Forum Judentum Christentum

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Gedenken an die Progromnacht 1938 – 9. November 2021

21 Donnerstag Okt 2021

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Kurzinfo über die geplanten Veranstaltungen

LINGEN

18:00 Uhr Ökumenischer Gottesdienst in der St.-Josef- Kirche Lingen-Laxten mit Kl. 12. des Franziskus-Gymnasiums, Ende ca. 19:00 Uhr

19:30 Uhr Gedenkveranstaltung an der Jüdischen Schule, musikalische Umrahmung organisiert die Stadt Lingen, Gedenkreden von OB Dieter Krone und Dr. Walter Höltermann

LENGERICH

10:00 Uhr Gedenkveranstaltung. Die dortige, von der Stadt Lengerich durchgeführte Veranstaltung findet in diesem Jahr statt. Dr. Walter Höltermann nimmt daran teil und wird dort auch für das Forum sprechen.

FREREN

9:30 Uhr Gedenkveranstaltung am Mahnmal vor dem Jüdischen Bethaus mit Schülerinnen und Schülern.

s.a. den Bericht von Carsten van Bevern in der Lingener tagespost:

https://www.noz.de/lokales/lingen/artikel/2469265/die-nacht-in-der-nicht-nur-in-lingen-die-synagoge-brannte

Hommage an Mascha Kaleko (1907 – 1975). Soiree zur Eröffnung der Woche der Brüderlichkeit

29 Freitag Jan 2021

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Bild von Heidemarie Albers aus der Ausstellung

7. März 2021, 15.00 Uhr,  Aula des Ludwig-Windthorst-Hauses

www.lwh.de/Kaleko”Hommage an Mascha Kaleko (1907 – 1975)”

Soiree des Forums Juden-Christen Altkreis Lingen e.V. zur Eröffnung der “Woche der Brüderlichkeit 2021”

Katharina Vest (Sopran) und Joachim Diedrichs (Klavier) werden Lieder und Chansons der Kabarettgedichte Mascha Kalékos vortragen. Heidemarie Albers präsentiert mit gemalten Bildern auf eigene und persönliche Weise, aber auch mit weiteren Gedichttexten, ihre Annäherung  an das dichterische Werk der jüdischen Lyrikerin, die 1938 eben noch mit ihrer Familie dem Naziterror nach Amerika entfliehen konnte.

Aus Gründen der Corona-Pandemie konnte die Veranstaltung nicht, wie ursprünglich geplant, live in der Aula des Ludwig-Windthorst-Hauses stattfinden. Sie ist noch anzusehen unter www.lwh.de/Kaleko

 

Mauer des jüdischen Friedhofs in Lingen wird saniert

30 Montag Nov 2020

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Der jüdische Friedhof in Lingen ist von herausragender Bedeutung für das Forum Juden-Christen. Dass die im Eigentum des Landesverbandes der jüdischen Gemeinden in Niedersachsen stehende Ruhestätte dem Vergessen und der Verwahrlosung  entrissen wurde,  war der Anfang des Arbeitskreises Juden- Christen unter Leitung von Josef Möddel, aus dem das Forum hervorging.  Führungen über den Friedhof sind wesentlicher Teil der Erinnerungsarbeit des Forums. Gertrud Anne Scherger legte 2009 einen umfangreichen Dokumentationsband über den Friedhof und jüdische Begräbniskultur vor. Auch daher war es dem Forum – vor allem Dr. Heribert Lange und Simon Göhler – wichtig, dass die einsturzgefährdete Mauer zwischen dem jüdischen Friedhof und dem angrenzenden “Alten”  Friedhof restauriert wird. Die jahrelangen Bemühungen hatten jetzt Erfolg, wie der folgende Bericht von Johannes Franke (Lingener Tagespost) darstellt.

Die etwa 90 Meter lange Mauer zwischen dem jüdischen und Alten Friedhof wird saniert. Christian Schulte, Florian Heinen und Gernot Wilke-Ewert erläuterten bei einer Ortsbesichtigung die Vorgehensweisen. (v.l.) Fotos: Johannes Franke

“‘Wir wollen die denkmalgeschützte Mauer für die zukünftigen Generationen erhalten und fachmännisch erneuern lassen’, sagt Florian Heinen, Geschäftsführer der Friedhofskommission. Die Werterhaltung wäre mit dem Verfugen nicht möglich gewesen, so dass wir uns zu einer ‘großen Lösung in Gesprächen mit dem Landesamt für Denkmalpflege und der Stadt Lingen entschieden haben’, so Heinen. Die Mauer soll der in den 1990er -Jahren sanierten Außenmauer an der Weidenstraße und am Dortmund-Ems-Kanal optisch angeglichen werden, erhält eine Sandsteinabdeckung und gewährleistet eine längerfristige Instandhaltung. ‘Die schrägen Abdeckungen, sogenannte Bischofsmützen, sind Schwachstellen, Wasser dringt ein, der Frost lässt den Klinker platzen’, betont Christian Schulte, Leiter des städtischen Bauhofes.

Seit einigen Jahren verbindet eine schmiedeeiserne Pforte die beiden Friedhöfe, sodass die Mauer eher funktionale und weniger religiöse Gründe hat. ‘Den Besuchern ermöglicht die nicht abgeschlossene Tür, beide Friedhöfe zu besuchen. Die Mauer ist keine Trennungs-, sondern eine Verbindungsmauer’, betont Gernot Wilke-Ewert, Vorsitzender des Forums Juden-Christen.” Soweit zunächst Johannes Franke in seinem Bericht. Dazu ergänzt Heribert Lange, dass “das zusätzliche Tor zwischen ‘Altem’ und Jüdischem Friedhof auf ausdrücklichen Wunsch von Herrn Riethmüller vom  Landesverband der Jüdischen Gemeinden Niedersachsen geschaffen wurde – und zwar aus dem Material des gleichzeitig ersetzten Haupttors an der Straßenseite, und von dem Kunstschmied Krukowski, der das neue Haupttor geschaffen hat, kostenfrei dazu geliefert und angebracht. An beiden Toren gibt es links von ihnen an der Mauer eine Erklärung über den Friedhof, seine Geschichte und das vorgeschriebene Verhalten der Besucher von jüdischen Friedhöfen. Diese stammt von Josef Möddel und wurde aus Spenden finanziert – wie auch zuletzt die Restaurierung der einzelnen Grabsteine.”  Johannes Franke weiter:

“Die Sanierung mit den vorhandenen Klinkern bezeichnet Florian Heinen als ‘Kulturdenkmal für die Lingener Zeitgeschichte und Wertschätzung dieses würdigen Ortes.’ Die Sanierung der Klinkersteine und sogenannten Bischofsmützen führt das Natursteinwerk Monster aus Nordhorn durch. Gefördert wird das etwa 90 000 Euro kostende Projekt durch Förderungen der Stadt Lingen. Hinzu kommen Gelder vom Landesamt für Denkmalpflege, dem Landesverband der jüdischen Gemeinden in Niedersachsen, von der Essmann-Stiftung, der Sparkasse sowie Mittel der Friedhofskommission. Für die gute Zusammenarbeit mit den städtischen Behörden sowie dem Kommissionsmitglied und Baubegleiter Werner Breitenbach dankten Heinen und Wilke-Ewert. Im Frühjahr 2021 soll die sanierte Mauer fertiggestellt sein.” s.auch:

https://www.noz.de/lokales/lingen/artikel/2175004/kulturgeschichte

Zu hoffen ist, dass Männer beim Betreten des jüdischen Friedhofs respektvoll eine Kopfbedeckung tragen  – wie hier Gernot Wilke-Ewert, fwp.

 

Gedenken an die Novemberpogrome 1- Ökumenischer Gottesdienst

11 Mittwoch Nov 2020

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Die andauernde Corona – Pandemie erforderte eine besondere Form des Gedenkens an die Novemberpogrome 1938. Der katholische Pfarrer Dr. Antony Kallarakkal und die evangelisch-lutherische Pastorin Dr. Helen-Kathrin Treutler feierten 82 Jahre nach der Pogromnacht in der Lingener St. Bonifatius-Kirche gemeinsam mit etwa vierzig TeilnehmerInnen einen christlich-ökumenischen Gedenkgottesdienst. Schülerinnen des Gymnasiums Georgianum unter Leitung ihrer Lehrerin Judith Lühle erinnerten in beeindruckender Weise an die Ausgrenzung der Juden in Lingen. Die ausgewählten Zitate verdeutlichten, dass sich die Abiturientinnen akribisch mit den Schicksalen der von den Nazis verfolgten und ausgegrenzten Mitbürgerinnen und Mitbürgern auseinandergesetzt hatten.

Die durchaus politische Predigt hielt Pastorin Treutler, die zunächst die Dimension des Novemberpogroms in Erinnerung rief. An die Schülerinnen gerichtet: „ Sie, die SchülerInnen des Georgianums haben sich die Frage gestellt, warum? Warum müssen wir uns diese Zahlen heute wieder vor Augen führen? Warum sollen wir heute noch an etwas erinnern, warum diese Gedenkveranstaltung ?(…) Sie (…) haben Ihre Antworten gefunden, warum man es doch tun sollte. Ich bin ganz beeindruckt von dem, was Sie selbst vorbereitend verfasst und hier im Gottesdienst gesagt haben. Ihre Überlegungen sind so weitreichend und weitsichtig.“

Theologisch deutet die Predigerin dann drei Bibelstellen. Judentum und Christentums seien vergleichbar mit einem Apfelbaum, dem Birnenzweige eingepfropft seien. „Paulus selbst vergleicht die Christen mit eben diesen eingepfropften Ästen an dem Baumstamm des Judentums. Wir sind also in, so kann man es wohl sagen, in direkter Astnachbarschaft mit Menschen jüdischen Glaubens. Und Paulus schreibt noch einen Satz dazu in dem Brief an die Römer(…) ‚Nicht du trägst die Wurzel, sondern die Wurzel trägt dich.‘ (…)

Das, was den Christenzweig hält, sind seine Wurzeln im Judentum, es ist der Baumstamm des Judentums. Die jüdischen Traditionen, das Judentum an sich trägt uns. Denn: Jesus selbst war Jude. Paulus war Jude. Viele Jünger ebenfalls. Alle Vorankündigungen für die Geburt Jesu als Messias stehen in der Heiligen Schrift des Judentums. Ohne Erstes Testament, (…) der Thora, kein zweites, kein Neues Testament. Das Christentum gibt es nur durch das Judentum. Stirbt das jüdische Leben, so stirbt das christliche Leben.“

Im Predigttext wird weiter klar benannt, dass die Taten der Nazis und das Schweigen der Mehrheit nicht umkehrbar sind. „Aber was wir für Familie Hanauer, Familie Grünberg, Familien Cohen und die weiteren Lingener jüdischen Familien noch tun können ist: Das Unrecht klar beim Namen benennen, das ihnen geschah. (…) Ich möchte sie aber nicht als Opfer nur sehen. Denn für mich hat dieser ‚Opfer‘-Begriff ein Geschmäckle, wie man es im Süddeutschen sagen würde. Es heißt auch immer: Jemandem wird ein Stempel aufgedrückt. Aus diesem Grund heißt gedenken für mich: Familie Markreich, Familie Herz aus Lingen ein Stück weit ihre Menschenwürde hochhalten. Gedenken heißt, sie als Erinnerung am Leben halten. Dieses müssen wir wachhalten, mit Worten, und Taten. Denn wenn wir schweigen, dann lassen wir die Täter als Gewinner dastehen.

Gedenken heißt für mich versprechen: mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit aller Kraft gegen antijudaistische und antisemitische Hetze einzutreten.“

Helen Treutler findet, dass sich Jesus ganz in die Tradition der jüdischen Überlieferung begibt, wenn er zitiert „ ‚Du sollt den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit all deiner Kraft. ‚ (…). Und das zweite, das auch ein Gebot im Judentum ist: „Du sollt deinen Nächsten lieben wie dich selbst“ (…). Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst. Das heißt auch: Füreinander eintreten. Für einen anderen Menschen dieselben Grundrechte geltend machen, wie für einen selbst. Ihn zu verteidigen, wenn andere ihn beschimpfen. Wenn andere schlecht über sie reden, dagegenhalten. Kante zeigen, den Mund aufmachen, wenn andere anfangen, Personengruppen die Menschenwürde abzusprechen. Wenn FakeNews verbreitet werden, in die Tastatur oder auf dem Handy tippen. Wenn Aufkleber mit rechten Sprüchen an Laternenmasten kleben, sie mit den eigenen Fingernägeln abknibbeln, damit ihr Anblick nicht ‚normal‘ oder gewöhnlich wird. ‚Liebe Deinen Nächsten‘, Und: ‚Du sollst Gott von ganzem Herzen lieben‘ heißt für mich: Verteidige das Grundrecht anderer. Stelle Dich auch schützend vor sie, im wörtlichen und übertragenden Sinn: Tritt für sie ein: An der Schule, auf der Straße, in der Fußgängerzone, im Geschäft und im Bus.“

 

 

Antisemitische Beleidigungen am Jüdischen Friedhof in Lingen

16 Mittwoch Sep 2020

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Dr. Heribert Lange, Ehrenvorsitzender des Forum Juden-Christen Altkreis Lingen e.V., musste bei einer Führung auf dem Jüdischen Friedhof Lingen eine äußerst unangenehme Erfahrung machen. Dazu folgt die Pressemitteilung der Polizei.

“Am Freitagnachmittag kam es am Jüdischen Friedhof an der Weidestraße zu einem Vorfall, der nun Ermittlungen der Polizei nach sich zieht. Gegen 16:30 Uhr befand sich eine Gruppe junger Menschen auf dem Friedhof, die dort an einer geleiteten Führung teilnahmen. An der Weidestraße fuhren zu diesem Zeitpunkt drei Radfahrer in Richtung Langschmidtsweg / Emsauenpark. Einer der Radfahrer rief bei Erblicken der Gruppe auf dem Friedhof mehrfach antisemitische Parolen, die den Straftatbestand der Beleidigung und der Volksverhetzung erfüllen. Der Radfahrer wird als ca. 25-30 Jahre alt beschrieben. Er war dunkel gekleidet, von sportlicher Statur und hatte schwarze Haare und einen gepflegten dunklen Bart. Die zwei weiteren Radfahrer, die offensichtlich dazu gehörten, waren etwas jünger und deutlich schlanker. Sie hatten hellere Haare und waren – im Gegensatz zum Wortführer – nicht dunkel gekleidet. Die drei Radfahrer entfernten sich unerkannt. Zeugen, die Hinweise zu den Radfahrern geben können, werden gebeten sich unter der Telefonnummer 0591-87344 mit der Polizei Lingen in Verbindung zu setzen.”

Forum Juden-Christen: Neuer Vorstand nimmt Arbeit auf

11 Freitag Sep 2020

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Zur ersten Sitzung traf der neu gewählte Vorstand des Forum Juden- Christen Altkreis Lingen im Gedenkort Jüdische Schule zusammen. Im Anschluss an einen Rückblick über die Arbeit der letzten Jahren wurden unter Leitung des neuen Vorsitzenden Gernot Wilke-Ewert Aufgabenbereiche besprochen. Wilke-Ewert bedankte sich bei seinem Vorgänger und jetzigem Ehrenvorsitzenden, Dr. Heribert Lange, für dessen aktuelles Veranstaltungsprogramm. Lange wird die „Lehrhausgespräche“ und andere Angebote auch zukünftig koordinieren. (s. Veranstaltungen)

v.l.n.r.: Simon Göhler, Godehard Ritz, Mechthild Pölking-Oeßelmann, Gernot Wilke-Ewert, Friedhelm Wolski-Prenger, Walter Höltermann, Georg Wichmann; nicht im Bild Bernhardine van Olfen und Michael Fuest.

 

 

Forum Juden-Christen wählt Gernot Wilke-Ewert zum neuen Vorsitzenden – Dr. Heribert Lange wird Ehrenvorsitzender

12 Sonntag Jul 2020

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„Soweit, so gut!“ – Dank an das Forum, Dank an die Familie

Zehn Jahre hat Dr. Heribert Lange den Verein Forum Juden- Christen Altkreis Lingen als Vorsitzender geleitet. Zu seinem Nachfolger wählten die Mitglieder am Donnerstagabend in der Kunsthalle einstimmig Pastor Gernot Wilke-Ewert. Heribert Lange wird weiterhin Verantwortung übernehmen und wurde unter langanhaltendem Beifall zum Ehrenvorsitzenden des Vereins benannt.

Sichtlich gerührt war Dr. Heribert Lange (4.v.l.) und erhielt als Ehrenvorsitzender des Forums Juden-Christen langanhaltenden Applaus. Herzlich gratulieren der neue Vorsitzende Pastor Gernot Wilke-Ewert, Schriftführer Dr. Friedhelm Wolski-Prenger, Beisitzerin Bernhardine van Olfen, Kassierer Simon Göhler und der neue Stellvertretende Vorsitzende Dr. Walter Höltermann. ( v.l.) Foto: Johannes Franke

“Du bist fleißig im guten Sinne, fürsorglich, verlässlich, ein begnadeter Redner und hast in den vergangenen Jahren mit deinen Ausführungen, die Moral und Inhalt verknüpfen, Menschen berührt“, betonte der neue Vorsitzende. Herzlich dankte er seinem Vorgänger, überreichte ihm eine von Peter Lütje angefertigte Skizze, die Hannah Ahrend darstellt.

Heribert Lange habe im Verein seine Handschrift hinterlassen und so manche Rede habe Gänsehaut erzeugt. „So darf ich dir heute zwei Flaschen Rotwein überreichen, die diese Namen tragen“, bemerkte Wilke-Ewert unter herzlichem Applaus. Den erhielt auch Ehefrau Doris, zudem einen Blumenstrauß. Sie weiß, „dass Heribert aus Leidenschaft wohl noch weiter das Amt ausgeübt hätte.“

In seiner umfassenden Vorstellung erinnerte Lange an die vor zehn Jahren begonnenen Lehrhausgespräche und bettete die zahlreichen Veranstaltungen ein in die Aufgaben, die sich das Forum in seiner Satzung gegeben hatte. „Einen Brückenschlag zwischen Juden und Christen unter Einbeziehung der Geschichte der jüdischen Gemeinden im Altkreis Lingen zu bauen. Die Erinnerung und Bewahrung jüdischer Kultur zu pflegen. Das Judentums und seine Traditionen kennenlernen, die Erhaltung und Betreuung der Lern- und Gedenkorte sowie der Friedhöfe zu fördern, ein Zeichen gegen das Vergessen zu setzen, Antisemitismus, Fremdenfeindlichkeit und Rechtsextremismus entgegenzutreten, und nach Wegen der Versöhnung und des friedvollen Miteinanders aller Menschen zu suchen“, seien die Aufgaben und Ziele. Mit Friedensgebeten, Schulveranstaltungen, Lesungen, Gedenktagen, Begegnungsprojekten und Aktionen, Kooperationen und weiteren Veranstaltungen habe das Forum seine Satzung ausgestaltet. Langes Schlusswort lautete: „Soweit, so gut!“ Er dankte ganz besonders seiner Ehefrau Doris und der Familie. Den Vorstandsmitgliedern übergab er als Abschied jeweils eine aus Holz geschnitzte Mesusa – Ein Segen für das Haus.

 

Text: Johannes Franke, Lingener Tagespost (11.07.2020, mit freundlicher Genehmigung) 

S.a. http://www.noz.de/lokales/lingen/artikel/2085349/soweit-so-gut-dank-an-das-forum-dank-an-die-familie

Hannah Arendt in Lingen: Büste von Peter Lütje an der Jüdischen Schule

25 Montag Mai 2020

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Peter Lütje (Lingen), Büste der jüdischen Philosophin Hannah Arendt, Bronze, 2020

Die 1906 in Hannover geborene und in Königsberg aufgewachsene Hannah Arendt studierte 1924 bis 1928 Philosophie, Theologie und Klassische Philologie in Marburg, Freiburg und Heidelberg. 1933 wurde sie als Jüdin kurzzeitig inhaftiert und floh nach Paris. 1941 ging es weiter über Lissabon in die USA. Dort schrieb sie für jüdische Zeitschriften, arbeitete als Lektorin und engagierte sich bei der Rettung jüdischen Kulturguts. Nach dem Sieg über den Naziterror blieb sie in New York, besuchte aber wiederholt Deutschland. 1955 erschien ihr Buch Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft auf Deutsch, 1960 ihr Buch Vita activa oder Vom tätigen Leben. Bis heute sehr bekannt ist ihr Bericht Eichmann in Jerusalem über den Prozess gegen den Cheforganisator der Schoa. Ab 1967 hatte sie eine Professur an der New School for Social Research in New York inne. Für Arendt war die eigene Urteilsbildung gleichbe­deutend mit politischem Handeln: ‘Nicht mitmachen, selbst urteilen’, zu einer leben­digen Demokratie gehöre das eigene Urteil, besonders wenn es der Mehrheit wider­spreche.

Diese Frau hatte den Lingener Künstler Peter Lütje (Foto) beeindruckt. Wie er bei der Prä­sentation seines Werkes ausführte, müssen Frauen verstärkt in den Fokus der Öf­fentlichkeit gestellt werden. So schuf er, finanziert durch eine Sponsorengruppe, eine Hannah-Arendt-Büste in Bronze. Diese steht nun auf einer ebenfalls von Lütje auf­gemauerten Stele neben dem schmiedeeisernen, vom Lingener Ehrenbürger und Schoa- Überlebenden Bernhard Grünberg gefertigten Eingangstor zum Gedenkort Jüdische Schule. Sie soll als Dauerleihgabe dort ihren Platz als weiteres Zeichen der Erinnerung an die Bedeutung des unverzichtbaren jüdischen Beitrages zur Wissen­schaft finden.

Der Vorsitzende des Forums Juden-Christen Altkreis Lingen, Dr. Heribert Lange, führte in der öffentlichen Vorstandssitzung des Forums zur Vorstellung der Büste am 23. Mai 2020, dem 71. Jahrestag des Grundgesetzes aus: „Wir sind Ihnen, den Sponsorinnen und Sponsoren, sehr dankbar, dass Sie diese Idee realisiert, also den Ankauf des Werks für das Forum besorgt und damit ein unübersehbares Zeichen für die Sinnhaftigkeit von Erinnerung und Erinnerungskultur geschaffen haben – und zwar im räumlichen Kontext mit dieser Gedenkstätte und im geistigen Kontext mit der Erinnerungsarbeit.“ An den Künstler gerichtet schloss Lange: „ ‘Alle Künste’ , lieber Pe­ter Lütje – so hat es neulich der Philosoph Wilhelm Schmid gesagt – ‘sind Brücken über Abgründe. Die Ideen dazu wurden bei vielen Künstlern aus der Erfahrung der Ab­gründigkeit heraus geboren.’ Deine Idee, diese Büste von Hannah Arendt zu schaf­fen, und sie hier an diesem Ort zu platzieren, gemahnt uns, der Abgründe, vor allem der Abgründe des Geistes in Menschengesellschaften immer weiter gewärtig zu sein und uns ihrer immer weiter zu erinnern. Hannah Arendts Werk ist eine Apologie der Erinnerung und Hannah Arendt ist auf solche Weise Patin unserer Erinnerungsarbeit und der unserer Nation aufgetragenen Gedenkkultur – nicht irgendwie und irgendwo, sondern hier und jetzt!“

Die Sponsoren sind Georg Aehling, Annette Höing, Walter Höltermann, Annette Koop, Doris Lange, Peter Leuschner und Bernhard Merswolke

Fotos: Friedhelm Wolski-Prenger

Vgl. auch den Bericht von Thomas Pertz in der Lingener Tagespost:

http://www.noz.de/lokales/lingen/artikel/2057783/eine-patin-der-erinnerungs-und-gedenkkultur-in-lingen

Zur Zeit läuft eine Ausstellung zu Hannah Arendt im Historischen Museum Berlin: http://www.dhm.de/besuch-service.html

vgl. dazu auch den Bericht in der “Jüdischen Allgmeinen”: http://www.juedische-allgemeine.de/kultur/kein-recht-zu-gehorchen/

Ursula Rudnick: Purim ist ein jüdische Fest gegen Antisemitismus

12 Donnerstag Mrz 2020

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 An einem jüdischen Feiertag, dem Purim-Fest, hatten wir  zum letzten „Lehrhausgespräch“ in diesem Winterhalbjahr eingeladen. Im vollbesetzten Gedenkort Jüdische Schule ordnete Prof. Dr. Ursula Rudnick aus Hannover das Buch Esther aus der hebräischen Bibel historisch und bibelwissenschaftlich ein.

Das Buch Esther beschreibt die Geschichte der Juden im antiken Perserreich, wo ein hoher Beamter des damaligen Perser-Königs – Haman – die Ermordung aller in Persien weilenden Juden geplant hatte. Haman hatte sich darüber geärgert, dass Mordechai, der Pflegevater der (jüdischen) Königin Esther ihm keine Ehre erweisen wollte. Rudnick: „Der Historiker Daniel Goldhagen nennt diese Art von Judenfeindschaft ‘eliminatorischen Antisemitismus’. Antisemitismus, der sich nicht damit begnügt, Juden zu verunglimpfen, zu diskriminieren oder zu vertreiben. Nein, es ist eine Form des Antisemitismus, der auf die vollständige Auslöschung der jüdischen Gemeinschaft zielt: ein Völkermord.“

Opfer und Gebete der Königin Esther vermochten das erste historisch bekannte Pogrom gegen die Juden in der Diaspora des persischen Reichs zu verhindern.  Es gelang Mordechai und Esther, den Perserkönig dazu zu bewegen, dass sich die Juden gegen ihre Ermorung wehren durften. So besiegten sie ihre Feinde, Haman fand den Tod. Das Purimfest erinnert daran.

Die Bibelwissenschaft sei sich Rudnick zufolge einig, dass diese Geschichte kein historischer Tatsachenbericht ist. Es handele sich um literarische Figuren. Ziel sei es zu zeigen, dass die Antisemiten bezwungen werden können.

Foto: Gernot Wilke-Ewert: Prof.Dr. Ursula Rudnick mit unserem Vorsitzenden   Dr. Heribert Lange. Gesellig wurde der Abend auch, weil mit Gebäck und Wein ganz im jüdischen Sinne Purim gefeiert wurde, dem einzigen jüdischen Fest, bei dem Alkohol trinken ausdrücklich geboten ist. Da mussten wir ausnahmsweise die christliche Fastenzeit kurz aussetzen.

Rede Dr. Lange Mahnwache 2020 zu Hanau 23.02.2020

24 Montag Feb 2020

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Guten Abend Ihnen allen, die dem Aufruf zu der Mahnwache heute, von Meike Behm und Robert Koop, nicht ganz ohne Beteiligung des Forum Juden-Christen, initiiert und geplant, hier auf dem Marktplatz zu Lingen gefolgt sind. Mit Ihnen allen haben wir uns zu dieser Mahnwache versammelt, die wir, ihre Initiatoren, unter das Motto gestellt haben:

„Lingen: Gemeinsam gegen Hass, gegen Hetze gegen Rassismus!“Unser Dankes- und Willkommensgruß gilt des Weiteren Herrn Oberbür-ger­meister Krone, den Vertretern des Rats, den Kirchen, der Jüdischen Gemeinde Osnabrück, der Sultan-Ahmed-Moschee-Gemeinde Nordhorn, dem Kurdischen Kulturverein Lingen, dem DGB, der AWO, den im Rat der Stadt Lingen vertre­tenen demokratischen Parteien, der Friedensgebetsgruppe der Kreuzkirche, dem Forum Juden-Christen im Altkreis Lingen, der Klimagruppe Emsland, der Kunsthalle und der Kunstschule Lingen, dem TPZ, Arts by children, dem DB Lingen, dem Lingener Anwaltsverein, der Caritas, dem SKF und SKM, dem Verein Frauen helfen Frauen, dem Internationalen Kulturverein von Frauen für Frauen, dem Gleichstellungsbüro der Stadt Lingen, dem LWH, dem Kulturfo­rum St. Michael und dem Meppener Kunstkreis. –

Aber damit nicht genug:

Hier vorne sind außer meiner Wenigkeit aber auch noch der Herr Oberbür-ger­meister Dieter Krone, die Ideen- und Impulsgeberin unserer heutigen Mahn-wa­che, die Direktorin der Kunsthalle, Meike Behm, Frau Tiesmeyer vom DGB Emsland, und, worüber wir besonders glücklich sind, die stellvertretende Schul-sprecherin des Gymnasiums Georgianum, Marie Beenken, um ebenfalls heute Abend zu Ihnen zu sprechen, wenn auch in etwas anderer Reihenfolge.

Und sprechen zu uns werden auch, und haben auch schon auf ganz besonders ei­gene, ein- und ausdrucksvolle Weise zu uns gesprochen Zain Landozz and Fri­ends, soeben mit Biassi sowie Tobias Bako und seine Musikgruppe mit Rock-in‘ in the Free World und am Ende noch mit Imagine – und das alles ohne die Er­wartung eines Honorars.

„Am Anfang steht der Angriff gegen die Menschlichkeit. Ihm folgt alsbald der Angriff gegen die Menschen.“ Gerade so hat es soeben die Bundestagsvize-prä­sidentin Claudia Roth zutreffend formuliert. Ich darf hinzufügen: Noch vor dem Angriff [aber] steht der Hass.

Beinahe jede Woche hören wir die Ermahnungen des Bundespräsidenten zur Gleichgültigkeit in der Sprache, zu Abschätzigkeit und zur ihrer Verrohung, mittels der der gebotene Respekt vor dem Anderen immer weiter unter die Räder gerät. Immer spürbarer – NEIN: immer bedrückender werden und wirken die Zeichen, Formeln und Akte der Menschenverachtung, die jedem von uns in sei-nem Alltag und in seinem Leben, gar nicht nur immerfort in den diversen In­ter-netforen, begegnen.

Menschenverachtung, die Projektion eigener Wahrnehmung von Unzulänglich-keit, Unzufriedenheit, Minderwertigkeit und Geringschätzung – die Projektion solcher Wahrnehmungen ist zum gesellschaftlichen Gebrauchsgegenstand, zur willkürlichen Waffe gegen die Anderen geworden bzw. das Feindbild, das man sich von ihnen gemacht hat.

Die Vorstellung, dass das, was wir zuletzt in Halle und jetzt schon wieder in Ha­nau erlebt haben, das Werk von Irren oder kranken Menschen und ent­spre-chend einzuschätzen sei, ist nicht einmal halb richtig. Denn: Auch der auf diese Weise kranke Mensch nimmt seine Wahnbilder aus dem Leben dieser Ge­sellschaft: aus ihrem Reden, aus ihrem Handeln und aus ihren Aggressionen, auch den verbalen.

Ausgrenzung, die daraus folgt, gerät so zum Instrument der Selbstbefreiung von Unmut, Unzulänglichkeit, Selbstzweifeln oder gar Verdruss. Sie wird befeuert von den absurden Parolen von der Minderwertigkeit des Anderen, auch wenn er gar nicht anders ist, als ein Mensch anders sein kann. Aber mit dem Label des Fremden, des Migranten, der anderen Hautfarbe, Religion oder Lebensart lässt sich das Bild des Sündenbocks, des Feinds einer völkischen Gemeinschaft und ihrer „Schwarzen Schafe“ leicht bewerkstelligen – sogar auf bewährte Weise, wie wir aus der Geschichte des Nationalsozialismus und seiner millionenfachen Mordmaschinerie wissen. Es ist die immer weiter falsche Lehre von der Rasse, vor allem der minderen und mindewertigen Rasse, die missliebigen Menschen kurzerhand zugeschrieben wird, sie aus dem Schutz ihrer eigentlich doch unver-äußerlichen Menschenwürde entlässt und zum Freiwild erklärt. Zuletzt waren zehn in Deutschland geborene Bürger der Bundesrepublik aus Hanau die Opfer dieser kruden Ideologie. Die Opfer trugen die folgenden Namen:

Ferhat Ünver, Mercedes Kierpacz, Sedat Gürbüz, Gökhan Gültekin, Ham­za Kurtovic, Kalojan Velcov, Vili Viorel Paún, Said Nesar Hashemi, Fatih Saracóglu – auch die Mutter des Attentäters zählt zu den Opfern und er selbst wurde am Ende sein eigenes Opfer.

Lassen Sie uns ihrer aller bitte während einer kleinen Weile der Stille gedenken! ——— Ich danke Ihnen!

Heute fragen wir uns einmal mehr: Warum? Warum musste das alles so geschehen, wieder geschehen und warum geschieht es immer weiter? Warum ei­gentlich?

Nun, weil auch wir, die Kinder und Enkel der Hitlergeneration alles andere als fertig sind mit diesem Gift oder gar immun dagegen, dem Gift des Hasses, des Rassenhasses, von dem auch Angela Merkel zutreffend, wie ich finde, so ge-sprochen hat. Es sind die alten Muster, die zu beleuchten, zu brandmarken und aus unserer Gesellschaft zu bannen eine in diesem Land bis heute unerledigte Aufgabe ist – sogar in den Schulbüchern der Kinder, wie soeben ein kundiger Soziologieforscher erklärt hat. Die verquasten Reden aus Höckes Flügel oder anderen, ähnlich gestrickten Zirkeln verdeutlichen nur, wie sehr doch zutrifft, was vor 70 Jahren Berthold Brecht im Arturo Ui aufgeschrieben hat: „Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch“. –

Ja, ich bekenne mich daran schuldig. Wir alle sind schuldig – da und solange wir es dabei einfach belassen haben, wenn wir nicht unseren Mut und unseren Ver­stand zusammengenommen haben, um dagegen aufzustehen – aufzustehen ge­gen den Ungeist der Menschenverachtung, das eherne Gesetz der Faschisten.

Ich bitte Sie: Lassen Sie uns einander an die Hand nehmen und uns stark machen und zusammen und einmütig Nein sagen, wenn diese Rattenfänger mit ihrem uralten Gift unsere Gesellschaft durchqueren, damit wir ihr verhängnis­volles und inzwischen viel zu weit gediehenes Werk der Spaltung der Gesellschaft endlich aufhalten und beenden. Lassen Sie uns aufbrechen zu einer Gesellschaft, die den historischen und epochalen Veränderungen Rechnung trägt, und deren Sinnmitte ihre Buntheit ist.-

Ich verneige mich, wir alle verneigen uns vor den Toten von Hanau. Die Auslö­schung ihrer Leben und das fortdauernde Wissen darum ist von nun an ein Stück unserer eigenen, unser aller gesellschaftlichen Verantwortung. – Ich danke Ihnen für Ihre freundliche Geduld!

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