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Gestern ,,Straßengespräch” in der Grulandstraße – Paul Spiegel übernimmt Schirmherrschaft über das Projekt –

Freren (bm)
,,Schade, dass mein Mann und ich nicht in Freren wohnen, sondern nur in Osnabrück”, sagte gestern Nachmittag mit tränenerstickter Stimme Josefine Kolbe, die Enkelin des letzten Frerener Synagogenvorstehers, in der Grulandstraße in Freren. ,,Wenn meine Vorfahren das noch sehen könnten.” Anlass: Das Forum Juden – Christen hatte zu einem ,,Straßengespräch” eingeladen, um die Öffentlichkeit darüber zu informieren, wie aus dem ältesten noch erhaltenen jüdischen Bethaus im Emsland ein Ort des Dialogs, der Toleranz, des Gedenkens und der Mahnung werden soll.lt-18-07-02_1

 Teilnehmer des ,,Straßengespräches waren der Vorsitzende der jüdischen Gemeinde Osnabrück, Michael Grünberg, der Vorsitzende des Forum Juden – Christen im Altkreis Lingen, Reinhold Hoffmann, dessen Stellvertreter Lothar Kuhrts, die Bürgermeister der Samtgemeinde und der Stadt Freren, Godehard Ritz und Klaus Prekel sowie der Erste Kreisrat des Emslandes, Reinhard Winter. Als Ehrengäste war neben Josefine Kolbe auch Bernhard Süskind aus den USA zugegen.

Hoffmann freute sich sehr über einen gerade zugeschickten Brief vom Präsidenten des Zentralrates der Juden in Deutschland, Paul Spiegel. In dem Schreiben lobte Spiegel das große Engagement des Forums und weiterer Mitwirkender und betonte, dass er gerne die Schirmherrschaft für dieses Projekt übernehme.

Daneben betonte der Vorsitzende ausdrücklich, dass mit dem jüdischen Bethaus in Freren nicht eine weitere Bildungseinrichtung geschaffen werde, sondern das Haus dem Gebet und der Begegnung offen stehe. Ausdrücklich warb Hoffmann darum, dass sich die Frerener und insbesondere die direkten Nachbarn vor und im Haus treffen sollten, um gemeinsam und im miteinander zu leben. Das Haus solle zu einem Ort der Toleranz und des Dialogs aller Religionen und Kulturen werden.

Als ,,sehr groß” bezeichnete Michael Grünberg die Bedeutung des Bethauses in Freren für die jüdische Gemeinde Osnabrück. ,,So schlimm wie es damals unter den Nazis war, so schön ist es heute, dass das Gebetshaus wieder zu neuem Leben erweckt wird”, sagte Grünberg.lt-18-07-02_2_2

Lothar Kuhrts erinnerte in seinen Worten an die schrecklichen Gräueltaten der Nationalsozialisten und wies darauf hin, dass man bereits 1984, in unmittelbarer Nähe des Bethauses, einen Gedenkstein aufgestellt habe. Er gab der Hoffnung Ausdruck, dass das Haus rasch mit neuem Leben erfüllt werde.

Kreisrat Winter erklärte, dass sich der Landkreis schon seit über 25 Jahren stark mit der Aufarbeitung der jüngsten Geschichte beschäftige. Seien es die Dokumentation über die Emslandlager, das Lager Esterwegen oder das ,,DIZ” (Dokumentations- und Informationszentrum Emslandlager) in Papenburg. Das Bethaus in Freren sei nun ein weiterer und wichtiger Schritt in dieser Reihe. Im Bethaus in Freren sollten sich Menschen treffen, die sich etwas zu sagen haben. ,,Hier gilt es, mit- und nicht übereinander zu sprechen”, mahnte der Erste Kreisrat.

Als eine ,,Chance für Freren” werteten Ritz und Prekel die ,,Wiederbelebung” des Bethauses. Als Standort zwischen der evangelischen und katholischen Kirche stünde das Haus als Mahnmal gegen das Vergessen und für Toleranz. Ritz: ,,Es wäre schön, wenn sich die Bevölkerung Frerens an der Mitfinanzierung des Hauses beteiligt. Die Stadt wird es auf jeden Fall.”

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