Forum Judentum Christentum

Archiv

Judentum begreifen“ mit neuem Team – GesamtschülerInnen und GrundschülerInnen beeindruckt

10 Freitag Mrz 2023

Posted by forumjc in Aktuelles, Archiv

Das Forum hatte im vergangenen Jahr sehr gut mit Shimon Motsa vom Osnabrücker Verein „Judentum begreifen“ zusammengearbeitet. Shimon verlässt Osnabrück aus persönlichen Gründen.

Glücklicherweise geht die Zusammenarbeit mit „Judentum begreifen e.V.“ weiter. Am 9. März informierten Frau Ruth de Vries und Frau Monika Stadje SchülerInnen der Gesamtschule Emsland über jüdische Geschichte, die Schoa, vor allem aber über die jüdische Religion. Schülerinnen einer 9. Klasse (9.1) unter Leitung ihrer Lehrerin Nina Kreimer und der Klasse 7.3 mit Klassen- und Religionslehrerin Helen Wusterack waren beeindruckt vom Vortrag. Neben den vielen Informationen wurde den Zuhörenden die ungewöhnliche Schulstunde im Lingener Gedenkort Jüdische Schule mit Haman-Plätzchen versüßt. Das Gebäck wurde zum gerade zurückliegenden fröhlichen Purim-Fest gereicht. Haman hatte den Mord an den persischen Juden geplant. Dies wurde von der jüdischen Königin Esther verhindert.

Die Klasse 7.3 mit Lehrerin Helen Wusterack (stehend) lässt sich Haman- Plätzchen schmecken. Fotos: fwp

Wie ein frommer jüdischer Mann ließ sich Michael Schmidke (7.3) von Ruth de Vries mit Tallit und Teffilin einkleiden.

Angela Prenger, als Stellvertretende Vorsitzende des Forums für den Arbeitsbereich „Judentum begreifen“ zuständig, dankte den Referentinnen für ihren engagierten und adressatenbezogenen Vortrag und den SchülerInnen für ihre Aufmerksamkeit und das gezeigte Vorwissen.

Dies konnten die Referentinnen und der Forums- Vorsitzende Simon Göhler auch drei vierten Klassen  der  Overbergschule bescheinigen. Die GrundschülerInnen, die mit ihren Lehrerinnen am 13.03. am Projekt “Judentum begreifen” teilnahmen, waren bestens vorbereitet und konnten viele Judaica benennen.

v.l. Monika Stadje, Simon Göhler, Ruth de Vries, Angela Prenger mit Anschaungs-Judaica

Gespannt hörten die SchülerInnen zu, wie Ruth de Vries über das Schicksal ihrer Mutter Errna de Vries (1923-2021) berichtete. “Als meine Mutter so alt war, wie Ihr jetzt seid, durfte sie nicht mehr am Sportunterricht teilnehmen. Könnt Ihr Euch das vorstellen? Weil man katholisch oder evangelisch ist darf man nicht am Sportunterricht teilnehmen.” 

Die Klasse 4 c3 mit (v.l) Angela Prenger, Stellvertretende Forums-Vorsitzende, Ruth de Vries und Monika Stadje vom Osnabrücker Verein Judentum begreifen e.V., Lehrerin Annika Schmees und der Vorsitzende des Forums, Simon Göhler.

 

Verleger Georg Aehling: Tiefe Enttäuschung über Ratsbeschluss

11 Montag Jul 2022

Posted by forumjc in Allgemein, Archiv

Den folgenden Brief richtete Georg Aehling an den Lingener Oberbürgermeister Dieter Krone:

“Ich möchte hiermit meine tiefe Enttäuschung über die Entscheidung des Rats der Stadt Lingen vom 06.07.2022 zur Frage der Umbenennung der Bernd-Rose­meyer-Straße bekunden und Ihnen für Ihre aufrechte Haltung in dieser Ange­legenheit danken und meine hohe Anerkennung dafür ausdrücken.

Die Meinungen über das Für und Wider einer Umbenennung sind ausgetauscht, aber die fragwürdigen wahren Motive vieler Gegner einer Umbenennung werden leider selten benannt. 

Ich erfahre in Gesprächen mit entsprechenden Personen immer wieder, dass eine falsch verstandene Heimattreue und ein falsch verstandener Lokalpatrio­tismus den Hintergrund für den Wunsch nach Beibehaltung des Straßennamens Bernd-Rosemeyer-Straße bilden. Beides zeigt sich in dem sentimentalischen und selbst­gefälligen Festhalten an der verehrten Sports ‘kanone’ Rosemeyer, die für viele eine in nahezu kindischer Weise verehrte Identifikationsfigur darstellt. Von einem solchen lokalen Idol, das schon in jungen Jahren Kunststücke mit dem Motorrad auf dem Marktplatz vorführt und später als Rennfahrer den Namen Lingens in die Welt trägt, fällt vielen eine innere Abkehr schwer. Ein solches Verhalten nenne ich infantil statt geschichtsbewusst, bei nicht wenigen Anwohnern der Straße zudem gepaart mit dem unverhohlen geäußerten Motiv, die Kosten von Umfirmierungen ihrer Anschriften im Falle einer Umbenennung zu vermeiden.

Hinzu kommt, dass viele die Zugehörigkeit Rosemeyers zur SS aus mangelndem Geschichtsbewusstsein nicht ernst genug nehmen, frei nach dem immer wieder zu hörenden Motto: ‘Was soll das ganze Theater! Haben wir nichts Wichtigeres zu tun? Was hat Rosemeyer denn Schlimmes verbrochen?’ Viele Lingener regi­strie­ren überhaupt nicht, dass die SS eine der schlimmsten Mörder- und Terrororgani­sa­tionen der Weltgeschichte war, der man sich nicht, wie viele immer noch meinen,  anschließen musste, um in der Nazi-Zeit überleben zu können, sondern der man aus Überzeugung oder Opportunismus beitrat im Wissen um deren menschen­verachtende Ziele als Schutzstaffel Adolf Hitlers.

Ich unterstelle den Ratsmitgliedern, die gegen die Umbenennung votierten, nicht, vergleichbare Motive zu haben und ähnliche Denkhaltungen zu pflegen. Aber viele von ihnen haben sich nicht genügend gegen solche Motive und Haltungen ge­äußert, sondern sie als vermeintliche Mehrheits­­meinung der Lingener Bevöl­kerung und damit für sich als gegeben und akzeptabel hingenommen.

Dagegen geht man in vielen anderen Städten mit dem Thema deutlich konse­quenter um. Dort werden auch Personennamen, die – anders als Rosemeyer – zweifelsohne Wichtiges für die Gesellschaft bewirkt haben, von Straßenbe­nennun­gen getilgt, wenn sie beispielsweise der SA angehörten.

Ich führe dazu zwei Beispiele aus Düsseldorf an: Im Stadtteil Flingern gab es seit 1991 eine Hans-Günther-Sohl-Straße. Hans-Günther Sohl war Vorstandsvor­sit­zen­der der Thyssen AG und Vorsitzender des Bundesverbandes der Deutschen Industrie. Er starb 1989. 2017 wurde die Hans-Günther Sohl-Straße wegen Sohls Nazivergangenheit (Wehrwirtschaftsführer und Einsatz von Zwangsarbeitern) umbenannt in Luise-Rainer-Straße. 2018 richtete der Rat der Stadt Düsseldorf eine Kommission von Historikern ein, um die Straßennamen Düsseldorfs darauf hin zu untersuchen, ob es Personen gab mit Nazivergangenheit oder Personen, die sich in der Kolonialzeit etwas haben zuschulden kommen lassen. Die Kommission wurde vom Leiter der Mahn- und Gedenkstätte Dr. Fleermann geleitet. Sie ermittelte 13 Straßennamen, die für eine Umbenennung in Betracht kamen. Zu ihnen gehört die Heinz-Ingenstau-Straße. Heinz Ingenstau war nach dem Krieg Landgerichtsdirektor in Düsseldorf und Herausgeber des Standard­werks des privaten Baurechts Ingenstau/Korbion. Er schied aus der Justiz aus, weil er Stadtdirektor der Stadt Düsseldorf wurde. Dort hat er sich einen unta­deligen Ruf und hohes Ansehen erworben und hatte zudem die Idee für den Neubau der Düsseldorfer Messe in Düsseldorf-Stockum. Er hat dann das Projekt entscheidend vorangetrieben und galt als Gründungsvater der Düsseldorfer Messe. In der Nähe der neuen Messe wurde eine Straße nach ihm benannt. Die Kommission fand heraus, dass Heinz Ingenstau Nationalsozialist und Mitglied der SA war. Er arbeitete als Jurist beim Gau-Ehrengericht und Gauschatzamt. Ingen­stau gehörte jedoch nicht der SS an. Die Kommission schlug im Mai 2020 eine Umbenennung der Heinz-Ingenstau-Straße vor. Der Rat der Stadt Düs­seldorf wollte vor der Umbenennung noch eine Bür­gerbeteiligung vornehmen. Dieses Jahr soll eine Entscheidung fallen. Der neue Straßenname soll dem Düsseldorfer Widerstands­kämpfer Josef Lauxtermann gewidmet werden. Die Rheinische Post will den Antrag unterstützen. 

Man möge den Fall Rosemeyer im Übrigen einmal vergleichen mit dem Be­streben, dem Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder Auszeichnungen und Ehren abzuer­ken­nen, weil er den Krieg Putins nicht verurteilt. Fragte man die Gegner der Umbe­nennung, so wären sie sich mit sehr großer Mehrheit darin einig, Schröder alle Ehren abzuerkennen, obwohl er als Bundeskanzler sich mehr Ver­dienste erworben hat als Rosemeyer und keiner Mörder- und Verbrecher­organisation wie der SS angehört hat. 

Dagegen soll ein Rennfahrer, der einen für die Jugend wahrlich nicht vorbildhaften Sport betreibt, weiter geehrt werden mit einer vom damaligen Nazi-Bürgermeister Plesse vorgenommenen Straßenbe­nennung? 

Dieser Vergleich macht überdeutlich, dass im Fall Rosemeyer von vielen die falschen Maßstäbe angelegt werden. Und worin sollen eigentlich die Verdienste Rosemeyers liegen? Was  hat er für die Gesellschaft Positives bewirkt? Was ist an ihm der Ehren wert? Genügt etwa eine mittlerweile als antiquiert geltende Bewunderung waghalsiger Rennfahrerei als Grund für eine Ehrung? Das wäre reichlich wenig. In Lingen gibt und gab es durchaus wichtigere Menschen, die zu ehren wären.

Geplant ist, in Zukunft auch die SS-Zugehörigkeit als Erläuterung im Straßen­schild unter dem Namen Rosemeyer zu verzeichnen. Man stelle sich nun vor, Fremde kommen am Bahnhof in Lingen an und treffen direkt auf ein Stra­ßenschild, auf dem sie lesen, dass eine der wichtigsten Straßen einem SS-Hauptsturmführer im Offiziersrang gewid­met ist. Welchen Eindruck sollen sie von der Stadt gewinnen?

Viele, wie der Unterzeichner auch, waren stets stolz auf ihre Heimatstadt Lingen: Die Stadt und ihre Einwohner/innen haben ein äußerst gut funktionierendes Gemeinwesen aufgebaut, der Bürgersinn für das Gemeinwohl ist hochentwickelt. Die wirtschaftliche  Situation ist auch dank vieler erfolgreicher Unternehmen und leistungswilliger wie -fähiger Arbeitnehmer/innen hervorragend, die finanzielle Situation der Stadt ist ausgezeichnet. Das gut ausgebaute Bildungswesen und Sozialwesen inkl. der hervorragenden Kitas und das breite kulturelle Angebot können sich wirklich sehen lassen und übersteigen deutlich das Niveau ver­gleichbarer Städte. 

Nun aber ist durch die Entscheidung des Rats zahleichen Einwohner/innen Lingens der Stolz auf ihre Heimatstadt gebrochen und das Ansehen Lingens in Deutschland nachhaltig beschädigt worden.

Die Entscheidung des Rats der Stadt Lingen wird vor der Geschichte nicht stand­halten. Es ist nur eine Frage der Zeit, wann eine Umbenennung erfolgen wird. Die Gegner der Umbenennung werden sich dann als vor der Geschichte als Zu-spät-Gekommene und Gestrige verantworten müssen.“

Georg Aehling

Georg Aehling, Verleger edition virgines,

Mitglied Forum Juden- Christen Altkreis Lingen e.V.

 

 

 

Eva Essmann gestorben – Forum Juden-Christen trauert um eine gute Freundin

22 Montag Nov 2021

Posted by forumjc in 2019, Allgemein

Am 7. November 2021, dem Tag der Vorstellung der Biografie von Bernhard Grünberg, starb Eva Essmann. Ohne sie wäre das Buch in der vorliegenden Form nicht entstanden, die emsländischen weiterführenden Schulen hätten keinen Klassensatz des Geschichtsbuches vom Forum Juden-Christen erhalten.

In der Lingener Tagespost erschien der folgenden Nachruf von Thomas Pertz:

„Eva Essmann und die Stadt Lingen – das war eine Herzens- angelegenheit. Nach langer, geduldig ertragener Krankheit, ist die Förderin zahlreicher kultureller und sozialer Projekte im Alter von 76 Jahren gestorben. Mit ihr verliert die Stadt eine außergewöhnliche Persönlichkeit: Eine feingliedrige Frau mit dem Sinn für das Schöne und die Liebe zum Detail, aber auch mit einem empathischen Blick dafür, wo in der Stadtgesellschaft Hilfe und Unterstützung notwendig ist.

Die Frau des 2017 verstorbenen Lingener Unternehmers Heinrich Essmann, die in Mönchengladbach aufwuchs, kam aus einem begüterten Haus. Erst auf der Wilhelmshöhe bei „Mutter Essmann“, wie sie ihre Schwiegermutter zu nennen pflegte, lernte sie das Kochen. Der Wilhelmshöhe, Elternhaus ihres Mannes, war Eva Essmann ihr Leben lang verbunden. Die Sanierung des altehrwürdigen Gebäudes wäre ohne sie undenkbar und die Bürger der Stadt um ein mit unzähligen Erinnerungen gefülltes Haus ärmer gewesen.

Neben diesem großen Projekt waren es aber vor allem die vielen kleineren Institutionen, Einrichtungen und Initiativen, die Eva Essmann in Lingen über eine 2012 ins Leben gerufene Stiftung oder auch persönlich unterstützte: Ob es das Marionettentheater war oder die Sanierung des Centralkinos, den SKF oder die Lingener Tafel und Buchprojekte wie zuletzt die Biografie über den jüdischen Ehrenbürger Bernhard Grünberg.

http://www.forum-juden-christen.de/wie-bernhard-gruenberg-als-junge-hitler-ueberlebte-neue-biografie-erschienen/

Im Juli dieses Jahres wurde sie mit dem Verdienstkreuz am Bande des Niedersächsischen Verdienstordens geehrt. Lingens Oberbürgermeister Dieter Krone überreichte ihr die Auszeichnung im Namen von Ministerpräsident Stephan Weil. „Ihr umfangreiches und vielfältiges Engagement für kulturelle, sportliche, soziale und andere Belange in unserer Stadt sowie in der näheren Umgebung ist außergewöhnlich, wirkt nachhaltig und sucht seinesgleichen“, würdigte Krone das Engagement Eva Essmanns.

Dabei half und wirkte sie nie von oben herab: An die Essmann-Fahrer im Unternehmen verteilte die Lingenerin selbst gebackene Stutenkerle und nach einem Festessen gab sie stets selbst in der Küche eine Runde aus für das Servicepersonal.

Das Vermögen der Familie verstellte ihr nicht den Blick für das Notwendige und die Wertschätzung anderer. Den Menschen zugewandt, das war Eva Essmann ihr Leben lang.”

https://www.noz.de/lokales/lingen/artikel/2483950/lingen-verliert-eine-grosse-foerderin-eva-essmann-ist-gestorben

Das Forum Juden-Christen dankt Eva Essmann für die großzügige Unterstützung bei der Gestaltung des Vorplatzes der Jüdischen Schule und der andauernden Pflege des Geländes sowie ihres Engagements auf dem Jüdischen Friedhof, nicht zuletzt bei der Gestaltung des Grabes von Bernhard Grünberg. Das Forum Juden- Christen Altkreis Lingen e.V. wird die Person und das Engagement von Eva Essmann für die Erinnerungskultur in Ehren halten.

Gedenken an die Progromnacht 1938 – 9. November 2021

21 Donnerstag Okt 2021

Posted by forumjc in Archiv

Kurzinfo über die geplanten Veranstaltungen

LINGEN

18:00 Uhr Ökumenischer Gottesdienst in der St.-Josef- Kirche Lingen-Laxten mit Kl. 12. des Franziskus-Gymnasiums, Ende ca. 19:00 Uhr

19:30 Uhr Gedenkveranstaltung an der Jüdischen Schule, musikalische Umrahmung organisiert die Stadt Lingen, Gedenkreden von OB Dieter Krone und Dr. Walter Höltermann

LENGERICH

10:00 Uhr Gedenkveranstaltung. Die dortige, von der Stadt Lengerich durchgeführte Veranstaltung findet in diesem Jahr statt. Dr. Walter Höltermann nimmt daran teil und wird dort auch für das Forum sprechen.

FREREN

9:30 Uhr Gedenkveranstaltung am Mahnmal vor dem Jüdischen Bethaus mit Schülerinnen und Schülern.

s.a. den Bericht von Carsten van Bevern in der Lingener tagespost:

https://www.noz.de/lokales/lingen/artikel/2469265/die-nacht-in-der-nicht-nur-in-lingen-die-synagoge-brannte

Friedhofsführung mit Walter Höltermann

12 Sonntag Sep 2021

Posted by forumjc in Archiv

Mit dem Feiertag Rosch Haschana (hebräisch “Kopf des Jahres” ), dem jüdische Neujahrsfest, begann am 6. September 2021 das Jahr 5782 nach jüdischer Zeitrechnung.  Es begann damit für gläubige jüdische Menschen eine Zeit der Umkehr und Buße. Die Entscheidung, ob Verletzungen anderer verziehen werden, fällt in den zehn Tagen zwischen Rosch Haschana und dem  Versöhnungsfest Jom Kippur, in diesem Jahr am 16. September. 

Das Forum Juden-Christen bot aus diesem Anlass – wie seit langem Tradition – am Mittwoch, dem 15. September um 17:00 Uhr einen geführten Besuch auf dem Jüdischen Friedhof Lingen an, an dem zahlreiche interessierte Bürgerinnen und Bürger teilnahmen. Während noch kurz vor Beginn der Führung starker Regen niederfiel, schien zu Beginn der Führung die Sonne.

Viele wurden Opfer der Nazis -Vortrag von Höltermann und Rockel

09 Freitag Jul 2021

Posted by forumjc in Archiv

Wenn an die Opfer des Nationalsozialismus erinnert wird, dann sind die Gedanken zuerst bei der systematisch und industriell betriebene Ermordung jüdischer Menschen und von Sinti und Roma. Diese Opfer des Nazi-Rassenwahns stehen zu recht im Mittelpunkt der Erinnerung.

Mit der Veranstaltung zu „weiteren Opfern des Nationalsozialismus“ sollte zudem an konservative Bürger, Katholiken, Kommunisten, Homosexuelle und Menschen mit Behinderung erinnert werden. Wer sich nicht der Gleichschaltung fügte, wer nicht in das Menschenbild der Nazis passte oder wer in den Augen der Machthaber einfach nur „unwertes Leben“ war, wurde beruflich vernichtet, ins KZ verschleppt, für den Rest seines Lebens gesundheitlich geschädigt oder ermordet. Zu den Opfern gehörten auch die aus dem Ausland, besonders aus Osteuropa nach hier verschleppten Kriegsgefangenen und Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter.

Manfred Rockel und Dr. Walter Höltermann stellten in einem Vortrag solche nichtjüdischen Opfer vor. Dabei lag der Schwerpunkt ihrer Darstellungen auf dem Geschehen in Lingen. Rockel: „Was damals geschah, war nicht weit entfernt, sondern ereignete sich hier, vor der Haustür.“

Mehr als 50 Interessierte folgten den Ausführungen im Lingener Christophorus-Werk. Der Veranstaltungsort wurde gewählt, weil Menschen mit Behinderung die ersten Opfer der Nazi-Massenmörder waren

“Zusammenhalt in Vielfalt – Jüdischer Alltag in Deutschland”- Fotoausstellung

23 Mittwoch Jun 2021

Posted by forumjc in Archiv

Zehn Bilder sind beim Fotowettbewerb “Zusammenhalt in Vielfalt – Jüdischer Alltag in Deutschland” prämiert worden. Sie sind jetzt bis zum 3. Juli in Lingen zu sehen. Ziel des Wettbewerbs ist es, die Lebendigkeit und Vielfalt jüdischen Lebens in der Gesellschaft zu zeigen und den Zusammenhalt zu stärken. Die Initiatoren wollen mit den prämierten Fotos die Vielfalt, den Reichtum, aber auch die Normalität jüdischen Lebens als integrativen Bestandteil der deutschen Gesellschaft herausstellen.

Gezeigt werden die Bilder im Begegnungsraum der Lingener Stadtpastoral in der Großen Straße 6 mittwochs von 10 bis 12 Uhr und samstags von 11 bis 13 Uhr und an mehreren Nachmittagen von 15 bis 18 Uhr zu sehen. Eine Begleitbroschüre kann kostenlos mitgenommen werden. 

Quelle: LT v. 23.06.2021

 

Forum Juden-Christen: Keine Ehrung für NS-Repräsentanten

08 Dienstag Jun 2021

Posted by forumjc in Archiv

Der Vorstand des Forum Juden-Christen fasste in seiner Sitzung am 19. Mai 2021 den folgenden Beschluss:

1. Der Vorstand des Forum Juden-Christen Altkreis Lingen e.V. begrüßt den Diskurs zur Umbenennung der „Bernd-Rosemeyer-Straße“ in Lingen (Ems), weil dieser Diskurs mit den Zielen des Vereins im Einklang steht.

2. Der Vorstand des Forum Juden-Christen Altkreis Lingen e.V. tritt für eine Umbenennung der „Bernd-Rosemeyer-Straße“ ein, da die Benennung einer Straße eine Ehrung ist, die Rosemeyer als Repräsentanten des NS-Regimes nicht zusteht.

3. Der Vorstand des Forum Juden-Christen Altkreis Lingen e.V. tritt für die Umbenennung der „Bernd-Rosemeyer-Straße“ in „Fredy-Markreich-Straße“ ein. Damit soll anstelle der Ehrung eines Täter- Repräsentanten ein Vertreter der Opfer des Naziterrors geehrt wer­den.

Die auf diesem Beschluss fußenden Presserklärung veröffentlichte die LT am 8. 6. 2021: https://www.noz.de/lokales/lingen/artikel/2331174/forum-juden-christen-lingen-bernd-rosemeyer-strasse-umbenennen

Abgeordneter Stegemann besucht Jüdischen Friedhof

06 Sonntag Jun 2021

Posted by forumjc in Archiv

Antisemitismus und Judenhass sind leider aktuell wieder allgegenwärtig. Derzeit erleben viele Bürgerinnen und Bürger jüdischen Glaubens Hass und Hetze, sowohl auf der Straße als auch im Netz. Für den Bundestagsabgeordneten Albert Stegemann ist die Situation klar: „Judenhass ist für mich persönlich nicht nur schmerzhaft, sondern unerträglich. Angriffe auf Jüdinnen und Judensind nicht nur aufgrund unserer historischen Verantwortung unerträglich, sie sind Angriffe auf unsere gesamte Demokratie. So ein Verhalten ist inakzeptabel und muss auf das Schärfste verurteilt werden.“

Stegemann besuchte gemeinsam mit dem Forum Juden-Christen Altkreis Lingen e.V. den jüdischen Friedhof in Lingen. Der Vorsitzende des Forums, Gernot Wilke-Ewert, und Angela Prenger, die im Forum den Arbeitsbereich „Judentum begreifen“ verantwortet, informierten Stegemann über jüdische Begräbniskultur. Die letzte Beerdigung auf dem Friedhof fand im April statt. Die Lebensgeschichte des im Alter von 97 Jahren verstorbene Ehrenbürgers von Lingen, Bernhard Grünberg, bezeichnete Stegemann als nachdrückliches Beispiel für Mobbing. Grünberg musste 1937 dass Gymnasium Georgianum verlassen, weil seine von den Nazis verhetzten Mitschüler ihm übel mitspielten. Er wurde durch einen „Kindertransport“ nach England vor dem Tod gerettet. Seine Eltern und seine Schwester wurden ermordet.

Der Abgeordnete zeigte sich von Grünbergs Schicksal und dem anderer Lingener Jüdinnen und Juden sehr betroffen. Er dankte Gernot Wilke-Ewert für die beeindruckenden Informationen.

 

 

 

 

Bernhard Grünberg beigesetzt

09 Freitag Apr 2021

Posted by forumjc in Archiv

Fast drei Monate nach seinem Tod am 16. Januar konnte Bernhard Grünberg (1923 – 2021) am Donnerstag, dem 8. April 2021 auf dem jüdischen Friedhof in Lingen beigesetzt werden. Daran, dass sein letzter Wunsch, am Gedenkstein für seine Eltern und seine Schwester beerdigt zu werden, in Erfüllung ging, haben viele Menschen mitgewirkt, vor allem sein Freund Atze Storm sowie die jüdische Gemeinde Osnabrück mit ihrem Vorsitzenden Michael Grünberg, Rabbiner Shimi Lang und Kantor Baruch Chauskin, die die Trauerzeremonie würdevoll vollzogen. Pandemiebedingt durften nur etwa 60 Trauergäste teilnehmen. Viel mehr Menschen hätten Bernhard gern die letzte Ehre erwiesen.

Oberbürgermeister Dieter Krone brachte in Erinnerung: „Aufgrund der Corona-Erkrankung von Bernard Grünberg, aber auch aufgrund des Brexit und damit verbundenen hohen bürokratischen Auflagen hat sich die Überführung seiner sterblichen Überreste sehr lange hingezogen. Heute dürfen wir ihn gemeinsam auf seiner letzten Wegstrecke begleiten, um ihm damit unsere tiefe Ehrerbietung zu erbringen. Das hohe Alter von 97 Jahren beschreibt nicht nur einen langen, sondern vor allem auch einen sehr beschwerlichen Lebensweg.“

Mahnend fügte Krone hinzu: „Lassen Sie uns diese vielen Erinnerungen an ihn wachhalten und weitertragen. Möge sein Tod ein Vermächtnis sein, uns auch in Zukunft aktiv gegen Antisemitismus, Rassenwahn und Fremdenfeindlichkeit einzusetzen und dafür zu sorgen, dass sich solch schreckliche Ereignisse, die unser menschliches Vorstellungsvermögen übersteigen, niemals wiederholen.“

Gernot Wilke-Ewert, Vorsitzender des Forums. Im Hintergrund Mitglieder der jüdischen Gemeinde Osnabrück. Foto: fwp

Gernot Wilke-Ewert, Vorsitzender des Forums, dankte zu Beginn seiner Trauerrede Angela Prenger für die Zitate, die aus Telefongesprächen mit Bernhard Grünberg stammen. Wilke-Ewert wörtlich: „Lingen war für Bernhard Grünberg seine Heimat, die ihm genommen wurde. Über die Umschichtungseinrichtung in Berlin konnte er als einer von 10.000 Kindern nach England gerettet werden. In Derby fand er ein neues Zuhause mit seiner Frau Daisy, die vor 20 Jahren verstarb. ‚Ich kann mich nicht beklagen. Ich wurde hier in England von vielen freundlich aufgenommen. Niemand hat sich mir gegenüber feindlich gezeigt. Das war mein Leben. Ich hatte auch ganz viel Glück.‘ (…) Für mich prägend ist die innere Einstellung, wie Bernhard Grünberg selbst mit seinem Schicksal umgegangen ist. Seine Würde wurde ihm nicht nur durch die Nazianalsozialisten abgesprochen. Mitschüler haben ihn über die Maßen in der Schule und auf dem Schulweg geärgert und auch verprügelt. Er hat alles Unrecht und Leid nicht vergeben und vergessen. Die Würde des Menschen ist antastbar.- Aber Bernhard hat auch ganz vielen Schulklassen in England und hier in Lingen von seinem Leben erzählt, damit sie es besser machen können. Bernhard hat die Einladungen nach Lingen angenommen, seine Geburtstage hier gerne gefeiert und sich sehr über die Besuche aus Lingen gefreut. Er hat für den Gedenkort Jüdische Schule ein Eisentor gefertigt, seine Erinnerungstücke uns hinterlassen. Und schließlich entschieden, hier beerdigt zu werden.

Nach der Beisetzung: Josef Möddel (Mitte), langjähriger Freund von Bernhard, der die Anregung zur Ehrenbürgerschaft von Bernhard Grünberg und Ruth Foster gab, begleitet von Heribert Lange (rechts) und Paul Haverkamp. Foto: fwp

‚Das Leben musste ja weitergehen. Meine Trauer musste ich mit mir alleine ausmachen. Ich wollte kein falsches Mitleid. Am Tag hatte ich meine Arbeit, am Abend, wenn ich alleine war, flossen die Tränen. Ich trauerte, ich hatte alles verloren, meine Eltern, meine Schwester, unsern Besitz, meine schulische Ausbildung.‘- Menschenwürde zeigt sich in Gesten, wie die Benennung einer Straße nach ihm und dass er Ehrenbürger wurde. Diese Würdigungen sind bei ihm angekommen. Würde ist nicht selbstverständlich, sie kann durch Menschen gelebt werden, die Leid und Freude empathisch teilen und im Leben Haltung zeigen. – ‚Aber man kann nur mit Hoffnung leben. Ich habe versucht, aus allem Bösen etwas Gutes zu ziehen. Dann kann man noch etwas aus seinem Leben machen. Es gibt im Leben gute Tage und schlechte Tage!‘ (Er lacht).“

Podcast der Ems-Vechte- Welle

https://www.emsvechtewelle.de/wp-content/uploads/2021/04/21.04.09-Podcast-Bernhard-Gruenberg-Trauerfeier-JK.mp3

S. auch den ausführlichen Bericht von Thomas Pertz in der Lingener Tagespost vom 9.4.2021

https://www.noz.de/lokales/lingen/artikel/2277963/die-letzte-ehre-fuer-bernard-gruenberg-auf-dem-juedischen-friedhof-in-lingen

emstv- Video von Rene Hessels unter

https://www.lingen.de/politik-rathaus-service/aktuelles/lingen-aktuell/beerdigung-bernard-gruenberg.html

unter dem folgenden link ein BBC- Beitrag

https://www.bbc.com/news/uk-england-derbyshire-56665410

← Ältere Beiträge
  • Über uns
    • Satzung
    • Beitrittserklärung
  • Veranstaltungen
  • Erinnerungen
    • Menschen
    • Orte
    • Lokale Literatur
  • Aktuelles
  • Archiv
    • 2005 - 2015
    • 2004
    • 2003
    • 2002
    • 2001
    • 1996 - 2000
  • Bildergalerie
  • Links
  • Kontakt
  • Impressum
  • Datenschutzerklärung