In memoriam Bernard Suskind

Auch in Lingen hatte Bernard Suskind viele Freunde, die sich ihm bis in die letzten Tage seines Lebens sehr verbunden gefühlt haben. Zahlreiche Freunde haben ihm zu seinem 97. Geburtstag am 6. Oktober 2018 noch die besten Wünsche mit auf den Weg gegeben. Viele Freunde aus Lingen sind ihm im Jahre 2014 aus Anlass seiner Buchpräsentation „Wir waren doch Freiwild“ zum letzten Male persönlich in Fürstenau begegnet.

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Mit dieser Buchpräsentation in deutscher Sprache setzte Bernard Suskind noch einmal ein Zeichen der Verbundenheit mit seinen deutschen Freunden, aber zugleich verstand er seine Erinnerungen auch als Appell und Auftrag, die Erinnerungen an die Jahre von 1933–45 nie in Vergessenheit geraten zu lassen.

Wir Lingener Freunde sind Bernard Suskind in großem Respekt und tiefer Dankbarkeit verbunden.

Dankbar sind wir ihm besonders dafür, dass

• er seit vielen Jahren trotz der persönlich erlebten Unmenschlichkeiten, die er, seine Familie und seine jüdischen Mitbewohner seit 1933 erfahren mussten, sich stets zu den Wurzeln seiner Herkunft bekannt hat  und den Kontakt zu Fürstenau nie hat abreißen lassen und auch häufig in Lingen immer wieder jungen Leuten von seinen bitteren Schicksalsschlägen erzählt hat.

• er keinen Hass und keine Unversöhnlichkeit ausstrahlte, sondern bewusst Zeichen der Versöhnung setze, indem er sich in den letzten Jahrzehnten immer wieder auf den Weg nach Fürstenau und Lingen machte  und durch seine zahlreichen Berichte den Nachgeborenen immer wieder seine dringende Bitte – besonders gegenüber den jungen Zuhörern – verkündet hat:

Sorgt mit Eurem Engagement dafür, dass sich solche Zeiten, wie ich sie erleben musste, nie wiederholen! Kämpft für den Erhalt von Demokratie und Freiheit, Toleranz und Menschlichkeit! Zeigt frühzeitig immer wieder euer Engagement gegen Rechtsextremismus, Antisemitismus und Ausländerfeindlichkeit!

Bernard Suskind fühlte sich in seinem persönlichen Engagement stets den Worten des Propheten Joel verbunden, der den Menschen seiner Zeit die folgenden Worte mit auf den Weg gab, die auch bis in die Gegenwart ihre Aktualität nicht eingebüßt haben:

“Hört her, ihr Ältesten,
horcht alle auf, ihr Bewohner des Landes!
Ist so etwas jemals geschehen
in euren Tagen oder in den Tagen
eurer Väter ?

Erzählt euren Kindern davon
und eure Kinder sollen es ihren
Kindern erzählen
und deren Kinder dem folgenden Geschlecht.” (Buch Joel 1, 1–3)

Lieber Bernard, wir Lingener Freunde danken Dir für Deine uns geschenkte Freundschaft, für Deine Offenheit und Ehrlichkeit, Deinen Humor und Deine nie versiegenden Zeichen der Menschlichkeit!

Möge der uns alle verbindende Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs Dich mit offenen Armen aufnehmen und Dir seine nie aufhörende Nähe schenken!

Paul Haverkamp, Lingen

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