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Forum Juden-Christen bittet um Unterstützung

Freren (pe)
Weithin sichtbar steht ein großer Baukran in der Frerener Grulandstraße, wo die Bauhandwerker sehr aktiv sind. Zu Beginn dieser Woche haben die Sanierungsarbeiten im jüdischen Bethaus begonnen. Reinhold Hoffmann, Vorsitzender des Forums Juden-Christen im Altkreis Lingen, ist sehr froh darüber, dass es endlich los geht. In den vergangenen Wochen und Monaten hatten Hoffmann und andere engagierte Mitglieder des Forums viele Klinken geputzt, um die Finanzierung für das ehrgeizige Vorhaben auf die Reihe zu bekommen.

Die letzten jüdischen Bürger, die in dem Haus zwischen der katholischen und evangelischen Kirche wohnten, waren die Eheleute Manne mit ihrem Sohn Samuel, der in der Silvesternacht 1939 geboren wurde. Zeit zum Aufwachsen im Haus an der Grulandstraße geben die Nazis Samuel Manne nicht. Bereits 1941 wird er mit seinen Eltern und der Oma nach Riga deportiert, und von dort aus 1943 nach Auschwitz. Während seine Eltern den Horror überleben, werden Samuel und seine Großmutter unmittelbar nach der Ankunft Anfang November 1943 vergast. Nach dem Jungen ist die Geschichtswerkstatt benannt, die der Lehrer Lothar Kuhrts im Kulturzentrum Alte Molkerei in Freren errichtet hat. Kuhrts gilt als ausgewiesener Kenner der jüdischen Gemeinde Frerens.lt_11-04-03

Die Gesamtkosten für die Instandsetzung des Bethauses und seiner späteren Nutzung als Begegnungsstätte belaufen sich nach Angaben von Hoffmann auf 379 000 Euro, einschließlich Grundstücks- und Hauserwerb, Sanierung und Mobilar. Ein stolzer Preis. Der Abriss des Gebäudes und ein Neubau wären natürlich günstiger zu haben gewesen, machte  Reinhold Hoffmann in einem Gespräch mit unserer Zeitung deutlich. Aber um welchen historischen Preis: „Das Haus steht nicht wegen seiner Gebäudesubstanz unter Denkmalschutz, sondern wegen seiner Geschichte“, erinnerte Hoffmann an die Reichspogromnacht von 1938. Damals stürmten Nationalsozialisten die Holztreppe in den ersten Stock hoch, gingen in den Betraum und warfen das Inventar durchs Fenster auf die Grulandstraße.

Das Ziel des Forums, die alte Bausubstanz des Bethauses zu erhalten, ermöglichte es, öffentliche Gelder für das Vorhaben einzuwerben. Allein 120 000 Euro kommen aus „Pro Land“-Mitteln, die über das Amt für Agrarstruktur (AfA) in Meppen gewährt werden. 60 100 Euro steuert der Landkreis Emsland bei, 20 000 die Stadt Freren. 30 000 Euro kamen von der Sparkassenstiftung, 10 000 von der jüdischen Gemeinde Osnabrück, 15 000 von der Axel Wisniewsky-Stiftung und 5000 Euro vom Lions-Club. Hinzu kamen weitere private Spenden. Insgesamt kamen so 264.000 Euro zusammen.

Allen Geldgebern ist das Forum für die Unterstützung sehr dankbar. Dies gilt  vor allem für Hermann Bröring. „Wenn wir nun 14 Monate nach unseren ersten Gesprächen über eine mögliche Nutzung des Bethauses durch das Forum Juden-Christen bereits mit der Sanierung beginnen können, dann ist dieses das besondere Verdienst unseres Landrates“, unterstrich Reinhold Hoffmann.

Die Sanierung des Gebäudes muss bis zum 15. August wegen der EU-Mittel aus dem Topf „Pro Land“ abgerechnet sein. Für die bisher vergebenen Gewerke stehen nach Angaben von Hoffmann die Mittel zur Verfügung. Bis zum Abschluss aller Maßnahmen fehlen noch 115 000 Euro. Das Forum bemüht sich deshalb über verschiedene Aktionen und Spendenaufrufe um weitere Gelder. „Es ist ganz wichtig, dass sich das Forum des Bethauses angenommen hat“, sagte Landrat Bröring unserer Zeitung. Auch er bat die Bürger des Emslandes, sich an der Realisierung zu beteiligen.

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