Forum Judentum Christentum

2003

Lingener Tagespost | Süskind: Peitschen sausten auf uns nieder

06 Donnerstag Nov 2003

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Pogrom und Deportation 1938: Zeitzeuge berichtete gestern in der Lingener Friedensschule

Lingen (pe)
Die Jungen und Mädchen, die gestern im Eingangsbereich der Lingener Friedensschule saßen, waren zwischen 16 und 17 Jahre alt – so alt wie der Mann am Rednerpult zum Zeitpunkt seiner Verhaftung am 10. November 1938. Den Vortrag von Bernhard Süskind über seine Jugend im Nationalsozialismus erfuhren die Schülerinnen und Schüler deshalb auch als Mahnung: dass Freiheiten, die sie täglich in einer Demokratie genießen, jeden Tag aufs Neue verteidigt werden müssen.lt-06-11-03_1

Seit vielen Jahren ist es dem Schulzentrum an der Kiesbergstraße ein Anliegen, jüdische Zeitzeugen und ihre leidvolle Biografie vor jungen Menschen aus den Abschlussklassen der Haupt- und Realschule zu Wort kommen zu lassen. Leiter Ewald Teipen stellte den inzwischen 82-jährigen gebürtigen Fürstenauer deshalb als einen „besonderen Geschichtslehrer” vor. Auch ein noch so gut konzipiertes Lehrbuch kann Geschichte nicht so gut rüberbringen wie jemand, der sie selbst erfahren und erlitten hat.

Im Zentrum der Ausführungen Süskinds, der seit Ende 1939 in den USA lebt, standen die Ereignisse während der Reichspogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938, als überall in Deutschland Synagogen in Flammen aufgingen, und seine Deportation in das KZ Buchenwald, gemeinsam mit Vater Alfred.

Anschaulich beschrieb Süskind den Schülern zunächst den Alltag in Fürstenau vor der Machtergreifung der Nazis 1933, als die Juden im Ort akzeptiert wurden wie alle anderen Bürger auch. Doch die Veränderungen kamen unaufhaltsam, wie ein schleichendes Gift. Betroffen machte die jungen Leute, wie Süskind vom Alltag in seiner Schule erzählte, „von den Pausen, wo kein Kind mehr mit uns spielen wollte”.

Die Erwachsenen reagierten nicht anders. „Die Leute wechselten die Straßenseite, nur um uns nicht grüßen zu müssen”, beschrieb der Jude eine Zeit wachsender Isolation im Ort, die er als Jugendlicher besonders bedrückend empfunden habe.

Doch es sollte alles noch viel schlimmer kommen. Ein guter Freund der Familie, der sogar an der Hochzeitsfeier von Süskinds Eltern teilgenommen hatte, ließ die Familie quasi ins offene Messer laufen. Unter einem Vorwand lockte er Vater und Sohn am 10. November 1938 zum Rathaus, wo beide verhaftet wurden. Alle männlichen Juden des Ortes wurden deportiert, auch diejenigen aus Freren, Lengerich und Lingen. Zielort: KZ Buchenwald.

Eine Stecknadel hätte man gestern in der Schule fallen hören können, als der 82-Jährige die Ankunft dort in bitterer Kälte schilderte: „Wir mussten uns in drei Reihen zu zehnt aufstellen. Da war nur eine kleine Tür. Peitschen der SS-Männer sausten auf uns nieder, als sie uns durch die Tür trieben. Wir bluteten alle, noch bevor wir das Lager betreten hatten.”

Darin ging der Horror weiter. Süskind sah einen Menschen am Galgen sterben, dessen bester Freund das Untergerüst wegtreten musste, und sah jemanden, der gegen die Haftbedingungen protestiert hatte, mehrere Tage tot im Schnee liegen. Die Wachen hatten ihn erschlagen. „Ich höre ihn heute noch rufen: ‚Lasst mich leben, ich hab’ doch Frau und Kinder‘”, hatte Süskind die schreckliche Szene auch 65 Jahre später genau in Erinnerung.

Der Fürstenauer hatte Glück, ebenso wie sein Vater. Sie wurden aus dem KZ Buchenwald entlassen. Der Familie gelang die Emigration in die USA, während andere Verwandte dem Holocaust zum Opfer fielen.

Viele Fragen prasselten anschließend auf ihn ein. Ein Schüler fragte, ob es ihm nicht schwer falle, über all diese Dinge zu reden. „Etwas in meinem Kopf sagt mir: Komme immer wieder nach Deutschland zurück und spreche darüber”, beschrieb er seine Gründe. Vergessen wird er diese Zeit ohnehin nie. „Meine Nummer im KZ weiß ich immer noch: 2189.”

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Lingener Tagespost | Die Schwestern von Samuel Manne kommen im November nach Freren

23 Donnerstag Okt 2003

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In Schweden auf Homepage des Forums gestoßen – Bruder im KZ getötet

Freren (pe)
Ihren kleinen Bruder Samuel Manne haben seine Schwestern Renee und Eva nie kennen gelernt. Der Junge starb, keine vier Jahre alt, in der Vernichtungsmaschinerie von Auschwitz. Am 8. November werden die beiden Schwestern von Schweden aus nach Freren kommen und erstmals das Haus ihrer Eltern sehen. Es wird ein bewegender Moment sein, auch für das Forum Juden-Christen.lt_23_10_03_1

Die Sanierung des ehemaligen jüdischen Bethauses in der Grulandstraße, wo Erika und Martin Manne mit ihrem Sohn Samuel wohnten, bevor sie 1941 deportiert wurden, ist weit vorangeschritten. Im April 2004 ist die Einweihung der Begegnungsstätte geplant. Ausführlich stellt das Forum Juden-Christen diese und die vielfältigen anderen Aktivitäten auf seiner Homepage im Internet dar. Die Lebens- und Leidensgeschichte der Familie Manne, recherchiert von Forum-Mitglied Lothar Kuhrts, gehört auch dazu.

Samuel wurde in der Silvesternacht 1939 geboren. Bereits 1941 wurde er mit seinen Eltern und der Großmutter nach Riga deportiert, und von dort aus 1943 nach Auschwitz. Während seine Eltern den Holocaust überlebten, wurden Samuel und seine Großmutter unmittelbar nach der Ankunft Anfang November 1943 vergast. Erika und Martin Manne siedelten nach dem Krieg nach Schweden um. Dort kamen die Töchter Eva, heute 5 7 Jahre alt, und Renee, 51, zur Welt.lt_23_10_03_2

 Als Reinhold Hoffmann, Vorsitzender des Forums, vor ein paar Tagen nun eine e-Mail aus Schweden bekam, stockte ihm der Atem. Es war Renee Manne, die im Internet auf die von Willi Kastein akribisch gepflegte Homepage des Forums gestoßen war, damit auch auf die Geschichtswerkstatt „Samuel Manne” von Lothar Kuhrts und die enormen Anstrengungen des Forums, das Elternhaus der Mannes zu sanieren.„ Ich bin sehr gerührt, alles über das Haus meiner Mutter lesen zu können”, schrieb Renee. Erika Manne war 2002 gestorben, der Vater Martin bereits mehrere Jahre zuvor.

„Die Nachricht ging mir total unter die Haut”, erinnerte sich Hoffmann. Er antwortete sofort. Weitere e-Mails und Telefonate folgten mit dem Ergebnis, dass die beiden Schwestern nicht nur zur Eröffnung des Bethauses im April 2004 nach Freren kommen werden, sondern bereits vom 8. bis 10. November. Dann finden die Gedenkfeiern zur Erinnerung an die Reichspogromnacht statt.

Am Morgen des 10. November 1938 hatten Nationalsozialisten auch das Haus der Familie Manne, das die jüdische Gemeinde außerdem als Bethaus benutzte, gestürmt.

Das Mobiliar und die sakralen Einrichtungsgegenstände warfen sie aus dem Fenster des ersten Stockes, wo sich der Betraum befand. Was mag den beiden Schwestern durch den Kopf gehen, wenn sie die Grulandstraße zum ersten Mal entlanglaufen, im Gebäude die alten Holzstufen nach oben gehen und oben aus dem Fenster schauen?

Renee Manne war über eine Suchmaschine im Internet nach der Eingabe des Namens von ihrem Bruder Samuel auf die vielen Links gestoßen, die nach Freren und zum Forum Juden-Christen führten. „Ohne diese Homepage wäre dieser Kontakt wohl nicht zustande gekommen”, dankte Hoffmann Willi Kastein für dessen mitunter auch nächtelangen Bemühungen am Computer.

Das Forum will mit der intensiven Nutzung dieses Mediums eben nicht nur verstärkt jüngere Leute erreichen, sondern versteht das weltweite Datennetz auch als Brückenschlag zu ehemaligen jüdischen Mitbürgern, die im Ausland wohnen.

Ein Dauergast auf der Internetseite ist zum Beispiel Bernhard Süßkind, Ehrenbürger von Fürstenau, der seit vielen Jahren in New York lebt. Nachdem er aufgestanden sei, schaue er zunächst nach, welche e-Mails vorliegen würden, schilderte  Süßkind einmal seinen Tagesablauf. Der zweite Schritt sei dann ein Klick auf die Homepage des Forums. „Sie bringt mich meiner alten Heimat näher”, sagte er.

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Lingener Tagespost | „Es ist ein Wunder, dass ich noch erzählen kann“

27 Samstag Sep 2003

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Hella Wertheim besuchte gestern Marienschule

Lingen (jg)
„Anfangs wollt ich fast verzagen,/ Und ich glaubt, ich trüg es nie;/ Und ich hab es doch getragen-/ Aber fragt mich nur nicht, wie.“ Mit diesen Worten von Heinrich Heine beschloss Hella Wertheim gestern ihren Vortrag vor rund 130 Schülern der Marienschule. Der Vers könnte genauso gut von Frau Wertheim selber stammen, so genau spiegelt er die schrecklichen Erlebnisse wider, welche die 75-jährige in ihrer Jugend gemacht hat.

Wie gebannt hingen die Schüler des neunten und zehnten Jahrgangs an den lt-27-09-03Lippen von Frau Wertheim, als diese ihnen berichtete, wie es sie „von der polnischen bis zur holländischen Grenze“ verschlagen habe. Geboren wurde die Holocaustüberlebende 1928 in Insterburg in Ostpreußen. Hier ging sie auch in eine normale Schule, bis ihr nach dem Pogrom gegen die Juden am 9. November 1938 verboten wurde, weiter die Schule zu besuchen. Dabei habe sie zum ersten mal richtig gemerkt, dass sie nicht dazu gehöre, erzählte Frau Wertheim den Zuhörern.

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Kirchenbote | Die Chance zu erinnern und zu lernen

07 Sonntag Sep 2003

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Die Sanierung des jüdischen Bethauses in Freren ist fast abgeschlossen. Es soll ein Zentrum der Begegnung sein.

Noch liegt gelber Bausand auf den neu verklinkerten Treppenstufen. Lose Lampenkabel ragen aus der hellen Mauer, in den frisch gestrichenen Räumen steht kein Stuhl und kein Tisch. Aber das sanierte jüdische Bethaus an der Grulandstraße in Freren fängt schon an zu erzählen. Zum Beispiel die Treppe mit den alten, braunen Trittstufen und dem gedrechselten, weinroten Geländer: Hier sind die Nazis am 10. November 1938 rücksichstlos nach oben gestürmt. Haben im Betraum die Fenster aufgerissen und alles nach draußen auf die Straße geworfen, Stühle, Schränke, Leuchter. Heute öffnet Reinhold Hoffmann fast behutsam die beiden Fenster und schaut nach draußen. „Wenn diese Mauern reden könnten”, sagt er nachdenklich. Der Baccumer leitet das Forum Juden-Christen im Altkreis Lingen. Der Verein hat sich vorgenommen, das älteste noch erhaltene jüdische Bethaus im Emsland zu sanieren. Damit dort wieder jüdische Gottesdienste und Gebetsstunden stattfinden können, damit sich Menschen bei Seminaren und Forschungsarbeiten begegnen. Das Ziel ist fast erreicht. Die Bauarbeiten sind nahezu abgeschlossen, in den nächsten Monaten werden die Räume eingerichtet. „Das Haus bietet eine riesengroße Chance”, sagt Hoffmann.

Hier hat sich jüdisches Leben in Freren konzentriert

Die Chance, sich zu erinnern an die Geschich­te der ehemaligen Synagogengemeinde Freren-Lengerich. Fast 100 Jahre lang haben sich in den Beträumen des Wohnhauses Juden aus der Gegend getroffen: mitten im Ortskern, zwischen der evangelischen und der katholischen Kirche. „Hier hat sich das jüdische Leben in Freren konzentriert”, erzählt Reinhold Hoffmann. Er zeigt aus dem Fenster. „Gegenüber wohnte der Synagogenvorsteher, da war die jüdische Schlachterei und ein paar Häuser weiter lebten mehrere jüdische Familien.” Bis zum 11. Dezember 1941: Dann wurden die letzten Frerener Juden, das Ehepaar Manne, ihr zweijähriger Sohn Samuel und die Großmutter in das Ghetto Riga verschleppt. Lothar Kuhrts, stellvertretender Forums-Vorsitzender, hat in der „Geschichtswerkstatt Samuel Manne” dieses Schicksal dokumentiert.

Nach dem Krieg bekam das überlebende Ehepaar Manne das Haus zurück, aber es mochte dort nicht mehr einziehen und verkaufte es. Bis zum vergangenen Jahr wurde es als normales Wohnhaus genutzt. Auf Bitten des Forums erwarb die jüdische Gemeinde in Osnabrück das Gebäude. Das Forum sorgte für die Finanzen und die Sanierung. 379 000 Euro kostet das Projekt. Viele haben mitgeholfen: Neben der Gemeinde und dem Forum steuerten die Europäische Union, der Landkreis Emsland, die Stadt Freren, mehrere Stiftungen, Kirchengemeinden und private Spender das nötige Geld bei. Noch fehlen 145 000 Euro.

Aber Hoffmann ist zuversichtlich, dass das Projekt komplett realisiert werden kann. Und zeigt stolz im ersten Stock den vergrößerten Betraum mit dem Holzfußboden und den großen Fenstern. „30 Leute können hier sitzen, dort wird das ewige Licht hängen und da der Thora-Schrein mit einem samtroten Vorhang.” Mindestens zweimal im Jahr wird die jüdische Gemeinde Osnabrück laut Hoffmann hier Gottesdienst feiern. „Es gibt kein jüdisches Leben mehr in Freren, aber unser langfristiger Wunsch ist es, das irgendwann im Emsland wieder zu etablieren.” Und er hält die Hoffnung keineswegs für naive Utopie. Eine Chance soll das Gebäude auch in anderer Hinsicht bieten: als Lernort, als lebendiges Zentrum der Begegnung und Bildung, „als Brückenschlag zwischen Christen und Juden”. Deshalb hofft Reinhold Hoffmann, dass hier konfessions- und religionsübergreifende Gebetsstunden stattfinden. Er wünscht sich, dass Kuhrts` „Geschichtswerkstatt` einzieht und wissbegierige Schüler das Haus mit Leben erfüllen, dass Studenten aus Osnabrück und Oldenburg, Bremen und Münster hier regionale Geschichte erforschen. Seminare der katholischen, evangelischen und ländlichen Erwachsenenbildung, Vorträge und Stadtführungen sollen Menschen ins Haus bringen, „die miteinander reden und Fragen stellen”. „Dieses Haus gehört zur Geschichte dieser Stadt”, sagt der reformierte Christ Hoffmann eindringlich, „nehmt es an.”kirchenbote-07-09-03

Im Erdgeschoss des geteilten Hauses – die andere Hälfte soll privat vermietet werden – gibt es ein Büro für das Forum und eine Dauerausstellung über die Bewohner des Hauses und die Synagogengemeinde. Eine Gedenktafel im Flur wird ihre Mitglieder beim Namen nennen, jeder beleuchtet durch eine kleine Kerze. „Und wenn jemand im KZ umgekommen ist, wird da ,ermordet` stehen”, sagt Hoffmann.

Erinnerung an den kleinen Jungen Samuel Manne

Nicht nur das Bethaus erzählt von der Geschichte der Juden in Freren, sondern auch der jüdische Friedhof nur ein paar Minuten entfernt. Weil beides nach Auffassung des Forums zusammengehört, hat die Gruppe das kleine Gräberfeld bei der Sanierung ebenfalls bedacht. Wer durch das neue schmiedeeiserne Tor tritt, sieht unter hohen Bäumen die wenigen Grabsteine. Der Blick fällt auf ein großes Denkmal mit einer Inschrift: „Zur Erinnerung an unsere geliebte Mutter Emma Schwarz … und unser Kind Samuel Manne, geb. 31.12.1939, die zusammen am 2.11.1943 dem Naziterror zum Opfer fielen.” Samuel Manne, das ist der kleine Junge, der im Bethauses aufgewachsen ist, seine erste Schritte gemacht, die ersten Worte gesprochen, gespielt und gelacht hat. Und der im KZ getötet wurde, mit nicht einmal vier Jahren.

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Lingener Tagespost | Nächstenliebe als Brücke zwischen Juden und Christen

30 Samstag Aug 2003

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Rabbiner Marc Stern aus Osnabrück sprach vor Emsbürener Schülern über die Zehn Gebote – Erlöser von der Sklaverei

Emsbüren (ra) Seltenen Besuch hatte die Liudger-Realschule in Emsbüren. Rabbiner Marc Stern von der jüdischen Gemeinde Osnabrück war einer Einladung der Schule und des Forums Juden-Christen gefolgt, um aus seinem Buch „Die Zehn Gebote” zu lesen und Fragen der jungen Leute zu beantworten.

Die 200 Schülerinnen und Schüler waren nicht unvorbereitet zu der in der Aula stattfindenden Veranstaltung gekommen. Die Bilder, Texte und Collagen an den Stellwänden bewiesen, dass man sich im Vorfeld mit dem Thema „Judentum-Christentum” auseinander gesetzt hatte.lt-30-08-03

Der Rabbiner erzählte die Geschichte der Zehn Gebote so, wie er sie in der Schule gehört und gelernt habe. Da wird zunächst auf die große Heilstat Gottes verwiesen: Die Befreiung aus der ägyptischen Knechtschaft. Gott, so der Rabbiner, stelle sich nicht mit irgendeinem seiner Titel, etwa als Schöpfergott, vor, sondern gezielt mit dem Hinweis „der dich aus Ägypten, aus dem Sklavenhaus, herausgeführt hat”.

Gott habe den Beweis seiner Existenz nicht deutlich gemacht, indem er als Schöpfer der Welt, sondern als Erlöser von Sklaverei aufgetreten sei.

So hätten alle an ihn glauben können. Und keiner, der seinen Weg verlassen habe, hätte dafür eine Entschuldigung vorzubringen vermocht, betonte der Geistliche. Atemlose Stille herrschte in der großen Aula, als Marc Stern die Verkündigung der „Zehn Gebote” am Sinai schilderte.

Wer anders als Marc Stern hätte eindrucksvoller mit den Mitteln der Sprache die Allmacht Gottes und das kostbare Geschenk seiner Gebote an Menschen schildern können? Allen 70 Völkern der Erde, so hieß es, habe Gott seine Gebote angeboten. Nur das jüdische Volk habe sich bedingungslos bereit erklärt, sie mit allen Rechten und Pflichten anzunehmen. Doch auch damit sei es noch nicht des Geschenkes für würdig erachtet worden.

Erst nachdem entsprechende Voraussetzungen geschaffen worden seien, habe Gott sie dem auserwählten Volk übergeben. „Das Erlebnis der Offenbarung war so Furcht erregend, dass die ganze Erde wie gelähmt war”, beschrieb der Rabbiner die Übergabe der Gesetzestafeln an Moses.

Wie faszinierend man mit dem Mittel der Sprache eine Szene darstellen und Gott „zu Wort kommen” lassen kann, mag folgender Satz aus dem Munde des Rabbiners ver­deutlichen: „Das Volk hörte nicht nur Gottes Stimme, sondern sah sogar die Schallwellen, die aus seinem Munde strömten.” So wird  auf das unfassbare Geschehen am Sinai und die große Bedeutung der Gebote, welche auch die großen Lebensgüter schützen, die der Mensch von seinem Schöpfer erhalten hat, verwiesen. „Die Zehn Gebote sind Botschaften der Liebe und des Miteinanders”, sagte der Rabbiner. Und eines der wichtigsten Gebote – die Nächstenliebe – sei eine Brücke zwischen Juden und Christen.

An dieser Brücke baut seit geraumer Zeit auch das Forum „Juden-Christen”, dessen Vorsitzender Reinhold Hoffmann auf das restaurierte jüdische Bethaus in Freren verwies und zu einem „Zentrum des Dialogs” ausgebaut werden soll. Hingewiesen wurde auch auf die Aktion „Ein Baum für Israel”. Wer sich mit zehn Euro beteiligt, trägt dazu bei, dass im „Heiligen Land” ein „Emsland-Hain” angepflanzt werden kann.

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Kirchenbote | 1000 Bäume im „Emsland-Hain”

10 Sonntag Aug 2003

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Das Lingener Forum Juden-Christen startet Aktion für Israel

Lingen (bt) -„Wenn ein Jude einem anderen Menschen einen Baum schenkt, zeigt er ihm seinen Respekt und zeichnet kirchenbote-10-08-03 ihn aus für seine Verdienste.” Für Reinhold Hoffmann, 1. Vorsitzender des Forums Juden-Christen in Lingen, hat das eine tief greifende Symbolwirkung. Und genau deshalb hat das Forum die Aktion „1000 Bäume” gestartet. Durch Spenden aus unserer Region soll in der Stadt Beerscheba im südlichen Teil Israels im Wald der „Deutschen Länder” ein Emsland-Hain mit 1000 Bäumen angelegt werden. Dabei handelt es sich um ein weitgehend wüstenartiges Gebiet. Mit der Initiative unterstützt das Forum den Jüdischen Nationalfond aus Frankfurt, der sich seit seiner Gründung 1952 für die Begrünung der israelischen Wüsten einsetzt und bis heute bereits 220 Millionen Bäume gepflanzt hat.

Neben dem ökologischen Aspekt sieht Hoffmann für die eigene Organisation eine wichtige Symbolkraft. Mit dem Engagement über die Grenzen hinaus signalisiere das Forum Juden-Christen, dass „es über den Tellerrand seiner Verantwortung hinausschaut`. Wichtig sei auch, dass der Akt des Bäumepflanzens einen bedeutsamen Beitrag zur „Verständigung und Freundschaft zwischen Deutschen und Juden, aber auch zwischen Deutschland und dem Staat Israel” darstelle.

Deshalb legt Hoffmann Wert darauf, dass die Spenden für die Aktion „1000 Bäume” vorwiegend von Einzelpersonen kommen. Dadurch gehe die Initiative „in die Breite” und bekomme mehr Gewicht – zumal sich die Kosten für einen einzelnen Baum mit zehn Euro in Grenzen hielten.

Für das Forum Juden-Christen bedeutet das Engagement eine Neu-Orientierung. Während die Organisation sich seit ihrer Gründung vor 20 Jahren für die Aufarbeitung der jüdischen Vergangenheit in und um Lingen eingesetzt hat, wendet sie sich nun der Zukunft zu. Mit Aktionen wie dieser signalisiere das Forum seine Bereitschaft, auf die israelischen Freunde zuzugehen und sich für die Erhaltung des Landes einzusetzen. Hoffmann betont, dass der Aufruf „nicht als Moralkeule missverstanden” werden solle. Vielmehr gebe es den Bürgern die Möglichkeit, sich persönlich für Israel einzusetzen. Denn „viele kleine Leute können viele kleine Schritte tun”, so Hoffmann.

Anlass für die Aktion „1000 Bäume” war das 20-jährige Bestehen des Forums Juden-Christen und eine Ehrung für den Gründer der Stiftung, Josef Möddel.

Wer mehr über die Aktion und das Forum Juden- Christen im Altkreis Lingen wissen möchte, kann sich im Internet unter www.judentum-christentum.de informieren.

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Lingener Tagespost | Regenbogen über dem ,,Lernort Jüdisches Bethaus“

04 Mittwoch Jun 2003

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Gestern Richtfest in der Frerener Grulandstraße – Großes Engagement der Kinder – Schreiben aus den USA

Freren (pe)
In die Mitte genommen: baulich stimmt dies bereits für das zwischen der evangelischen und katholischen Kirche gelegene jüdische Bethaus in Freren. Wer das feierliche Richtfest am Dienstag in der Grulandstraße erlebt hat, gewann den Eindruck, dass das Gebäude und seine Geschichte nun auch, bildlich gesprochen, in die Mitte des Bewusstseins der Bürger gerückt ist. Es war eine eindrucksvolle Feier, der insbesondere Kinder und Jugendliche aus der Samtgemeinde Freren ihren Stempel aufdrückten.

Auf einer über 100 Meter langen Siloplane hatten die 300 Jungen und Mädchen aus Kindergärten, Grund- und weiterführenden Schulen die Farben des Regenbogens aufgetragen. Der Regenbogen als religiöser Ausdruck für den Bund zwischen Gott und den Menschen überspannte schließlich das Bethaus, festgehalten von Kindern und Jugendlichen, die an der Mauer der evangelischen Kirche und auf dem Parkplatz des Altenpflegeheims nahe der katholischen Kirche standen. ,,Lernort Jüdisches Bethaus“ wird der Name des Gebäudes sein, das derzeit umfassend saniert wird.lt_04-06-03_1

Michael Grünberg, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Osnabrück – sie ist Bauherr des Vorhabens – erinnerte daran, dass das Bethaus bis zum Jahr 1933 zur Synagogengemeinde Fürstenau/Freren gehörte. Grünberg dankte dem Forum Juden-Christen dafür, dass die Arbeiten zur Wiederherstellung nach dem Kauf des Hauses im Jahr 2002 bereits so weit vorangeschritten sind. Der ,,Lernort Jüdisches Bethaus“ solle dazu dienen, andere Kulturen und Religionen kennen zu lernen, sagte Grünberg. ,,Nur so ist ein natürlicher und vertrauensvoller Umgang untereinander, geprägt von gegenseitigem Respekt, möglich“, unterstrich der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Osnabrück.lt_04-06-03_2

Grünberg dankte abschließend allen, die zur Finanzierung des Vorhabens beigetragen hatten. Unter den zahlreichen Gästen der Feierstunde befanden sich unter anderem auch Frerens Bürgermeister Klaus Prekel, der stellvertretende Stadtdirektor Karl Haverbusch, Lengerichs Samtgemeindebürgermeister Josef Liesen, Kreisarchivar Heiner Schüpp und Johann-Alexander Wisniewsky, dessen gleichnamige Stiftung das Projekt ebenfalls finanziell unterstützt hatte.

Reinhold Hoffmann, Vorsitzender des Forums Juden-Christen, würdigte vor allem das Engagement der Kinder und Jugendlichen aus der Samtgemeinde Freren mit ihren Erzieherinnen und Lehrer/innen bei der aktiven Mitgestaltung des Richtfestes. Er sprach die Hoffnung aus, dass das Haus zu einem Ort des Gedenkens, der Begegnung und zu einem Ort, wo Menschen voneinander lernen, werde. Der Standort des Bethauses zwischen evangelischer und katholischer Kirche erinnere die Christen an die Wurzeln ihres Glaubens. Er stelle gleichzeitig eine Aufforderung zum Dialog dar.

Es sei ein Tag der Freude, aber auch der bitteren Erinnerung, las der Vorsitzende des Forums aus einem Schreiben des jüdischen Ehrenbürgers von Fürstenau, Bernhard Süskind. Der in New York lebende Jude berichtete von seinem Vater und Großvater, die jeden Samstag und zu den hohen Feiertagen zu Fuß von Fürstenau nach Freren gegangen seien, um in diesem Haus zu beten. ,,Natürlich kann ich nicht vergessen, dass in meiner Zeit 1938 alle Bethäuser und Synagogen in Deutschland zerstört wurden und das jüdische Leben zum Ende kam“, schrieb Süskind. Hoffmann zitierte außerdem den aus Lengerich stammenden und heute in Kalifornien lebenden Juden Fritz Heilbronn, der sich schon jetzt auf die Einweihung des ,,Lernortes Jüdisches Bethaus“ freue. Dann habe er bei seinen zukünftigen Besuchen in Lengerich wieder einen Ort, an dem er beten könne, schrieb Heilbronn.

Am Ende der Bauarbeiten in der Grulandstraße möge mit dem ,,Lernort Jüdisches Bethaus“ wieder ein Haus stehen, das an seine über 100-jährige Geschichte erinnere, das wegen seiner Inhalte akzeptiert sei und als Gebäude zu einer Verschönerung des historischen Stadtbildes von Freren beitragen werde, wünschte Hoffmann im Namen des Forums abschließend.

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Grafschafter Nachrichten | Richtfest am Frerener Bethaus

04 Mittwoch Jun 2003

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GESCHICHTE: Ort der Begegnung für Juden und Christen

FREREN/ LNI -Das älteste noch erhaltene jüdische Bethaus im Emsland soll wieder für Gebete und gleichzeitig als Lernort der Geschichte genutzt werden. Das betonte der Vorsitzende des Forums Juden-Christen im Altkreis Lingen, Reinhold Hoffmann, am Dienstag beim Richtfest des derzeit zum „Lernort Jüdisches Bethaus” umgebauten Gebäudes in Freren. Die Jüdische Gemeinde des ehemaligen Regierungsbezirkes Osnabrück hat das fast 100 Jahre lang als Bethaus genutzte und 1938 von Nationalsozialisten verwüstete Gebäude gekauft.

Das Forum koordiniert die Sanierung und den Umbau zur Lern-, Bet- und Begegnungsstätte. Die Gesamtinvestition von knapp 400 000 Euro stammt zum Großteil aus Spenden sowie von der Europäischen Union, dem Kreis Emsland und der Stadt Freren. Davon müsse ein Teil für höhere Sicherheitsausrüstungen aufgewendet werden, gab Hoffmann zu bedenken.

Mindestens zwei Gottesdienste pro Jahr in Freren habe die Jüdische Gemeinde Osnabrück zugesagt, zudem hätten sich Nachkommen früherer Mitglieder der Synagogengemeinde aus den USA angekündigt, berichtete Hoffmann. „Das Haus wird auch von christlicher Seite wieder mit Leben gefüllt”, sagte der Vorsitzende des interreligiösen Forums, der für die Frerener Christen die Nutzung koordiniert.

Mehrere Kindergartengruppen und Schulklassen hatten für das Richtfest am Dienstag einen mehr als 100 Meter langen Regenbogen gebastelt und bemalt. Er wurde als Symbol der Verbundenheit von der evangelischen bis zur katholischen Kirche über das Bethaus gespannt.

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Kirchenbote | Ein Regenbogen über dem jüdischen Bethaus

01 Sonntag Jun 2003

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Freren (to) – Das große Schild vor der Baustelle in der Grulandstraße in Freren verrät, dass hier das ehemalige jüdische Bethaus saniert wird. Das um 1800 erbaute Gebäude stand fast 100 Jahre im Mittelpunkt der Frerener und Lengericher Juden. Das älteste erhaltene Bethaus im Emsland steht unter Denkmalschutz und wird zurzeit in ein Zentrum der Begegnung, der Besinnung und des Gebetes umgebaut. Die Handwerker kommen gut voran: Am Dienstag, 3. Juni, wird Richtfest gefeiert.

kirchenbote1-6-03An diesem Vormittag wird über das Haus ein 130 Meter langer, gemalter Regenbogen von der katholischen Bücherei zur evangelischen Kirche gespannt. „Damit wollen wir auf die symbolische Lage des Bethauses als Wurzel des Glaubens zwischen den beiden christlichen Einrichtungen hinweisen”, sagt Reinhold Hoffmann, Vorsitzender des Forums Juden-Christen. Der „Regenbogen” wurde von Kindern und Jugendlichen der Kindergärten „Regenbogen” und St. Vitus in Freren, den Grundschulen Freren, Andervenne, Beesten, Messingen, Thuine, der Paul-MoorSchule, Franziskus-DemannSchule und der Realschule in Freren sowie der Antoniusschule in Thuine gestaltet. Dafür wurde eine weiße Siloplane in elf schmale Streifen zerschnitten und von beiden Seiten bemalt. Die beteiligten Schulen und Kindergärten sind zum Richtfest eingeladen und werden es auch musikalisch mitgestalten.

Mit diesem etwas anderen Richtfest wird schon jetzt ein Zeichen für die künftige Nutzung des Hauses gesetzt. Reinhold Hoffmann sagt: „Hier soll ein Solidaritätsbeitrag für die Gesellschaft geschaffen werden. Wir wollen das Haus mit Leben füllen und damit einen Raum schaffen, in dem Juden und Christen einander vorurteilsfrei begegnen.” Die vom Forum initiierte Sanierung des Bethauses wird von vielen Seiten unterstützt. „Die Spuren jüdischer Geschichte im Emsland sind sehr dünn, weil hier nie viele Juden gelebt haben. Wegen der dunklen Vergangenheit ist es um so wichtiger, den Spuren nachzugehen”, sagt Kreisarchivar Heiner Schüpp, der dieses Projekt seitens des Landkreises Emsland begleitet.

Das Haus legt nicht nur als Bauwerk Zeugnis ab. „ In der Holzbalkendecke fanden wir rund 400 Dokumente, die aus dem Ersten Weltkrieg stammen, darunter zahlreiche Briefe von Benno Schwarz”, berichtet Architekt Eberhard Dreyer. Benno Schwarz war der Vater von Erika Manne, nach deren in Auschwitz ermordetem Sohn Samuel die jüdische Geschichtswerkstatt in der Alten Molkerei in Freren benannt ist. Die Mannes waren die letzten jüdischen Bewohner des Hauses. Somit sind diese Briefe besonders für den Leiter der jüdischen Geschichtswerkstatt, Lothar Kuhrts, von unschätzbarer Bedeutung. Kuhrts erforscht seit Jahrzehnten die Geschichte der Juden im Emsland, und die Sanierung des Bethauses sieht er als einen wichtigen Beitrag zu deren Aufarbeitung.

„Dass wir das Projekt angesichts der leeren Kassen durchführen können, ist ein kleines Wunder”, meint Reinhold Hoffmann. Zur Verwirklichung des Konzeptes werden ca. 379 000 Euro benötigt. Nachdem die Jüdische Gemeinde Osnabrück das Haus für 60 000 Euro erworben und 10 000 Euro zusätzlich bereitstellte, reichen die Mittel verschiedener Sponsoren für die Sanierung. Für weitere Arbeiten und die Ausstattung des Bethauses fehlen noch 115 000 Euro.

Infos über das Projekt und den Spendenstand unter: www.judentum-christentum.de

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Lingener Tagespost | Rabbiner Stern voller Begeisterung für „wundervolle“ Arbeit

08 Donnerstag Mai 2003

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Mehr Verständnis zwischen Juden und Christen – Lob auch von Lea Rosh

Lingen (lj)
Der Osnabrücker Rabbiner Marc Stern war sichtlich gerührt: „Ich habe keine Worte, um meine Begeisterung für die Arbeit des Forums Juden-Christen im Altkreis Lingen zu beschreiben. Es setzt sich auf wunderbare Weise für die Versöhnung und das bessere Verständnis zwischen Juden und Christen ein.“ Vor 20 Jahren, am 5. April 1983, hatte Josef Möddel aus Lingen gemeinsam mit Jugendlichen der Kirchengemeinde St. Josef Lingen-Laxten den Arbeitskreis Judentum-Christentum ins Leben gerufen.

Der Rabbiner war wie weitere jüdische Bürgerinnen und Bürger am Dienstagabend Gast einer Feierstunde im Professorenhaus mit der Fernsehjournalistin Lea Rosh als prominenteste Teilnehmerin. Vor etwa 120 Besuchern begründete die Publizistin, weshalb das im Bau befindliche Denkmal in Berlin für die ermordeten sechs Millionen Juden Europas so wichtig ist. Frau Rosh setzt sich seit vielen Jahren für die Verwirklichung des Denkmals ein. Mit Erfolg: Am 25. Juni 1999 stimmte der Deutsche Bundestag mit großer Mehrheit zu. Zum Tragen kommt der Entwurf des amerikanischen Architekten Peter Eisenman.

Die Fertigstellung des eigentlichen Denkmals, das aus einem Feld mit 2700 Stelen besteht, ist im nächsten Jahr vorgesehen. Im Jahr 2005 soll der unterirdische „Ort der Information“ seiner Bestimmung übergeben werden. „Ich hoffe, zur Einweihung viele von Ihnen begrüßen zu können.“lt_08-05-03_1

In Zusammenarbeit mit der Gedenkstätte Yad Vashem in Israel sollen die Namen von viereinhalb Millionen ermordeten Juden sichtbar und über ein Tonband auch hörbar werden. Ziel ist es nach den Worten von Frau Rosh, die Namen aller ermordeten Juden zu erfahren. An dieser Aufgabe will auch das Forum Juden-Christen mitwirken. „Wir geben diesen Menschen ihre Namen zurück“, sagte die Journalistin.

Der Mord an sechs Millionen europäischen Juden in eigens dafür gebauten „Tötungszentren“ sei geschichtlich betrachtet ein solch ungeheures Verbrechen, dass es richtig sei, den davon betroffenen Menschen ein eigenes Denkmal zu widmen, meinte Lea Rosh. Sie sprach sich zugleich dafür aus, dass die anderen Opfergruppen ebenfalls eigene Erinnerungsstätten erhalten.

Ihr Vortrag kreiste vor allem um die Frage, warum in Deutschland die jüdischen Mitbürger in aller Öffentlichkeit deportiert und dann ermordet wurden, ohne dass christliche Nachbarn überhaupt den Versuch unternahmen, dieses zu verhindern. Ein von ihr herausgegebenes Buch über den Streit um das Denkmal trägt denn auch bezeichnenderweise den Titel „Die Juden, das sind doch die anderen.“ Mit diesen Worten hatte ein älterer Deutscher sein Nichtstun in der Nazizeit zu rechtfertigen versucht.lt-18-07-02_2

 In anderen, von den Nazis besetzten Ländern habe sich die Bevölkerung erfolgreich vor „ihre Juden“ gestellt und sie zum größten Teil gerettet. Frau Rosh nannte in diesem Zusammenhang Finnland, Bulgarien, Norwegen, Dänemark, Belgien, Frankreich und Italien.

Zum Schluss ihres Vortrags hörte man aus dem Munde der streitbaren Publizistin Versöhnliches. Mit der Entscheidung zum Bau des Denkmals bekenne sich eine Nation zu ihrem größten Verbrechen. Das habe es bisher nicht gegeben. Von der Arbeit des Forums Juden-Christen mit ihrem Vorsitzenden Reinhold Hoffmann an der Spitze zeigte sie sich außerordentlich beeindruckt.

Der Lingener Bürgermeister Günter Lobenberg bedankte sich beim Forum Juden-Christen für deren intensives Engagement für eine menschliche Gesellschaft und hob das enge Zusammenwirken mit dem Rat hervor. Sein Dank galt aber auch Lea Rosh, die sich seit Jahrzehnten für Versöhnung, Verständigung und Erinnerung einsetze.

Nach Auffassung von Lobenberg sollte nicht nur die Geschichte der Opfer, sondern auch die der Täter aufgearbeitet und dargestellt werden. „Was führte dazu, dass Menschen – auch in unserer Region – solche Gräueltäten begingen, unterstützten oder duldeten?“, fragte Lobenberg.

Reinhold Hoffmann sprach von einer bewegenden Zeit in den letzten 20 Jahren. „Eine Zeit, in der sich viele Menschen um die Aufarbeitung der jüdischen Geschichte unseres Raumes bemüht haben. Jahre der Recherchen, der mühevollen Kontaktsuche. Jahre, in denen uns von Juden trotz allen Leides, welches ihnen zugefügt wurde, die Hand gereicht wurde.“

In Israel gibt es einen Wald der deutschen Länder. Hier werden Bäume auch deshalb gepflanzt, um an herausragende Leistungen von Menschen zu erinnern. Entsprechende Urkunden verlieh Hoffmann an Anne Scherger, Pastor Wolfgang Becker und Gerd Sels. Josef Möddel und Lothar Kuhrts, die ebenfalls ausgezeichnet werden sollten, waren aus gesundheitlichen Gründen verhindert.

Anlässlich des Jubiläums äußerte Hoffmann noch einen besonderen Wunsch: Im Wald der deutschen Länder möge ein „Emslandhain“, bestehend aus 1000 Bäumen zum Stückpreis von zehn Euro, Gestalt annehmen. Während des Abends wurden bereits Bestellungen für 60 Bäume aufgegeben.

Lingens Stadtarchivar Dr. Ludwig Remling verwies darauf, dass es dem Arbeitskreis bzw. dem Forum gelungen sei, durch konsequente und zielstrebige Arbeit einen Bewusstseinswandel herbeizuführen. Er erinnerte an die Verleihung der Ehrenbürgerschaft an Ruth Foster und Bernhard Grünberg, die beide jüdischen Glaubens sind, die Renovierung der Jüdischen Schule in Lingen, die Errichtung von Gedenksteinen auf dem Jüdischen Friedhof für das Ehepaar Wolf und die Eltern von Bernhard Grünberg, die Benennung von Straßen nach ehemaligen jüdischen Mitbürgern, die Aufklärungsarbeit an den Schulen sowie an die Gestaltung der jährlich wiederkehrenden Gottesdienste und Gedenkfeiern.

Musikalisch umrahmt wurde die Feierstunde von Friederike Schmidt (Flügel) und Christian Schmidt (Violine), den mehrfachen Preisträgern von „Jugend musiziert.“

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