Vor der imposanten Kulisse der Installation „Casa Senza Noma“ von Christian Odzuck in der Kunsthalle Lingen konnten Meike Behm, Direktorin der Kunsthalle und der Vorsitzende des Forums, Simon Göhler, über 60 Gäste zu einem denk – würdigen Konzert des Duo NIHZ begrüßen. Sanna van Elst und Bobby Rootveld (Nordhorn/ Tel Aviv) veranlassten mit ihrem Programm ‚The Undying Flame‘ das Publikum im ersten Teil des Konzerts zu Begeisterungsstürmen und im zweiten Teil zu stiller Betroffenheit.
Helle Freude lösten virtuos vorgetragene Lieder jüdischer Texter und Komponisten aus den zwanziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts aus. Dass „Veronika, der Lenz ist da“ von den Comedian Harmonists stammt, war vielen im Publikum bekannt. Dass die Gruppe aber von einem jüdischen Musiker gegründet wurde und mehrere der Sänger jüdisch waren, eher nicht. Dies und viel mehr erfuhr das Publikum durch begleitende Kommentare.
Brandete im ersten Teil des Konzerts nach jedem Vortrag Beifall aus, so unterblieb aus tiefer Betroffenheit jede laute Reaktion des Publikums, als es um Lieder aus Ghettos und Konzentrationslagern ging. ‚Wenn ein Paketchen kommt‘, im Camp Westerbork von Willy Rosen komponiert, beschreibt die Freude, wenn die zum Transport in die Vernichtungslager eingepferchten Gefangenen einen Gruß in Form eines Geschenkpäckchens bekamen. ‚Als Ob‘, komponiert von Leo Strauss, ironisiert das Leben im ‚Vorzeige-KZ‘ Theresienstadt, wohin auch jüdische Menschen aus Lingen deportiert wurden. Aus der Feder von Bobby Rootveld stammt ein Lied, das die Leugnung der Nazi-Verbrechen in der Nachkriegszeit thematisiert: „Das haben wir nicht gewusst.“
Die Erforschung und Sicherung des jiddischen, deutschen oder niederländischen Liedguts aus den Vernichtungslagern hat sich das Duo NIHZ zur Aufgabe gemacht.
Darüber und über den regelmäßigen Ortswechsel zwischen Israel und Deutschland berichtete das Musikerpaar in einem anschließenden Künstlergespräch, das von der stellvertretenden Vorsitzenden des Forums, Angela Prenger, moderiert wurde.
Zum Schlussapplaus erhob sich das Publikum. Dr. Walter Höltermann, sowohl im Forum Juden-Christen als auch in der Kunsthalle aktiv, dankte für Konzert und Engagement des Duos. Höltermann betonte, dass Musik ein wichtiges Element der Erinnerungskultur sei und tiefer in die Seele eindringen könne als Worte. Davon konnte sich das sichtlich beeindruckte Publikum überzeugen.