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Kein Boden für Rechtsradikale

Von Werner Scholz
Freren (eb) – Gemeinsam mit Vertretern der evangelisch-reformierten und der katholischen Kirchengemeinde sowie der jüdischen Gemeinde Osnabrück organisierte jetzt das Forum Juden-Christen anlässlich des Holocaust-Gedenktages eine abendliche Gedenkveranstaltung in der evangelisch-reformierten Kirche in Freren. Als besonderer Gast eingeladen war Dr. Alexander Brenner, der Vorsitzende der jüdischen Gemeinde Berlin.

„1996 hat der damalige Bundespräsident Roman Herzog den 27. Januar, den Tag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz, zum Tag des Gedenkens an die Holocaust-Opfer ernannt. Der Name Auschwitz ist ein Synonym für menschliche Abgründe, die unbegreiflich sind”,  sagte Pastor Eberhard Hündling von der evangelisch-reformierten Kirchengemeinde Freren-Thuine. Es sei nicht nachzuvollziehen, wie ein derartiges fabrikmäßiges Morden möglich werden konnte. Zu viele hätten geschwiegen. „Darunter auch die Kirchen”, gab Hündling zu bedenken. Nun müsse alles getan werden, „um Antisemitismus und Rechtsradikalen den Boden zu entziehen”.el_am_sonntag-02-02-03_1

Rabbiner Marc Stern mahnte, dass „die Überlebenden der Shoa die Erinnerung pflegen müssen”. Dabei sei die Versöhnung zwischen den Kindern der Täter und den Kindern der Opfer keine Frage. „Sondern wir müssen dafür sorgen,
dass sich so etwas niemals wiederholen kann”, hob Stern hervor. Hitlers Vernichtungspläne seien gescheitert. „Bis 1990 gab es in Deutschland 30 000 Juden. 1990 haben sich die Tore für Einwanderer jüdischen Glaubens aus der ehemaligen Sowjetunion geöffnet, so dass die Zahl auf 100 000 gestiegen ist. Es gibt neu gegründete jüdische Gemeinden, Kindergärten und Schulen”,  sagte Stern, der sich abschließend bei dem Forum Juden-Christen für dessen Engagement im Sinne des Dialoges und der Verständigung bedankte. Nach der Rede das Rabbiners wurde an die Schicksale einzelner jüdischer Mitbürger Frerens gedacht, die von den Nationalsozialisten verschleppt und ermordet wurden.

Dr. Brenner verdeutlichte schließlich, mit welchen Schritten zunehmender Diskriminierung die Nationalsozialisten es den jüdischen Bürgern unmöglich machten, im „Dritten Reich” zu :leben. „Schon 1933 begannen die Nazis damit,  Juden aus dem gesellschaftlichen Leben auszugrenzen. Die Nürnberger Gesetze von 1935 haben verschiedene Stufen des Unrechts katalogisiert”, erklärte Brenner. Bei Strafe wurde der Besuch von Kinos, Restaurants, Bibliotheken und anderen  el_am_sonntag-02-02-03_2 Einrichtungen verboten. Kraftfahrzeuge und Führerscheine wurden eingezogen, nach 20 Uhr durften Juden nicht mehr die
Straße betreten. „Diese Liste ließe sich noch entschieden verlängern”, sagte Brenner. In der Pogromnacht vom 9. zum 10. November 1938 brannten in Deutschland zahlreiche Synagogen und jüdische Geschäfte. Den Höhepunkt des Rassenwahns bildete schließlich die millionenfache Ermordung unschuldiger Menschen.

„Nach 1945 bestand die jüdische Gemeinde aus denen, die versteckt worden waren und die die Todesmärsche überlebt
hatten”, erinnerte Brenner. Nach 1946 seien noch Juden aus Polen nach Deutschland  gekommen. „Davon wanderten viele nach Palästina und in die USA aus. Nur wenige blieben in Deutschland”, sagte Brenner. Oft sei die Frage gestellt worden: „Wie kann ein Jude nach all dem, was passiert ist, in Deutschland bleiben? Inzwischen ist die jüdische Gemeinde in Deutschland überall anerkannt”, betonte Brenner. Der erst kürzlich geschlossene Staatsvertrag habe dies noch weiter untermauert. Auch Brenner bedankte sich am Ende seiner Rede beim Forum Juden-Christen für dessen Arbeit im Dienst der Verständigung und Versöhnung.

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