muth-Schule, der Tagesbildungsstätte des St.-Vitus-Werkes Meppen, besuchten am 30. Juni den Gedenkort Jüdische Schule in Lingen. Adressatenbezogen stellte Angela Prenger vom Forum Juden-Christen das Thema „Judentum begreifen“ vor. Mit Klangschale zur Konzentration und Egli-Figuren zur Anschauung erzählte die pensionierte Grundschullehrerin die Ursprungsgeschichte des jüdischen Festes Purim. In Erinnerung an die Rettung vor der Vernichtung der Juden im persischen Königreich vor der Verfolgung durch den Minister Haman dank des klugen Einsatzes von Königin Esther wird Purim als Verkleidungsfest für Kinder gefeiert.

Egli-Figuren, ausgeliehen bei der Religionspädagogischen Arbeitsstelle des Bistums Osnabrück, verdeutlichten die Geschichte von Purim

Im Anschluss durften sich die SchülerInnen und ihre BetreuerInnen auf dem Synagogenplatz mit frisch gebackenen Schabbatbrot stärken. Alle BesucherInnen wählten zum Abschied einen von Josef Möddel gemalten Schalomstein.

 

Vorstand tagte im Jüdischen Bethaus Freren/ Sanierungsbedarf

29 Mittwoch Jun 2022

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Freren. Unter Leitung des neuen Vorsitzenden Simon Göhler fand die jüngste Vorstandssitzung des Forums am 27. Juni im Jüdischen Bethaus in Freren statt. Forumsmitglied Lothar Kuhrts, Initiator der Geschichtswerkstatt Samuel Manne, informierte die Vorstandsmitglieder zuvor über die jüdische Geschichte Frerens. Das Schicksal von Samuel, des als Kleinkind von den Nazis ermordeten Sohnes des Ehepaars Erika und Martin Manne, deren Wohnhaus das Bethaus gewesen war, erschütterte die Vorstandsmitglieder.

Erika Manne mit Samuel. Foto: Geschichtswerkstatt Samuel Manne

Kuhrts erinnerte an die Rettung des Bethauses der Synagogengemeinde, zu der auch Lengerich, Thuine und Fürstenau gehört hatten. Kuhrts war führend an der Rettungsaktion beteiligt .

Der Bilderzyklus „Bündel des Lebens“ von Libeth Cusco im Bethaus fand großes Interesse bei den ZuhörerInnen.

Lothar Kuhrts informiert über das Kunstwerk “Bündel des Lebens” der Ferener Künstlerin Libeth Cusco. Foto: fwp

Weiter stand eine Besichtigung der Einliegerwohnung im Bethaus auf dem Programm. Frisch renoviert, wartet die Wohnung im Herzen Frerens auf glückliche neue Bewohner.

Als nächste Renovierungsarbeit steht die Reparatur der schadhaften Giebelabdeckung des Bethauses an.

Sanierungsbedarf: Dachabdeckung. Foto: SG

In der Vorstandssitzung ging es um Planungen künftiger Veranstaltungen und um ein Buchprojekt zum 40. Jahrestag der Gründung des Arbeitskreises Judentum-Christentum, aus dem das Forum hervorging.

Nach der Vorstandssitzung vor dem Jüdischen Bethaus: Peter Lütje, Walter Höltermann, Mechthild Pölking-Oeßelmann, Angela Prenger, Claudia Meinert, Simon Göhler,Christian Lange, Georg Wichmann, Godehard Ritz. (v.l.nr.) Foto: fwp

Zeugnisse jüdischen Lebens in Sögel – Busfahrt Forum/ Heimatverein Lingen

28 Dienstag Jun 2022

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Gemeinsam bieten das Forum und der Heimatverein eine Busfahrt nach Sögel an. Sögel hatte, wie viele Orte des Emslandes, eine lebendige jüdische Gemeinde, die von den Naziterroristen ausgelöscht wurde. Die Synagoge und jüdisches Eigentum wurden im Novemberpogrom 1938 verwüstet und zerstört, die jüdischen Bürger Opfer des Holocausts. Zeugnisse des reichen jüdischen Lebens vor der Schoah gilt es zu bewahren und zu pflegen, die Erinnerung an die verfolgten und ermordeten Juden darf nicht verblassen.

Louis Grünberg sel.A. (Sögel) überlebte die Schoah. Er war mit dem Mitbegründer des Arbeitskreises Judentum-Christentum, Josef Möddel, befreundet. Sein Sohn Michael Grünberg ist Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Osnabrück. Foto: Heimatverein Lingen.

Wir besuchen zunächst den jüdischen Friedhof, Begräbnisstätte der jüdischen Gemeinde seit dem 18. Jahrhundert. Das Denkmal, das heute an die ehemalige Synagoge erinnert, ist unser nächstes Ziel. An einzelnen Stolpersteinen sollen Biografien und Schicksale jüdischer Bürger Sögels nachgezeichnet werden.

Nach der Kaffeepause werden wir die neuerbaute rumänisch-orthodoxe Kirche besichtigen und uns über die Entwicklungen in der christlich-orthodoxen Gemeinde informieren.

Datum: Mittwoch, 7. 9. 2022

13.30 Uhr: Abfahrt Emslandhallen.  Rückkehr nach Lingen gegen 18.30 Uhr. Teilnehmerbeitrag: 29,- € (inkl. Kaffee und Kuchen)

Ansprechpartner/-in: M. Pölking-Oeßelmann           oesselmann@t-online.de  0591/ 62383

G. Wichmann E-Mail: wichmannsgeorg@t-online.de 0591/ 59828

Eine Anmeldung ist unbedingt erforderlich mit Angabe der Adresse und Telefonnummer bei

Hanni Rickling, Stieglitzweg 6, 49808 Lingen,

E-Mail: j.rickling@dg-email.de 0591 / 62500

DER ZEIT ENTRISSEN – Musikalisch begleitete Lesung bei der “Langen Nacht der Kirchen” Lingen

27 Montag Jun 2022

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Der Zeit entrissen – Lesung aus Briefen jüdischer Menschen. So war der Beitrag des Forums zur „Langen Nacht der Kirchen“ überschrieben. Das Ereignis konnte nach langer Coronapause am 25.06.2022 wieder stattfinden.

Trotz vieler zeitgleicher Veranstaltungen war der Vorsitzende Simon Göhler zufrieden mit der Zahl der von ihm begrüßten Teilnehmenden. Sie erlebten die Rezitation eines Briefes von Edith Stein, die Papst Pius XI bereits im April 1933 vor der Nazidiktatur gewarnt und vergeblich ein Wort zur Verteidigung der Juden angemahnt hatte, vorgetragen von Angela Prenger und Friedhelm Wolski-Prenger. Es folgten Briefe von Helga Hanauer und Bernhard Grünberg.

Felix Hammer begleitete die Rezitationen von Angela Prenger und Frriedhelm Wolski-Prenger. Foto: Simon Göhler

Ergriffen waren die ZuhörerInnen nicht nur von den Briefen, sondern besonders durch das Geigenspiel von Felix Hammer. Der Lingener Virtuose hatte einfühlsam Stücke ausgesucht, durch die die Dramatik der Texte hervorgehoben wurde.

Lingener Kulturausschuss sollte Umbenennung der „Bernd-Rosemeyer-Straße“ zu „Fredy-Markreich-Straße“ empfehlen

20 Montag Jun 2022

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Auf der Tagesordnung der bevorstehenden Sitzung des Kulturausschusses der Stadt Lingen (Ems) findet sich der Punkt „Umbenennung der Straße Bernd Rosemeyer“. Der Vorsitzende des Forum Juden-Christen Altkreis Lingen e.V., Simon Göhler, erklärt dazu: „Seit langem tritt das Forum für eine Umbenennung dieser Straße ein. Diese Benennung durch die Nazis 1938 ist eine Ehrung, die dem SS- Hauptsturmführer Rosemeyer als Propagandisten des NS-Regimes in der Demokratie nicht zusteht.“

Göhler verweist auf einen Vorstandsbeschluss, demzufolge der in der Erinnerungs- und Antirassismusarbeit tätige Verein für die Umbenennung der „Bernd-Rosemeyer-Straße“ in „Fredy-Markreich-Straße“ eintritt. Damit solle anstelle der Ehrung eines Täter-Repräsentanten ein Vertreter der Opfer des Naziterrors geehrt wer­den.

Das Forum wird sich Göhler zufolge im Vorfeld der entscheidenden Ratssitzung weiter für die Abkehr der Ehrung für einen SS-Offizier einsetzen.

Forum Juden-Christen trauert um Erika Ahlers

31 Dienstag Mai 2022

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Bis zum 30. April währte das Leben unseres langjährigen Mitglieds Erika Ahlers auf dieser Welt. Dann starb sie – inzwischen 92 Jahre alt. Ihr Tod erfüllt uns mit Trauer.

Selbst Pfarrerstochter, hatte Erika Ahlers als Diakonin Beruf und Lebensaufgabe in der evangelischen Gemeindearbeit und Seelsorge gefunden. Zusammen mit Pastor Dreger von der Lingener Kreuzkirchengemeinde war sie schon bald auch bei den ersten Aktivitäten des damaligen Arbeitskreises Judentum-Christentum in den 1980-er Jahren dabei und sodann auch als aktives Mitglied des Forum Juden-Christen und bei Pax Christi.

Sie engagierte sich in den 80-er Jahren in der Friedensbewegung. Erika Ahlers initiierte bereits 1983 das halbstündige Friedensgebet an jedem Mittwochvormittag. Ein Protokollheft mit Namen, Liedern und Texten weist Themen für annähernd 2000  Friedensgebete aus. Erika Ahlers sorgte über vier Jahrzehnte stets  für ein wechselndes Team zur Vorbereitung und Durchführung des Gebetes.

Unsere Erinnerungsarbeit unterstützte sie aus Überzeugung. Denn sie kannte den Schrecken des Nationalsozialismus mit seiner teuflischen, menschenverachtenden und mörderischen Ideologie aus eigener Anschauung, und was sie über die Shoah bis dahin noch nicht wusste, erfuhr sie bei ihren nimmermüden Besuchen der Schreckensstätten und Todesfabriken der Nazis, und sie war, so wie wir alle, in den vergangenen Jahren tief betroffen über das Wiedererstarken von Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus.

Aus den Lehrhausgesprächen des Forum in der Jüdischen Schule war sie seit deren Start im Jahr 2003 nicht wegzudenken.

Erika Ahlers war ein Mensch, der überzeugt war, von dem was man sagt und von dem, was man tut. Sie war von unerschütterlicher Beharrlichkeit, immer aber auch von vorbildlicher Geduld. Vor allem aber war sie ein Mensch von unüberwindlicher Güte.

So groß der Verlust auch ist, den ihr Tod für uns bedeutet, so gewiss wird die Erinnerung an sie in unseren Köpfen und in unseren Herzen weiterleben. Sie war für uns alle in ihrer fürsorglichen Weise eine Leuchte des Alters.

Nachtrag aus Anlass einer Überraschung: Für ihre jahrelange Verbundenheit zum Arbeitskreis Judentum-Christentum und zum Verein Forum Juden-Christen Altkreis Lingen e.V. möchten wir uns bei Erika Ahlers sehr herzlich bedanken!

Erika Ahlers hinterließ dem Forum wertvolle Bücher. Foto: Simon Göhler

Umso mehr freut es uns, dass Erika Ahlers uns einen Teil Ihrer Bücher vermacht hat. Für diese Bücherspende wollen wir ganz herzlich „DANKE“ sagen. Diese Bücher über jüdische Religion, jüdische Kultur und zur Schoa werden wir erhalten und Interessierten zur Verfügung stellen.

Simon Göhler, Vorsitzender Forum Juden-Christen

 

„Interreligiöses Lernen“ – Studienseminar Katholische Religion besucht Jüdische Schule

19 Donnerstag Mai 2022

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Erstmals nach langer Corona-Pause trafen sich angehende Lehrerinnen für das Fach Katholische Religion des Studienseminars Nordhorn mit Fachseminarleiterin Rita Albers. Im Gedenkort Jüdische Schule Lingen an der Jakob- Wolff- Straße referierte Sonja Nimz (Haselünne) über das Thema „Interreligiöses Lernen“. Als ein Praxisbeispiel stellte Nimz die Drei-Religionen-Schule in Osnabrück vor, in der christliche, muslimische und jüdische Schülerinnen und Schüler gemeinsam lernen.

Sonja Nimz referiert über Interreligiöses Lernen. Fotos: fwp

Bei der technischen Vorbereitung unterstützte der Vorsitzende des Forum Juden-Christen, Simon Göhler, die Referentin, die sich akribisch auf ihren Vortrag vorbereitet hatte und sich dazu mehrmals mit Vorstandsmitgliedern des Forums traf.

Schalom- Steine von Josef Möddel

Während einer Pause erhielten die 15 Teilnehmerinnen aus der Hand der Stellvertretenden Vorsitzenden des Forums, Angela Prenger, je einen „Schalom-Stein“. Josef Möddel, Gründungsvorsitzender des Arbeitskreises Judentum-Christentum, aus dem das Forum hervorging, bemalt jeden Tag einen solchen Stein für Besucher des Lernortes.

Freuen sich über ihren Schalom-Stein: Maira Brinkhaus (Haselünne), Maren Pielage (Papenburg) und Madlen Schwering (Meppen), v.l.n.r.

Prenger informierte im Anschluss die Seminaristinnen über zwei Frauen, die für die emsländische Erinnerungskultur sehr wichtig waren. Helga Hanauer hatte 1975 das Verschweigen jüdischen Lebens in Lingen scharf kritisiert und damit den Mantel des Vergessens fortgeweht. Ruth Foster, geb. Heilbronn, legte den Grundstein für die Wiederkehr von Überlebenden der Schoah und deren Nachfahren nach Lingen.

Friedhelm Wolski- Prenger vom Forum-Vorstand stellte den Verein vor und berichtete über die Geschichte der Jüdischen Schule.

Nach einem Spaziergang zum Jüdischen Friedhof traf sich die Gruppe mit Georg Wichmann. Das Vorstandsmitglied des Forums führte sachkundig über die Begräbnisstätte. Unter anderem berichtete Wichmann über das Schicksal des letzten Vorstehers der Lingener Synagogengemeinde, Jakob Wolff. Nach KZ-Haft 1938 verstarb Wollf 1941. Er musste heimlich begraben werden. Der Gedenkstein für ihn und seine von den Nazis ermordete Ehefrau Emma wurde im Jahr 1996 durch den Arbeitskreis Judentum-Christentum errichtet.

Georg Wichmann informiert über das Schicksal von Jakob und Emma Wolff.

 

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