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Wenn Bischof Dr. Franz-Josef Bode auf seinen Visitations- und Firmungsreisen die Kirchengemeinden seines Bistums besucht, nimmt er sich viel Zeit für Begegnungen und Gespräche.

Gestern besuchte der Gast aus der Domstadt in Lingen die Jüdische Schule, traf sich in der Kunsthalle mit Vertretern aus Politik, Kunst und Kultur und trug sich in das Goldene Buch der Stadt ein. Im Jahre 1983, so erklärte Johannes Wiemker am “Gedenkort Jüdische Schule”, habe Josef Möddel gemeinsam mit Jugendlichen der Kirchengemeinde St. Josef Laxten den Arbeitskreis Judentum-Christentum ins Leben gerufen.

Diesem hätten sich alsbald auch Mitglieder aus Freren, Lengerich und anderen Orten des Altkreises angeschlossen. Im April 2001 sei das derzeit von Dr. Walter Klöppel geleitete Forum Juden-Christen Altkreis Lingen gegründet worden. Es setze die Aktivitäten des Arbeitskreises auf breiter Basis fort.

Mit sichtbarem Interesse verfolgte Bischof Bode die von Anne Scherger erarbeitete, in der jüdischen Schule installierte und von ihr präsentierte Dokumentation, die an das Schicksal der jüdischen Familien Lingens erinnert.

Die ältesten Belege jüdischen Lebens in Lingen stammten aus dem 17. Jahrhundert. 1878 sei es gelungen, in Lingen eine Synagoge und ein Schulhaus zu errichten. Im weiteren Verlauf ging Anne Scherger auf den im Jahre 1933 für die jüdischen Mitbürger begonnen Leidensweg ein.

Im November 1938 sei die Synagoge von Lingener SA-Männern in Brand gesteckt und dabei völlig zerstört worden. Zwei Drittel der Lingener Juden hätten bis 1939 emigrieren können. Nur wenige seien 1945 zurückgekehrt. Wie durch ein Wunder habe die ehemalige jüdische Schule den Weltkrieg überstanden.

Heute steht das 1998 umfassend renovierte Gebäude im Eigentum der Stadt. In einer Zeit, in der es Leute wagten, den Holocaust herunter zu spielen, sei es besonders wichtig, das Gedenken und die Erinnerung wach zu halten, sagte Bischof Bode. Ihm sei es ein Anliegen, angesichts des Wachsens und Nachwachsens in den jüdischen Gemeinden, dass gerade auch Jugendliche christlichen und jüdischen Glaubens stärker den Glauben an den gemeinsamen Gott und die gemeinsame Geschichte wahr nähmen, hob der katholische Würdenträger hervor.

In der Kunsthalle traf sich Bischof Bode mit Vertretern aus Kunst, Kultur und Politik. Bürgermeister Pott stellte die “Große selbstständige Stadt Lingen” mit Blick auf die Wirtschaft, die Kulturszene und den Hochschulbereich als eine “weltoffene Stadt” vor. “Wir illustrieren nicht, sondern zeigen Befindlichkeiten”, erklärte Heiner Schepers bei einem Rundgang durch die Ausstellung mit Bildern von Peter Howson.

Der Kunstverein präsentiere im Wesentlichen zeitgenössische nationale und internationale Kunst, vernachlässige aber die regionalen Belange nicht. Im historischen Rathaus trug sich der Bischof, der sich “von der weltoffenen Stadt Lingen” beeindruckt zeigte, in das Goldene Buch der Stadt ein.

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