Dr. Felix Klein, mit voller Amtsbezeichnung „Beauftragter der Bundesregierung für jüdisches Leben in Deutschland und den Kampf gegen Antisemitismus“ besuchte auf Anregung von Albert Stegemann MdB – CDU das Forum Juden-Christen.  Klein stellte seine Arbeit vor und informierte sich in Anwesenheit von Lingens Oberbürgermeister Dieter Krone über die Arbeit des Forums.

Der stellvertretende Vorsitzende des Forums, Dr. Walter Höltermann, begrüßte die Gäste mit einem Überblick über die Geschichte des Gedenkortes Jüdische Schule. Als die nahegelegene Synagoge von den Nazis niedergebrannt wurde, blieb das Schulgebäude aus „Brandschutzgründen“ in der Reichspogromnacht am 10. November 1938 verschont. Bevor die Stadt Lingen das Gebäude kaufte, diente es als Pferdestall und Lagerraum. „Heute ist die Jüdische Schule neben dem Jüdischen Friedhof ein wichtiger Ort des Gedenkens an die Ermordung und Vertreibung der jüdischen Mitbürger Lingens“, so Höltermann.

Dr. Felix Klein unter Corona-Bedingungen in der Jüdischen Schule. Dr. Walter Hölltermann und Simon Göhler vom Vorstand freuen sich über das Lob für das Forum.

Vorstandsmitglied Simon Göhler, der für das Forum die Organisation des Besuches verantwortete, berichtete, wie er zum Forum gekommen sei. Als Schüler am Franziskus-Gymnasium hatte er im Rahmen einer Facharbeit ein von Anne Scherger verfasstes Buch über den jüdischen Friedhof illustriert. Seither engagiere er sich für die Erinnerungsarbeit. Göhler berichtete zudem von den „Stolpersteinen“, die im Stadtgebiet an die Opfer des Naziterrors erinnern.

Angela Prenger von der Arbeitsgemeinschaft Erinnerungskultur des Forums berichtete über das Schicksal der Lingener Ehrenbürger Ruth Foster und Bernhard Grünberg. Ruth Foster, als Ruth Heilbronn in Lingen geboren, wurde in das KZ Stutthoff verschleppt. Ihre Eltern wurden ermordet, sie überlebte. Foster forderte 1984 ein Mahnmal für die Lingener Opfer der Verfolgung. Durch ihr Engagement kam auch der Kontakt mit dem Überlebenden Bernhard Grünberg zustande. Grünberg konnte 1938 mit einem „Kindertransport“ nach England entkommen. Seine Eltern und seine Schwester wurden ermordet. Prenger verwies auf das KZ-Kleid, das Ruth Foster dem Forum überließ und das in der Jüdischen Schule zu besichtigen ist.

Ebenfalls für die AG Erinnerungskultur stellte Agnes Kläsener, Referentin im Ludwig-Windhorst-Haus, Projekte zur Jugendbildung vor. Mit Fahrten nach Auschwitz und Stutthoff sollen junge Menschen auf die Folgen rassistischer Hetze aufmerksam werden.

Felix Klein hob die Bedeutung von Erinnerungskultur hervor. Bürgerliches Engagement wie das des Forums sei unverzichtbar, um dem Vergessen des Naziterrors entgegenzuwirken. An OB Krone gerichtet meinte Klein, es sei sehr erfreulich, dass die Stadt Lingen das Forum in so hervorragender Weise unterstütze.

Klein berichte darüber, dass der Zentralrat der Juden nicht mit AfD- Politikern spreche. In den Staat Israel würden sie nicht offiziell eingeladen.

Klein freute sich darüber, dass eine erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen ihm und den Antisemitismusbeauftragten der Bundesländer bestehe. Auch die Zusammenarbeit mit dem Zentralrat der Juden in Deutschland sei im Kampf gegen den Hass auf jüdische Menschen sehr wichtig.

Klein, Stegemann und Krone waren sich einig, dass der Rückgang der Zeitungslektüre in jüngeren Jahrgängen die Gefahr berge, dass Falschnachrichten verbreitet würden. Krone berichtete von Erfahrungen mit jungen Menschen, die ungeprüfte Nachrichten ohne Quellenangabe per Smartphone-App konsumierten. Die Arbeit von Zeitungsredakteuren sei gerade im Bereich der politischen Bildung und der Diskussionsfähigkeit gesellschaftlicher Gruppe unverzichtbar.

Höltermann und Stegemann bedauerten, dass der Wille zum Kompromiss in Gesellschaft und Politik abnehme. Höltermann: „Vielfach werden Argumente der Gegenseite nicht mehr zur Kenntnis genommen.“

Für Stegemann ist das Forum Juden-Christen ein „Leuchtturm“ der Erinnerungsarbeit. Er hob die Bedeutung der Schule für die Immunisierung von Kindern und Jugendlichen gegen „falsche Propheten“ hervor. Er sei durch das Tagebuch der Anne Frank im Unterricht über die Naziverbrechen aufgeklärt worden.

Klare Worte fand der CDU- Politiker auf Grund seiner parlamentarischen Erfahrungen für die AfD. „Wer hört, was sie untereinander reden, kann das Gedankengut der Nationalsozialisten mit Händen greifen .“

Zum Schluss des Meinungsaustausches trug sich Klein in das Besucherbuch des Forums ein.

Freundlicher Eintrag von Herrn Dr. Klein in das Besucherbuch des Forums