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Akademietagung im Windthorsthaus beendet Veranstaltungsreihe 2003

Holthausen (neu)
Unter dem Generalthema „Courage” fanden in diesem Jahr eine ganze Anzahl von Aktivitäten und Veranstaltungen statt, die sich in unterschiedlichster Weise mit Gewalt und Rechtsextremismus beschäftigten.

Als krönenden Abschluss bezeichnete Marcus Drees, zuständig im Dekanat Lingen für offene Jugend- und Treffpunktarbeit, die Akademietagung im Ludwig-Windthorst-Haus, die unter dem Motto „Jugend und Rechtsextremismus” stand. In Zusammenarbeit mit dem LWH und dem Forum „Juden-Christen, Altkreis Lingen e V.” waren zu diesem Problemkreis Professor Dr. Gunter A. Pilz von der Universität Hannover und Reinhard Koch vom mobilen Beratungsteam in Braunschweig als Referenten eingeladen worden.

Reinhold Hoffmann vom Forum Juden-Christen betonte in einem Pressegespräch, dass im Zusammenhang mit der Gewalt und Fremdenfeindlichkeit in unserer Gesellschaft die große Zahl der daran beteiligten jungen Leute viele Menschen mit Sorge und Angst erfülle. Das Forum sehe deshalb nicht nur das Herangehen an Zeitzeugen, sondern vielmehr noch das Zugehen auf junge Menschen als vordringlich an. Die Zusammenarbeit mit dem Dekanat, der Gewerkschaft und dem Präventionsrat sei vor diesem Hintergrund förderlich und geboten.

Marcus Drees fügte hinzu, dass man im Zuge der Jugendarbeit sehr konkrete Erfahrungen mit der Gewalt habe machen können. Entsprechende Projekte der Prävention auch aus den vergangenen Jahren müssten aber dauerhafter und nachhaltiger in ihrer Wirkung sein. Es gelte deshalb, in den Bemühungen nicht nachzulassen, die Zielgruppen zu erreichen. Den „dunkeltrüben” Hintergrund wolle man erhellen und negative Tendenzen in der Gesellschaft austrocknen.

lt-16-12-03

In dieser Richtung argumentierte auch Professor Pilz. Die Polizei tue sich bei der Verfolgung von rechtsextremistischen Aktionen sehr schwer, weil in den Anfängen oftmals ein Straftatbestand fehle. Alle vernünftigen Menschen in der Gesellschaft sollten sich vom Klischee der „Dumpfbacken” ‘ distanzieren. Immer häufiger mache man nämlich die Beobachtung, dass es sich im Hintergrund der Aktionen um gescheite junge Menschen handele, die rechtlich nicht angreifbare Positionen beziehen und dennoch ein gewolltes Signal setzten.

„Spiele von Intellektuellen” bezeichnete er diese subversive Art der Negativ-Propaganda, mit der orientierungslose Jugendliche eingefangen werden. „Der Sumpf ist sehr viel tiefer, als er sich für viele darstellt”, warnte Pilz.

Die Suche nach der Schuld an diesem Zustand beginnt nach seiner Auffassung mit der Frage der eigenen Glaubwürdigkeit. Eltern müssen ihren Anteil leisten, Schulen haben diesen Part in ihrem Einflussbereich zu übernehmen. In diesem Zusammenhang sparte er nicht mit schweren Vorwürfen an die Politiker und Wirtschaftsunternehmen. Eine Wertevermittlung finde bei beiden nicht statt, die Ellenbogenmentalität würde favorisiert und der Mensch als Individuum zum „Arbeitsmittel” erniedrigt.

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