Großer Beifall für eine engagierten Vortrag. Foto: fwp

Der erste Lehrhausabend im neuen Programmjahr  fand in der Kreuzkirche in Lingen statt. Professorin Dr. Marie-Theres Wacker (Münster) sprach über antijüdische Darstellungen an und in christlichen Kirchen. Simon Göhler, Vorsitzender des Forums und Kreuzkirchenpastor Paul-Gerhard Meißner konnten über 50 Interessierte, darunter viele Schülerinnen und Schüler begrüßen. Angela Prenger, die für das Forum den Abend geplant hatte, dankte Meißner für die Gastfreundschaft. Prenger leitete in das Thema ein und stellte die Referentin vor.

Die besonders obszönen „Judensau“- Darstellungen“ befinden sich Wacker zufolge nicht nur an der Stadtkirche in Wittenberg, sondern an und in vielen anderen Kirchen.

Figurengruppe südöstliches Chorportal St. Lamberti, Münster. v.l. Ecclesia, Apostel Johannes, Jesus mit Dornenkrone, Johannes der Täufer, Synagoga Foto: Thomas Staubli, Fribourg/CH m. freundl. Genehmigung

Im bildgestützten Vortrag der emeritierten Theologieprofessorin stellte sie Figurenensembles der „Ecclesia“ (Kirche) und der „Synagoga“ (Synagoge) in den Mittelpunkt. Die Ecclesia wird auf Bildern oder als Statue stolz mit erhobenem Haupt, mit Krone und Kreuz, dagegen die Synagoga mit verbundenen Augen und gesenktem Kopf dargestellt. Ecclesia wirft einen demütigenden Blick auf Synagoga. Die Aussage: Während die Christen (Ecclesia) den wahren Glauben hätten, sei das Judentum blind für Christus. Ein weiterer Schwerpunkt des Vortrages waren Darstellungen des Judas, der als „Jesusverräter“ oft als geldgieriger Jude gezeichnet wird. Wacker machte darauf aufmerksam, dass dieses falsche Bild jüdischer Menschen bis heute zu antisemitischen Phantasien gehört. Die Nazis griffen das Bild des „Geldjuden“ für ihre antisemitische Propaganda auf. In Wahrheit gehörte die große Mehrheit der ermordeten jüdischen Menschen nicht zu den Reichen.

In der Diskussion bezeteilgte sich auch Peter Lütje, hinten mit Simon Göhler. Foto: fwp

In einer engagierten Diskussion äußerten sich viele Anwesende empört darüber, dass judenfeindliche Darstellungen keineswegs nur aus dem Mittelalter stammen, sondern bis in die heutige Zeit geschaffen wurden.Der heutige Abend hat gezeigt, wie wichtig eine Auseinandersetzung mit Bildern und Statuen an christlichen Kirchen ist. Ein vorzeigbares Beispiel ist die Auseinandersetzung an der Lambertikirche in Münster, wo eine Kontextualisierung der ‚Ecclesia‘ und der ‚Synagoga‘ von Vertretern der Lambertikirche und der jüdischen Gemeinde unter der Moderation von Professorin Dr. Wacker stattgefunden hat.“ So schloss Forums-Vorsitzender Simon Göhler den bewegenden Abend.

:v.l. Simon Göhler, Vorsitzender Forum Juden-Christen, Angela Prenger, Stv. Vorsitzende, Prof’in Dr. Marie-Theres Wacker, Pastor Paul-Gerhard Meißner. Foto:fwp