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Mitgliederversammlung des Forums Juden-Christen in Freren – Viel Lob für den Vorstand – Weitere Spende

Freren (pe)
Das Dach ist abnehmbar und ein Blick ins sanierte Innere des ehemaligen jüdischen Bethauses an der Grulandstraße in Freren durch eine Computersimulation schon jetzt möglich. Wie konkret die Pläne des Forums Juden-Christen Altkreis Lingen e. V. sind, das Gebäude nach einem Kauf in ein lebendiges Zentrum der Begegnung, der Besinnung und des Gebetes zu verwandeln, wurde in der Mitgliederversammlung am Mittwochabend im Frerener Rathaus deutlich.

Der bevorstehende Erwerb des Hauses durch die Jüdische Gemeinde Osnabrück stand im Mittelpunkt der Versammlung. Vorsitzender Reinhold Hoffmann dankte Michael Grünberg, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Osnabrück, für deren Bereitschaft, das weniger auf Grund seiner Bausubstanz, sondern wegen seiner historischen Bedeutsamkeit wertvolle Gebäude zu kaufen. Diese Möglichkeit sei „eines der wunderbarsten Ereignisse” in der noch jungen Geschichte des Forums seit seiner Gründung im April 2001, zog Hoffmann ein überaus positives Fazit. Die Bemühungen des Vorstandes zur Realisierung des ehrgeizigen Vorhabens segnete die Mitgliederversammlung einstimmig ab.

Rabbiner Marc Stern ermutigte das Forum Juden-Christen, seine Bemühungen fortzusetzen. Eine künftig wieder mögliche Nutzung des Gebäudes als Bethaus und Begegnungsstätte setze auch ein Zeichen, dass sich die Nazibarbarei der Vergangenheit nicht mehr wiederholen dürfe. Michael Grünberg dankte dem Vorstand des Forums und insbesondere Reinhold Hoffmann, durch enormes Engagement innerhalb kürzester Zeit die Chance beim Schopfe gepackt zu haben, das Gebäude zu erwerben.

Für den Kauf sind 60 000 Euro notwendig. Wie berichtet, hat die Emsländische Sparkassenstiftung bereits 30 000 Euro zur Verfügung gestellt. Wie sehr sich auch der Landkreis Emsland für den Erhalt des ehemaligen Bethauses einsetzt, machte Erster Kreisrat Reinhard Winter deutlich. Winter berichtete von einem Gespräch zwischen Landrat Hermann Bröring und Axel Wisniewsky, der aus seiner Stiftung weitere 10 000 Euro zur Verfügung stellen werde.

Der Erste Kreisrat drückte die Hoffnung aus, dass es dem Forum gelingen möge, die verbleibenden 20 000 Euro mithilfe weiterer Partner und Spenden aufzubringen (siehe auch den weiteren Bericht auf dieser Seite). Wichtig sei, das Gebäude lt-24-05-02nach der Beendigung der Sanierungsmaßnahmen mit Leben zu füllen. „Nichts wäre schlimmer als eine leere Hülse”, meinte Winter.

Die Kosten für die Sanierung des Hauses bezifferte der Lingener Architekt Eberhard Dreyer mit rund 155 000 Euro. Die Ausstattung hinzugerechnet gehe es um ein Kostenvolumen von insgesamt 255 000 Euro, sagte Dreyer. Den Planungen zufolge soll der künftige Betraum im Erdgeschoss des Hauses eingerichtet werden, unter anderem auch ,deshalb, um gehbehinderten Menschen den Zugang zu erleichtern. Ursprünglich hatte er sich im ersten Stock befunden. Er ist auch für die Durchführung von Ausstellungen etc. geeignet. In dem Gebäude befindet sich außerdem eine Wohnung, die ein Hausmeister nutzen könnte.

„Durch den Erwerb des Bethauses ist es möglich, einen Ort der Toleranz und des Dialoges zu schaffen”, war auch Kurt Buck, Leiter des Dokumentations- und Informationszentrums Emslandlager (DIZ) in Papenburg, voll des Lobes über die jüngsten Aktivitäten des Forums Juden-Christen. Buck hatte zuvor über die Leiden jüdischer Häftlinge in den Emslandlagern referiert. Da diese als Strafgefangenenlager geführt wurden, war die Zahl jüdischer Häftlinge gering. Buck schätzte sie auf unter 500.

Die Leiden jedes einzelnen waren aber unvorstellbar groß. Der DIZ-Leiter machte dies anhand der Biografien von Jakob de Jonge, Max Abraham und Ernst Heilmann deutlich. Sie waren im KZ Börgermoor interniert, wo sie schlimmste Misshandlungen erleiden mussten. Solche Einzelschicksale ließen das Ausmaß des Verbrechens durch die Nationalsozialisten erkennen, sagte Buck. „Die Erinnerung an diese Menschen mahnt uns, solche Untaten nirgendwo mehr zuzulassen.”

Das jüdische Bethaus an der Grulandstraße in Freren kann einen Beitrag dazu leisten. Es soll stehen für ein friedvolles Miteinander aller Menschen, unabhängig von ihrer Religion, Herkunft und Kultur.

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